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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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gehandelt”, räumte er schließlich ein, “doch nur, weil mir die Unverletzlichkeit des Hofes über alles geht. Es ist mir ein Graus, das Zeichen von Nightshade in einem Gesicht zu sehen, das so nah an das Eure kommt, High Lord.”
    “Nicht mehr als mir selbst, aber ich
habe
ihre Gegenwart hier gutgeheißen, und ich werde mir nicht nachsagen lassen, dass der Hof die Gastfreundschaft, die er verspricht, nicht einhält.” Er kniff seine Augen zusammen. “Und der Lord der Westmarsche, Lord Evarrim?”
    Der Arkanist richtete sich auf. Der Rubin, der seine Stirn zierte, hatte nicht die Farbe des Feuers, er hatte die Farbe des Blutes, und es schien sich in ihm zu bewegen.
    Selbst das schien der oberste Lord ohne ein Anzeichen von Ärger zu akzeptieren. “Noch nie wurde ihm nachgesagt, dass mein jüngerer Sohn eine große Zuneigung zu Sterblichen zeigt.”
    “Nein, High Lord.”
    “Und ebenso selten kommt es vor, dass eine
Kyuthe
anerkannt wird.”
    Lord Evarrim nickte.
    “Wollt Ihr diese Behauptung leugnen?”
    Blaue Augen blickten in Kaylins. Sie waren sehr dunkel. “Sie ist eine Gefahr”, warnte er. “Für den Lord der Westmarsche. Und für den Hof.”
    Kaylin schloss ihre Augen nicht. Das wäre ein Zeichen der Schwäche gewesen.
    Doch Teelas Lachen klang wie eine Kaskade von kleinen, musikalischen Glocken. “Lord Evarrim”, sagte sie, die Belustigung in jeder ihrer Silben hörbar, als wären sie Instrumente und sie die Spielerin, “ist das Arkanum so geschwächt, dass es in einer einzigen Sterblichen eine Bedrohung sieht, die in den Augen des Kaisers noch kaum erwachsen ist?”
    Lord Evarrim runzelte die Stirn. Das sprach Bände. Wäre er Leontiner, er wäre nur noch ein Haufen aufgestelltes Fell, gefletschte Zähne und ausgefahrene Klauen. “Anteela, wie angenehm, dich hier zu sehen, Cousine. Ohne Zweifel hat dich deine Zeit bei den Falken mit allen möglichen Sterblichen zusammengebracht. Tatsächlich finde ich es in Anbetracht deines Umgangs merkwürdig, dich vor deinem und meinem obersten Lord stehen zu sehen, neben einer Sterblichen, die das Augenmerk des Ausgestoßenen, des Lords der Westmarsche und Lord Sanabalis’ auf sich zieht. Willst du behaupten, so ein verstärktes Interesse an jemandem, der bloß sterblich ist, käme häufig vor?”
    “In der langen Geschichte des Hofes sind Sterbliche oft von Belang gewesen”, entgegnete Teela und unterstrich ihre Worte mit einem zierlichen Schulterzucken. “Hier und heute erscheint es mir nicht merkwürdig … eher irgendwie passend.”
    Kaylin war bis dahin bei ihrem Wortgefecht mitgekommen, aber irgendwie hatte sie nun den roten Faden verloren.
    “Und ich würde sagen, Lord Evarrim, dass sie auch das Interesse des Arkanums geweckt hat, wenn Ihr mit so viel Vehemenz von ihr sprecht.”
    “Ich spreche mich nicht für ihre Anwesenheit aus.”
    “Nein, das nicht, aber Ihr sprecht, als könnte ihre Anwesenheit eine Bedrohung für unseren obersten Lord darstellen. Und wenn Ihr aus einer Position des Wissens heraus argumentiert, würde es dem Hof sicher Freude bereiten, anzuhören, was Ihr zu sagen habt.”
    Kaylin hatte die Fäden wieder zu fassen bekommen. Aber irgendetwas Wichtiges war ihr entgangen, das wusste sie.
    Der Lord der Barrani wartete.
    Und die Götter eilten wieder zu Hilfe. Der Lord der Westmarsche erschien am Rande des Kreises, der auch Lord Evarrim beherbergte. Der Blick, den die beiden wechselten, war nicht freundlich – er konnte nicht einmal mit viel Wohlwollen so gedeutet werden. Er war allerdings mit allem äußeren Anschein des Respekts und der Ehrerbietung gestählt.
    “Bitte verzeiht”, sagte der Lord der Westmarsche. “Ich war beschäftigt, High Lord, und mir nicht bewusst, dass meine
Kyuthe
angekommen ist.”
    “Lord Evarrim hat deine Entscheidung angezweifelt”, sagte der oberste Lord gelassen. Es war eine Herausforderung. Selbst Kaylin erkannte das. Aber es lag keine Wut darin.
    “Das war zu erwarten”, sprach der Lord der Westmarsche ernst. “Ich habe Sterbliche noch nie gemocht. Allerdings habe ich meine persönlichen Angelegenheiten auch nie zur Hofsache gemacht. Ich hielt diese Angelegenheit für kaum erwähnenswert.” Er trat näher. Auch wenn die Barrani sich nicht überstürzten, ihm aus dem Weg zu gehen, machten sie ihm doch den Weg frei. Kaylin konnte nicht sehen, wie, und sie hatte schon viel Zeit bei Massenpatrouillen verbracht, besonders während der Feiertage.
    “Kaylin Neya”, sagte der Lord der

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