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Kaylee

Kaylee

Titel: Kaylee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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auch nur eine einzige Bemerkung über mein Outfit fallen!
    Nach dem Abendessen war es endlich so weit: Tante Val und Onkel Brendon traten durch die Tür neben dem Schwesternzimmer ein. Bevor sie mich sehen durften, hatten sie ihre Taschen ausleeren und alle Besitztümer inklusive Vals Handtasche beim Sicherheitsmann abgeben müssen. Man wollte wohl sichergehen, dass ich nicht auf die Idee kam, jemanden mit Lipgloss und einer Packung Taschentücher umzubringen.
    Als ich die beiden dort stehen sah, musste ich an meinen Dad denken und daran, wie er jedes Jahr an Weihnachten nach Hause kam. Einerseits hätte ich die beiden am liebsten angeschrien oder komplett ignoriert, so sauer war ich, dass sie mich hier zurückgelassen hatten. Ich wollte ihnen genauso wehtun, wie sie mir wehgetan hatten. Sie sollten sich genauso verängstigt und allein fühlen wie ich, ohne den geringsten Trost zu haben, nicht einmal die eigenen Klamotten.
    Andererseits sehnte ich mich so sehr nach einer Umarmung, dass ich die Berührung fast schon fühlen konnte. Ich wollte den Geruch der Außenwelt tief in meine Lungen saugen. Den Geruch von Seife, die nicht in kleinen Pappkartons verpackt war. Essen, das nicht auf beschrifteten Plastiktabletts serviert wurde. Shampoo, das man sich nicht bei den Schwestern ausleihen und zusammen mit seiner Würde wieder zurückgeben musste.
    Letztendlich blieb ich einfach nur stehen und wartete ab.
    Onkel Brendon kam als Erster auf mich zu. Er konnte wohl nicht anders, schließlich floss in unseren Adern dasselbe Blut; meine einzige Verbindung zu Tante Val dagegen bestand darin, dass sie meinem Onkel das Eheversprechen gegeben hatte. Doch ganz egal, warum: Onkel Brendon umarmte mich so fest, als würde er mich nie wiedersehen, was mir eine Riesenangst einjagte. Ich versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken, vergrub stattdessen das Gesicht an seiner Schulter und genoss den Geruch von Aftershave und Tante Vals Lieblingswaschmittel.
    „Wie kommst du zurecht, Liebes?”, fragte er, als ich mich endlich aus der Umarmung löste. Er sah unrasiert aus.
    „Wenn ich jetzt noch nicht verrückt bin, dann spätestens morgen. Nehmt mich mit nach Hause, bitte!”
    Er wechselte einen verstohlenen Blick mit Val, und mir rutschte das Herz in die Hose. „Was ist los?”, fragte ich.
    „Setzen wir uns doch.” Tante Val stöckelte auf ihren Absätzen in den Gemeinschaftsraum, schien ihre Entscheidung nach einem kurzen Blick durchs Zimmer jedoch direkt zu bereuen. Der Fernseher lief, und ein paar der anwesenden Patienten starrten teilnahmslos auf den Bildschirm. Zwei andere waren mit Puzzeln beschäftigt, und in einer Ecke stritt ein dünner Junge, den ich bis jetzt nur einmal gesehen hatte, mit seinen Eltern.
    „Kommt mit.” Ich drehte mich um und lief in den Flur. „Ich hab ein Einzelzimmer.”
    In meinem Zimmer ließ ich mich mit gekreuzten Beinen aufs Bett sinken, Onkel Brendon setzte sich neben mich. Tante Val nahm mit der Stuhlkante vorlieb. „Was ist los?”, fragte ich, als mich beide abwartend ansahen. „Abgesehen vom Offensichtlichen.”
    Onkel Brendon antwortete als Erster. „Du bist noch nicht entlassen, Kaylee. Wir können dich nicht mitnehmen, bevor der Arzt mit dir gesprochen hat.”
    „Warum denn nicht?” Ich biss die Zähne aufeinander, bis es wehtat, und krallte die Finger um die Decke. Jede Hoffnung auf Freiheit schwand dahin.
    „Weil du dir mitten im Kaufhaus selbst an die Kehle gegangen bist.” Tante Vals Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hielt sie die Frage für überflüssig.
    „Das stimmt …” Ich schluckte schwer und drängte die Tränen zurück. „Mir ist nicht klar gewesen, was ich da tue. Ich wollte nur, dass das Schreien aufhört.”
    „Ich weiß, Liebling.” Sie schien wirklich besorgt zu sein. „Das ist ja das Problem. Du hättest dich ernsthaft verletzen können, ohne es zu wollen. Und ohne zu wissen, was du tust.”
    „Nein, ich …” Leider konnte ich dagegen nicht viel sagen. Wenn ich es hätte stoppen können, hätte ich es getan. Aber eine Dosis Lakeside machte die Sache auch nicht gerade besser.
    Onkel Brendon seufzte schwer. „Ich weiß, dass das … unangenehm ist, aber du brauchst Hilfe.”
    „Unangenehm?” Das klang verdächtig nach Tante Val. Ich umklammerte die Bettkante so fest, dass es wehtat. „Ich bin nicht verrückt. Wirklich nicht!” Wenn ich es nur oft genug wiederholte, würde es am Ende vielleicht wenigstens einer von uns glauben.
    „Ich weiß”,

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