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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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den Alten erzählt, richtig? Und dem Anfang des Lebens? Von den Barrani und den Drachen? Dass sie aus Stein waren und leblos, ehe man ihnen ihre Namen gegeben hat?”
    Er nickte langsam.
    “Warum haben die nur zwei gemacht?”
    “Zwei Rassen?”
    Sie nickte.
    Seine Miene veränderte sich.
    Und Andellen sagte leise: “Das haben sie nicht.”
    Das Herz der Hohen Hallen war ein dunkler, dunkler Ort. Es war nicht gerade ein Verlies, aber es war auch nicht genug wie etwas anderes, dass Kaylin sich die Mühe gab, ein anderes Wort dafür zu finden. Die Stufen führten nicht, wie sie befürchtet hatte, endlos nach unten. Sie waren einige Zeit unterwegs, aber sie erreichten ein Ende. Das Knurren hatte an Lautstärke zugenommen, aber sie waren noch nicht nahe genug.
    Und weil sie es nicht waren, stimmte Kaylin jetzt Severns Einschätzung zu. Keine Wilden.
    Sie standen in einem steinernen Korridor, der eher wie ein Tunnel aussah. Es gab einige Hinweise, dass er nicht natürlich war. Auf den Wänden standen in unregelmäßigen Abständen Runen, auch wenn einige angestoßen oder beschädigt waren. Und es gab keine Ratten.
    Die Decke des Korridors sah aus, als hätten ihn riesige Hände in den Fels gerissen, so unregelmäßig war sie. An einigen Stellen war sie so hoch, dass man sie in Andellens Licht nicht mehr sehen konnte, an anderen Stellen so niedrig, dass sie das Haar der Barrani streifte. Der Boden war auch uneben, aber nicht so sehr. Jemand wollte, dass Leute dort gehen konnten.
    Wenn man das Wort “Leute” sehr breit definierte.
    Das Knurren war noch näher gekommen. Was bedeutete, dass sie in die richtige Richtung gingen. Oder die falsche, da es nur eine
gab
. Nirgends waren Zweige oder andere Gänge, nichts in den Felsen selbst.
    Sie dachte, sie hätte sich gefreut, eine Tür zu sehen.
    Bis eine vor ihnen auftauchte.
    Selbst Andellen trat einen Schritt zurück, als sie darauf zukamen. Weil sie aus Ebenholz gemacht war, oder wenigstens so aussah, und jedes verdammte bisschen Licht verschluckte, dass nicht von der einzigen Rune auf ihr ausging. Sie fluchte mit lauter Stimme, die an der höhlenartigen Decke über ihnen widerhallte.
    Andellen hörte die Teile, die keine Flüche waren, und schüttelte den Kopf. “Das ist kein Türzauber”, sagte er ruhig.
    Sie hielt mitten im Satz und mit halb erhobener Hand inne. “Was ist es dann?”
    “Eine Warnung.”
    Und dann wurde ihr klar, wo sie diese Art von Schwarz schon einmal gesehen hatte. Das Fallgatter an der Nachtschattenburg. Das führte zu weniger Fluchen und mehr echter Sorge. Aber sie betrachtete die Tür und sagte leise: “Er ist hier gewesen.”
    Sie sahen sie alle an, als würden sie auf mehr warten.
    “Der Lord der grünen Auen. Er ist hier gewesen. Also müssen wir auch diesen Weg gehen.” Sie atmete tief ein, als würde sie vielleicht nie wieder Luft bekommen, und ging durch die Tür hindurch, direkt unter der leuchtenden Rune.

18. KAPITEL
    S ie hatte erwartet, benommen und desorientiert zu sein. Sie hatte erwartet, dass die Welt sich änderte. Sie hatte erwartet, an einem anderen Ort ausgespuckt zu werden.
    Doch der Gang durch
diese
Tür war ganz anders als der Gang durch das Fallgatter, weil es aussah, als würde er kein Ende nehmen. Sie war in der Dunkelheit gefangen, von ihr umschlungen, sie klebte auf eine Art an ihr, wie
nichts
kleben können sollte. Sie spürte die Dunkelheit fast unter ihrer Haut, und könnte sie es, sie hätte ihre Haut ausgezogen, nur um sie loszuwerden.
    Hoffentlich versuchte sie es nicht. Sie konnte nur sehr wenig sehen und sehr wenig fühlen. Sie konnte Knurren hören, was auch nicht viel half. Hier war einfach kein Ort. Sie konnte nicht vorwärts – und nicht zurück, was ihr im Augenblick als die bessere Alternative erschien. Sie war sich nicht bewusst, dass sie sich überhaupt bewegte oder dass sie es konnte. Sie spürte ihre Füße nicht. Konnte auch nicht sagen, ob sie brüllte, weil sie ihre Lippen nicht spüren konnte.
    Sie spürte ihre Arme und ihre Schenkel. Spürte sie, als wären sie zerfurchter, lebendiger Stein, spürte die Form der Worte, die darin gemeißelt waren und die sie immer noch nicht verstand und die sie normalerweise ignorierte so gut sie konnte.
    Doch jetzt dachte sie an sie, weil sie so gut wie das Einzige waren, was sie an diesem Ort spüren konnte, und dieses Gefühl erinnerte sie daran, dass sie irgendwo
war
. Dass sie wirklich noch lebte.
    Und als sie das tat, hörte sie Worte, die

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