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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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seine Stimme unter die Bitte des Falkenlords gesetzt.” Ihr Tonfall sagte “Und das wurde auch Zeit”, aber sie war klug genug, das nicht auszusprechen. “Solltest du zu sehr vor den Kopf gestoßen sein, um es zu lesen, das hier ist eine Bitte, den Anführer des Ordens der Orakel zu uns zu senden.”
    “Orakel?”
    “Die auch. Falls du darauf bestehst, hier im Büro zu bleiben, kannst du sie in etwa, na ja, einer halben Stunde selber treffen.” Sie schwieg einen Augenblick. “Das ist die erste Mahlzeit, für die Marcus sich Zeit nimmt, seit Catti verschwunden ist.” Sie musste nicht hinzufügen, was sie beide wussten: Er aß auch jetzt nichts. Er gab Caitlin streng verbotene Zeit mit Kaylin.
    “Hat Marrin angerufen?”
    Caitlin nickte schweigend. Sie konnte eine scharfe Zunge haben, aber sie setzte sie nie gegen die Rudelmutter der Findelhallen ein. “Drei Mal. Ihr Fell steht aufrecht, und sie kann ihre Klauen nicht eingezogen behalten.”
    “Ich bin überrascht, dass sie überhaupt sprechen kann.”
    “Konnte sie nicht. Nicht in unserer Sprache. Aber Marcus hat die Anrufe entgegengenommen.”
    Kaylin ließ sich gegen den Schreibtisch fallen. “Caitlin – wann wird meine Suspendierung aufgehoben?”
    “Ich weiß nicht, Liebes. Zu versuchen ein Mitglied der Falken umzubringen, während man
in
einem Waisenhaus ist, verlangt nach ein wenig mehr als dem normalen bürokratischen Aufwand. Ich habe alle Formulare ausgefüllt, die ich finden konnte – aber die Hilfe, die du brauchst, kann ich dir nicht besorgen.”
    “Teela –”
    “Ist mit Tain unterwegs.” Caitlin zögerte einen Augenblick. “Und mit Severn.”
    “Aber – aber –”
    “Er wurde ebenfalls provisorisch suspendiert, aber er hat sich freiwillig den Tha’alani gestellt. Dort wurde sofort deutlich, dass alle Aggression von dir ausging. Es tut mir leid”, fügte sie hinzu und meinte es ehrlich. Das war eines der Dinge, die Kaylin an ihr liebte. “Clint und Tanner sind an den Toren, aber der Falkenlord hat jeden anderen Aerianer in die Luft befohlen. Er hat Reserven einberufen, die wir seit Jahren nicht benötigt haben. Falls die – Entführer gesichtet werden können, finden wir sie.”
    “Wir haben nicht die
Zeit
.”
    “Kaylin, du bist etwas Besonderes, das muss ich dir lassen. Aber du bist ein einzelner Falke. Jeder andere Falke weiß, worum es zurzeit geht, und jeder von ihnen zeigt persönliches Interesse an der Sache.” Sie streckte ihre Hand aus und nahm Kaylins zitternde Hände in ihre. Es war schwer zu sagen, welche mehr zitterten.
    Kaylin zog ihre Hand zurück und schob sich die Haare aus den Augen. “Wo ist Tiamaris?”
    “Der Drache?”
    “Genau der.”
    “Er ist in der Findelhalle. Kaylin –”
    “Sag Marcus, wohin ich gehe. Falls er mich braucht.”
    “Er wird nicht gerade glücklich damit sein.”
    “Wahrscheinlich nicht. Aber es wird ihn auch nicht überraschen.”
    Amos stand nicht an den Toren Wache. Wahrscheinlich war er irgendwo im Tempelbezirk oder noch schlimmer. Er war nie eine Wache gewesen, die in der Lage war, mit solchen Situationen umzugehen; das Schlimmste, was er normalerweise zu sehen bekam, waren aufmüpfige Kinder, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, davonzulaufen.
    Deswegen standen die Tore offen, und der Pfad zwischen der Straße und der Findelhalle war vollkommen leer. Es war ungefähr Mittag, vielleicht eine Stunde früher oder später, also war das sehr ungewöhnlich. Und auch wieder nicht. Kaylin ließ sich selbst ein, schloss das Tor hinter sich – oder versuchte es, für ein Tor hatte es ziemliche Defizite, was die Riegel anging – ehe sie eilig den Pfad hinaufging und die Treppen erklomm. Das Eingangstor war geschlossen, aber sie versuchte den Knauf, und er quietschte, während er sich drehte.
    Sie war nicht so dumm, eilig in die Eingangshalle zu hasten. Wäre die Situation nicht so dringend gewesen, wäre sie überhaupt nicht so dumm, einzutreten, ohne Marrin zuerst per Spiegel zu benachrichtigen.
    Doch Marrins Geruchssinn war mindestens so fein wie der von Marcus, wahrscheinlich noch feiner, weil sie so aufgebracht war. Auch wenn sie den Vorhof betreten hatte, ehe Kaylin eintreten konnte, war sie – noch – nicht in voller Angriffshaltung. Soll heißen, sie sprang Kaylin nicht an und versuchte ihr die Kehle herauszureißen.
    Aber ihre Klauen blitzten und waren voll ausgefahren, und ihre Augen hatten die falsche Form und Farbe. Kaylins Leontinisch war armselig – die

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