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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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was der Lord des Barranihofes zu dir gesagt hat, nachdem ich gegangen bin.”
    “Nein. Habe ich nicht.”
    “Was hat er gesagt?”
    “Ich habe es dir aus einem bestimmten Grund nicht erzählt”, antwortete er angespannt.
    “Er wusste es.”
    “Wusste was?”
    “Von dir. Von … von unser Vergangenheit.”
    Severn schwieg. Sie legte eine Hand an sein Gesicht, und fast wäre er zurückgezuckt. Aber er war Severn, natürlich tat er es nicht. “Er hat dir gesagt …”
    “Kaylin, lass es. Bitte.”
    Sie nickte. “Wie lange habe ich geschlafen?”
    “Ein paar Stunden.”
    “Ich fühle mich kaum besser.” Sie glitt aus dem Bett. Sah nach den Schuhen, die auf dem Boden lagen. Fragte sich, ob sie von den Barrani passende Schuhe zu ihrem Kleid bekommen könnte. Wahrscheinlich. Aber nicht sofort, und sie wollte sie prompt.
    “Wo gehst du hin?”, fragte er sie leise.
    “Zurück”, sagte sie entschlossen, “in den Turm.”
    Seine Miene blieb ungerührt. “Ich komme mit.”
    Sie zögerte, aber nicht sehr. “Die Zeremonie … die ist morgen, oder?”
    Er nickte. “Wohin gehen wir?”
    “Oh”, sagte sie locker, “fast überallhin.”
    Er murmelte etwas über Leontiner und Schauspielerei.
    “Das habe ich gehört.”
    Sie standen auf und verließen den Raum.
    Andellen und Samaran teilten sich wie die Flügel eines Tores, als sie durch die Tür traten. Andellen verbeugte sich tatsächlich.
    “Belauscht ihr jedes verdammte Wort, das ich sage?”, fragte sie ihn.
    Sein Gesicht war ein Musterbeispiel für Neutralität. Gerüstete Neutralität. Aber seine Augen hatten eine merkwürdig grüne Farbe.
    Sie marschierte die Gänge entlang, ohne auf die auffallenden Elemente atemberaubender Schönheit zu achten, die man dort finden konnte – wenn man sich etwas daraus machte.
    “Was suchst du?”, fragte Andellen sie, nachdem sie fünf Minuten in angespannter Stille gegangen waren.
    Sie antwortete, ohne ihn anzusehen. “Das Herz der Hohen Hallen.”
    “Ich hätte gedacht, du hast es schon gefunden.”
    “Wie lustig, ich auch.”
    Er blieb stehen, doch sie bemerkte es kaum. Severn allerdings tat es und fasste sie am Arm. Sie drehte sich um, ohne sich die Mühe zu machen, ihren wachsenden Ärger zu verbergen. Weil er sich fast genau wie Aufregung anfühlte. So sehr, dass sie sich nicht sicher war, es unterscheiden zu können.
    “Die Sache birgt ein Risiko, Lady”, sagte Andellen leise.
    Sie starrte ihn an. Lange. Und stellte ihm dann eine Frage. “Woher kommen die Wilden?”
    Er legte die Stirn in Falten.
    Severn ebenfalls.
    “Aus den Kolonien”, sagte Andellen schließlich.
    Sie wendete sich an Severn. “Dann waren das, was wir bekämpft haben, keine Wilden?”
    “Das waren Wilde.”
    “Sie waren nicht echt?”
    Severns Miene besagte eindeutig: Mir gefällt nicht, worauf du hinauswillst. “Sie waren echt”, behauptete er. Aber er sagte es, als hätte sie ihn dazu gezwungen.
    “Wenn ihr nicht gehen wollt, bleibt in meinem Zimmer”, sagte sie knapp zu Andellen und Samaran. Und auf Elantranisch: “Aber ich muss.”
    “Warum?”
    “Weil ich einen Traum hatte, okay?”
    “Kaylin …”
    “Und ich will sehen, wie viel davon wirklich nur ein Traum war.”
    “Der Lord des Barranihofes …”
    Kaylin sagte Andellen, was der Lord des Barranihofes ihrer Meinung nach gern tun konnte. Da es anatomisch durchaus möglich war, verstummte Andellen.
    Fünf Sekunden lang. “Lady Kaylin, Ihr solltet hoffen, dass keiner, der zuhört, Elantranisch versteht.”
    “Im Augenblick? Geht mir das am Arsch vorbei.”
    Er sah merkwürdig verblüfft aus. Und sie bemerkte, dass er versuchte sich ihren Kommentar bildlich vorzustellen. Sie schnaubte. Für kluge Unsterbliche konnten sie wahnsinnig begriffsstutzig sein.
    Sie stampfte davon. Alle folgten ihr. Sie folgten sogar schnell. Hätte sie ihre Stiefel getragen, wäre ihnen wirklich nichts anderes übrig geblieben.
    Der Torbogen, der in den Turm führte, tat sich wie aus dem Nichts vor ihnen auf.
    Und er sah anders aus. Der Schlussstein war noch da, aber der Rest des Bogens schien neu gebaut worden zu sein, er war breiter, dicker und viel schroffer.
    Dennoch war es der gleiche Bogen. Kaylin wusste es, sobald sie ihn sah. Sie warf Andellen einen Blick zu. Er sagte nichts.
    Vor ihnen, hinter dem Bogen, befand sich eine unbekannte Treppe, und die führte nach unten. Es gab auch kein Geländer oder anderen Halt. Eine ungeschickte Person würde wahrscheinlich schneller als

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