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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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glaube, er muss es gewusst haben. Ich dachte … ich dachte, es wäre vorbei.”
    Sein Gesicht war blass, und dieses eine Mal war Severn es, der sich abwendete. “So sehr, wie es je vorbei sein kann”, sagte er. Sie konnte nicht einmal versuchen, den Tonfall seiner Stimme in diesem Augenblick zu beschreiben.
    Sie wendete sich ab und rieb über ihre Augen mit den Handballen. Als hätte sie etwas in ihnen. Nicht einmal Kaylin war im Lügen so schlecht, dass sie versuchte, etwas dazu zu sagen. Die Geste musste ausreichen.
    Sie schwiegen eine Weile. Selbst der Schmerz konnte sie nicht trennen.
    “Aber jetzt …” Sie zuckte erneut mit den Schultern. “Ich bin nicht seine Waffe. Was auch immer ich sein sollte, ich bin es nicht. Aber das, wofür er mich benutzen wollte …”
    “Die Feiertage.”
    “Du glaubst es auch.”
    Er nickte stumm. “Ich gehe mit dir.”
    “Das kannst du nicht.”
    Sein Lächeln war dünn, so dünn wie die Schneide eines Dolches. “Bei Hofe gab es Lethe”, sagte er zu ihr, “und Lethe ist eine Sache des Gesetzes.”
    “Es ist nicht …” Sie hielt inne. Lachte. “Teela.”
    Er nickte.
    “Sie muss dich entweder mögen oder eine Menge Geld beim Wetten an dich verloren haben.”
    “Oder beides.”
    “Severn?”
    “Ich gehe”, sagte er wieder, aber bestimmt. “Hast du je gesehen, wie Lethe benutzt wird?”
    Sie schüttelte den Kopf.
    “Dann überrascht es mich, dass du davon weißt.”
    “Es ist eine legale Sache. Nützlich.” Sie zuckte mit den Schultern. “Falls es hilft, ich habe gesehen, wie Teela und Tain einen Dealer am Ufer des Ablayne fast umgebracht haben. Sie nehmen es ziemlich ernst.”
    “Ich habe es bemerkt”, sagte er leise. “Wenn sie ihn nur halb umgebracht haben, nehmen sie es nicht ernst genug.”
    “Wir sind keine Wölfe”, antwortete sie leise.
    Er hob die Schultern, ganz Schattenwolf. “Du solltest ein Bad nehmen oder so etwas. Ich glaube, die wollen dich bald ausstatten.”
    Im tiefsten Innern ihres Herzens – als hätten Menschen tatsächlich so viel davon – hatte Kaylin Schmuck und Flitter schon immer gemocht. Sie hatte es sich gerne angesehen und hatte gerne davon geträumt. Normalerweise träumte sie davon, es zu stehlen und zu verkaufen, aber das war in den Kolonien gewesen. Dort wurden die meisten Träume gebrochen, die man behalten durfte.
    Auf der anderen Seite des Ablayne, als Falke, hatte sie gelernt, was Glanz wirklich bedeutete, und daraus hatte sie gelernt, ihn zu verachten. Wenn Neid eine kleine Rolle dabei spielte, die Verachtung leichter zu machen, war sie nicht großmütig genug, ihn zu ignorieren.
    Deshalb trat sie mit sehr gemischten Gefühlen vor den sehr wütenden Quartiermeister. Sie fragte sich, ob sie sich nicht für einen paar Monate zum Schreibtischdienst einteilen lassen konnte, denn sie war sich verdammt sicher, dass sie für jeden noch so kleinen Kratzer in ihrer Uniform wenigstens genauso lange bezahlen würde.
    Noch länger, wenn man sich den weißen Rand seiner zusammengepressten schmalen Lippen ansah. Er reichte ihr eine … Tüte. Mit einem Bügel dran. Als ob darin ein Gift wäre, was von Menschen mit mehr Geld als Verstand importiert wurde.
    “Das”, sagte er, “gehört dir.”
    “Das muss noch angepasst werden”, setzte Severn an.
    “Der Falkenlord hat den Näherinnen Zugang zu allen aktuellen medizinischen Akten gegeben. Wenn es ein Problem mit der Genauigkeit der Abmessungen gibt, sind sie direkt an die Gilde der Näherinnen weiterzureichen.” Seine Augen waren ein blasses Blau, das schon fast ins Graue ging. Normalerweise gefiel Kaylin diese Farbe. Sie musste aber zugeben, dass sie zu hektischen Flecken nicht gerade gut passte.
    Sie dankte ihm überschwänglich. Sie dankte ihm mit so viel Kriecherei, wie man in Elantranisch nur unterbringen konnte. Es würde wahrscheinlich nichts bringen, aber beim Quartiermeister war es immer besser, maßlos zu übertreiben.
    Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass er lachte.
    Sie nahm die Tasche und zog sich zurück, begleitet von Severn. Er war als Falke gekleidet. Mit einer Kette. Und einem Schwert. Und mehreren weniger gut sichtbaren Dolchen. Sie fragte sich, ob er sich manchmal versehentlich schnitt, wenn er sich bewegte.
    Sie wendeten sich dem sogenannten Ankleidezimmer zu – es war zum größten Teil Lagerraum mit etwas freiem Boden in der Mitte –, und Severn schob sie vorwärts. “Ich bewache die Tür”, sagte er.
    Sie nickte.
    Und bereute es,

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