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Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Titel: Kay Scarpetta bittet zu Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Ganze in eisgekühlten Bierkrügen. Mit diesen abscheulichen Schokoladenplätzchen, die du gemacht hattest.« Sie zeigte auf Marino. »Grüner Zuckerguß. Kleine Weihnachtsbäumchen aus Cocktailzahnstochern, die in der Mitte steckten — und innen waren sie roh!«
    »Du machst mich noch ganz krank!« rief Scarpetta. Lucy brach in lautes, unkontrolliertes Lachen aus. Sie hielt sich den Bauch, hopste in der Küche von einem Fuß auf den anderen und kam aus dem Prusten gar nicht mehr heraus. Ihre Tante rührte derweil weiter um.
    »Und an die Bäume hat er kleine rote Liebesperichen geklebt. Wie Ornamente. Und Sternchen oben dran. Wie man es im ersten Ausbildungsjahr für die perfekte Bedienung lernt!«
    Lucy konnte kaum noch sprechen, da ihre Augen vor Lachen und Kreischen tränten.
    Marino betrachtete sie finster.
    »Jeder muß schließlich irgendwo anfangen«, sagte er dann.

Marinos todbringender Eggnog
    Heute abend wollte er drei Leute bewirten, doch es war nun einmal seine Art, von allem mehr zuzubereiten als gesund oder notwendig war. Wenn man ihn ansah, konnte man seinen Arbeitsstil, ohne daß es eines weiteren Beweises bedurft hätte, aus dem geröteten Gesicht und seiner beachtlichen Körpergröße ableiten. Er begann mit einem Dutzend Eier, die er allesamt mit Gewalt aufschlug. Das Eigelb wanderte in den Mixer, das Eiweiß in eine Schüssel aus rostfreiem Stahl. Er schlug das Eigelb steif und zog ein Pfund Puderzucker darunter.
    Während der Normalsterbliche Eggnog zumeist mit dunklem Rum oder Bourbon macht, untergräbt Marino die Ökonomie Virginias und ist Stammkunde einer kleinen Destillerie in Familienbesitz, die Alkohol schwarz brennt. Falls Sie beim Einkaufen hervorragenden Branntwein suchen, sollten Sie unbedingt ein paar Dinge beachten. Er sollte legal sein, und der Destillierkolben muß regelmäßig von der ATF kontrolliert werden. Wichtig ist auch, daß Kupferröhren, Kupferkessel, gefiltertes Wasser und hochprozentiger Korn verwendet werden. Der gute Stoff ist den leichtentzündlichen Dämpfen, die bewußtseinsverändernd wirken, nicht unähnlich. Marino trinkt seinen Korn ab und zu gern aus einem Schnapsgläschen, er ist jedoch auch mit Eggnog gut verträglich, was ihm einen leicht veränderten Charakter verleiht. Marinos Eggnog ist für Kriminelle, aber auch für jene, die gegen solche zu Felde ziehen.
    Er wird Sie aufputschen — oder zum Schweigen bringen. Wenn Sie ihn nicht gewöhnt sind, sollten Sie ihn nur trinken, w enn Sie innerhalb der folgenden zwölf Stunden nicht vorhaben, zu verreisen oder sich auch nur schnell zu bewegen.
    In diesem Stadium muß Marinos Mischung so lange im Kühlschrank in Verwahrung genommen werden, bis die Aromastoffe des Eis sich abgesetzt und dem starken Einfluß des Alkohols nachgegeben haben.
    Gegen fünf Uhr, als Lucy sich vor dem Kamin streckte und angesichts der Kälte warm anzog und Scarpetta noch etwas frischen Oregano in die Sauce gab, nahm Marino den Mixer aus dem Kühlschrank. Er schüttete die erste Mischung in eine große Edelstahlschüssel und schlug mit einem Handmixer zwei Liter Schlagsahne unter. Als Scarpetta gerade nicht hinschaute, goß er schnell noch vier weitere Schnapsgläser Virginia Lightning dazu. Dann stellte er seine feurige Erfrischung zurück in den Kühlschrank, wo sie noch ein Weilchen ausharren mußte.
    Eine Stunde später joggte Lucy immer noch durch die Straßen des West End, und Scarpetta legte mit einem heißen Zimttee in der Hand eine Arbeitspause ein. Marino schlug das Eiweiß, bis es steif, aber nicht trocken war, und gab es dann häufchenweise in die Schüssel. Er fügte die Eimixtur hinzu, wobei er sie beständig mit dem Quirl bearbeitete, bis sein Gebräu schaumig war. Er goß ein Glas für Scarpetta und eins für sich ein und bestreute beide großzügig mit Kakaopulver.
    »Fröhliche Weihnachten«, sagte er und stieß mit ihr an.
    »Vielleicht wird das nächste Jahr ja besser.«
    »Was war denn so schlecht an diesem?« wollte sie wissen. »Ich kann nicht fassen, daß Lucy immer noch draußen im Dunkeln herumläuft. Sie wissen doch, wie gefährlich das ist, Doc. Es gibt hier in der Gegend kaum Straßenlaternen, und die Gehsteige sind alle geborsten von den Baumwurzeln. Vom Fahrstil der meisten Leute hier aus der Gegend einmal ganz abgesehen. Die junge Sportskanone glaubt wohl, ihr könne nichts und niemand etwas anhaben.«
    »Müssen Sie gerade sagen, was?«
    »Tja, mich gibt es aber noch, oder? Und zwar schon ein ganzes

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