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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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sich sicher war, dass er die Antwort auf die Frage bereits kannte – und seine frühere Nachricht im Spiegel bewies das – antwortete sie ihm. “Ich habe sie geheilt.”
    Er gewährte ihr daraufhin etwas. “Ich habe mit Kassan gesprochen. Er war hilfreich, aber er versteht deine Gabe nicht. Seine Antworten waren vage, und sie reichten mir nicht aus. Wie hast du das Kind geheilt?”
    “Was meinst du, wie?”
    “Sie war nicht krank.”
    “Nein.”
    “War sie verletzt?”
    “Sie lag im Sterben”, sagte Kaylin, ohne die Worte besonders zu betonen.
    “An ihren Verletzungen?”
    “Sie war gefallen.” Kaylin schloss die Augen. So war es einfacher. “Sie war gefallen und hatte sich etwas gebrochen. Ihren Rücken. Mehr als ihren Rücken. Ich hatte so etwas noch nie gesehen.”
    Ein einziges Wort von Tiamaris ließ sie die Augen wieder öffnen. Er starrte sie an und war fast … überrascht. Nicht ehrfürchtig, er war immer noch ein Drache. “War sie überhaupt bei Bewusstsein?”
    “Sie atmete kaum noch. Nein, sie ist nicht aufgewacht. Erst – danach.”
    “Kaylin, Ich
weiß
, dass du in Magischer Geschichte fast durchgefallen wärest.”
    Sie zuckte zusammen.
    “Ich weiß, dass du auch in Praktischer Magie fast durchgefallen wärest.”
    “Und Mathe”, fügte sie hinzu, der Vollständigkeit wegen.
    “Um Zahlen geht es jetzt nicht. Sondern um Magie. Du musst wissen, dass heilende Magie im Kaiserreich sehr selten vorkommt.”
    “Ich weiß. Deshalb darf ich meine – meine Gabe nicht in der Öffentlichkeit benutzen. Nicht, wenn ich ein Falke bleiben will.”
    “Du benutzt sie trotzdem.”
    “Nur bei Leuten, die hinterher nicht darüber sprechen.”
    Er zeigte beim Lächeln seine Zähne. Echte, an die bildlichen war sie gewöhnt. “Kinder reden immer”, widersprach er ihr.
    Sie spürte eine Wut wie einen Sommersturm in sich aufziehen. “Bist du hier, um Informationen aus
Waisenkindern
herauszupressen?”
    “Ich bin hierher gekommen”, sagte er, in seiner Würde nicht gekränkt, “um Marrin davon abzuhalten, ihre Tobsuchtsphase einzuläuten.”
    “Du –” Sie hielt inne. Sie konnte sich keinen anderen Falken vorstellen – außer vielleicht Marcus, und da war sie sich auch nicht sicher – der so etwas sagen und ernst meinen konnte.
    “Wenn Catti tot aufgefunden wird – und unter uns beiden müssen wir zugeben, dass es immer wahrscheinlicher wird, da sie offensichtlich von Magie entführt wurde, wie die anderen Opfer auch –, brauchen die Findelhallen Marrin trotzdem weiterhin. Und ihre Waisen werden sich von einer tobsüchtigen Leontinerin kaum erholen – und wenn doch, dann wird Marrin es nicht überleben. Die Lords der Gesetze werden versuchen müssen, sie einzusperren.”
    Es gab nur einen Weg, einen tobsüchtigen Leontiner einzufangen. Kaylin schluckte.
    “Es gibt unter den Lebenden keinen Heiler, dem gelingen kann, was dir gelungen ist, falls ich richtig verstehe, was du mir gesagt hast. Wie hast du es geschafft?” Seine Augen glänzten jetzt golden. Sein Blick war so intensiv, dass er nicht einmal blinzelte.
    “Ich – ich weiß es nicht.”
    “Du musst, Kaylin.”
    “Aber ich weiß es nun mal nicht.”
    Er wartete geduldig, und sie merkte, dass er auf jede noch so zusammenhanglos gebrabbelte Antwort von ihr warten würde. “Ich – ich konnte sie nicht hören”, sagte sie nach einer Pause. “Als ich sie berührt habe. Als ich sie gerufen habe. Es gab keine Antwort. Es war, als wäre – als wäre sie schon tot. Ich konnte sie nicht
spüren
.”
    “Und normalerweise kannst du?”
    “Normalerweise haben die Kinder, zu denen ich gerufen werde, hohes Fieber, aber sie sind noch da. Catti nicht. Sie war – sie war nicht da. Ich musste sie zuerst finden.”
    “Wie hast du sie gefunden?”
    “Ich – ich habe mich an sie erinnert.”
    “Wie?”
    “Ich – ich habe mich einfach an sie erinnert. Als kleines Kind. Als Mädchen, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Ich habe mich an ihren Gesang erinnert – ihre Stimme ist fast noch schlimmer als meine. Ich habe mich an ihre Haare erinnert. An ihr Lächeln. Ich habe – mich einfach an
sie
erinnert. Und daran habe ich mich festgehalten, während ich –” Sie verstummte.
    Tiamaris trat näher auf sie zu. Seine Schritte waren leicht für einen Mann seiner Größe und seines Gewichts. Als er ihre Schulter berührte, schrie sie fast auf, aber seine Hand war sanft. “Kaylin, wenn wir auch nur die kleinste Hoffnung darauf haben

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