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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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zurück zum Quartiermeister und sag ihm, er soll dir die Schuhe geben. Sofort!”
    “Es ist ja nicht so, als könnte man die blöden Stiefel überhaupt sehen”, sagte Kaylin. “Die Röcke sind so lang, dass man …”
    “Doch, man kann. Wenn du sie nicht siehst, sieht sie jemand anderer. Oder man hört sie. Die Stiefel sind für den Patrouillendienst.”
    “Was hast du an?”
    “Schuhe.”
    “Warum?”
    “Ist doch egal, Kaylin. Versuch – einfach höfisch auszusehen. Und steh still. Ich bin mit den letzten Knöpfen noch nicht fertig.”
    Kaylin wollte ein Wörtchen – oder Hunderte – mit den Näherinnen reden. Aber sie wollte auch einen Spiegel. Als Lord Nightshade ihr ein Kleid gegeben hatte, hatte man es wenigstens anziehen können. Es war nicht praktisch, und es hatte zugegeben viel weniger Stoff – aber es war lange nicht so ein Albtraum gewesen wie dieses.
    Nicht annähernd so reich verziert.
    Sie versuchte sich zu drehen und nahm ungelenk ihre Arme hoch.
    Die Tür öffnete sich, und Schuhe erschienen am Ende von Severns Arm. “Sag Kaylin, sie schuldet mir was.”
    “Ich bin mir sicher, das weiß sie. Sie hat den Quartiermeister selbst besucht.”
    “Nicht beim zweiten Mal.”
    Teela trat ein und sagte Kaylin mit einer Stimme, die ganz einem Hauptmann entsprach, wie sie stehen sollte, wann einen Fuß heben und wie gehen. Die Schuhe waren … Schuhe. Es war nicht gerade schwer, darin zu gehen, aber sie spürte die kleinen Absätze unter ihren Sohlen, und es gefiel ihr nicht besonders.
    “In denen kann ich keine halbe Meile laufen”, murmelte sie und sah ihre Knöchel an.
    “Falls du überhaupt laufen musst”, antwortete Teela mit einer Süße, die im Umkreis von Meilen Löcher in die Zähne gefressen hätte, “bist du bereits tot.” Die Barranifalkin trat einen Schritt zurück. “Deine Haare”, sagte sie mit einer Grimasse.
    “Was stimmt nicht mit meinen Haaren?”
    “Wenn du Details willst, sind wir zwei Stunden beschäftigt. Zieh den Stab raus.”
    “Aber dann sind sie mir nur im Weg …”
    “Kaylin. Den Stab.”
    Kaylin zog. Ihr Haar fiel ihre Schultern hinab. An den Enden war es an einigen Stellen ausgefranst, und glatt und glänzend war es bestimmt nicht. Was, wie man an Teelas schmerzverzerrtem Gesicht ablesen konnte, offensichtlich war.
    “Ich nehme nicht an, dass du eine Bürste besitzt?”
    “Im Stall liegt wahrscheinlich eine. War nur ein Witz! Nur ein Witz.”
    “Du hast keine.”
    “Nicht so richtig. Die sind so schwer. Und normalerweise trage ich meine Haare einfach …”
    “Wie einen schlechten Hut. Ja. Das war uns schon aufgefallen.”
    “Hast du eine Bürste?”
    Teela schnaubte. Nein, natürlich nicht. Das würde ja bedeuten, sie wäre nicht perfekt. “Dann muss es wohl so reichen.” Sie trat einen kritischen Schritt zurück.
    Kaylin kannte diesen Blick gut – aber sie war nicht daran gewöhnt, ihn außerhalb eines Drillkreises oder Prüfungssaales zu sehen. Sie trat gegen einen leeren Eimer, und es tat ihren Zehen richtig weh.
    “Komm”, sagte Teela, “draußen wartet eine Kutsche.”
    “Wenn du fährst, gehe ich zu Fuß”, antwortete Kaylin.
    Sie betraten die Halle.
    Severn lehnte gegen die gegenüberliegende Wand, und als er Kaylin sah, blieb er irgendwie dort kleben. Seine Augen wurden größer, aber sonst veränderte sich nichts, er bewegte sich einfach nicht. Und atmete eine Minute lang auch nicht viel.
    “Sehe ich wie ein Trottel aus?”, fragte sie befangen.
    “Du siehst sehr … anders aus.”
    “Gut anders?”
    Er zuckte mit den Schultern. “Anders. Wie eine Adlige.”
    “Wenn ich viel fluche, würde das helfen?”
    “Du hast nie viel Zeit mit echten Adligen verbracht, was?”
    “Die lassen mich nicht.”
    “Kann mir nicht vorstellen, warum.”
    Sie trat ihn. Das tat ihren Zehen ebenfalls weh, er trug Schienen unter seinen Hosen.
    Aber als sie aufgehört hatte, auf der Stelle zu hüpfen, bot er ihr seinen Arm an. Sie starrte ihn an.
    “Nimm ihn”, befahl Teela knapp, “sonst stolperst du und legst dich auf die Nase, und das können wir wirklich nicht brauchen. Bei Hofe mit blutiger Lippe zu erscheinen macht dich auf Arten beliebt, die du dir überhaupt nicht vorstellen kannst.”
    Kaylin nahm den Arm, und Severn blieb kurz stehen, um ihre Finger zu richten. “Klammer nicht so”, sagte er mit einem seltsamen Lächeln. “Du siehst wie ein Invalide aus oder wie ein Kind.”
    “Was soll es dann bringen?”
    “Fassade”, erklärte

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