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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Kaylin Neya, aber wende dich nicht von dem ab, was du sehen
musst
.” Als er ihr daraufhin seinen Arm anbot, merkte sie, dass sie ihn brauchte. Die Berührung vertrieb Severns Bild, und sie brauchte den Abstand.
    Sie gingen schweigend, die Wärme seines Armes gleichsam Trost und Anklage.
    “Kaylin, eine Sache noch.”
    “Lord Nightshade?” Sie drehte sich am Rand des funkelnden Lichts um, das sich als das Fallgatter herausstellte.
    “Sag Lord Evarrim – sag jedem der hochkastigen Barrani –, sollten sie dich ohne meine Erlaubnis auch nur anfassen, bedeutet das Krieg.”

14. KAPITEL
    “B ei allen Göttern, Kaylin, du bist
suspendiert
. Was meinst du, was das heißt?” Marcus’ Knurren füllte den ganzen Raum und brachte so ziemlich das ganze Büro zum Schweigen. Allerdings konnten die Leute ziemlich selbstmörderisch werden, wenn es darum ging, ihre Neugierde zu befriedigen, deshalb ließen sie auch nicht sofort die Arbeit fallen und flohen, als sie den Ton seiner Stimme hörten.
    “Dass ich meine Besuche in Zivil erledige?”
    “Dass Clint gefeuert wird, falls er dich reinlässt.”
    Sie schenkte ihm ihr bestes Ich-bin-harmlos-und-es-tut-mir-echt-leid-Lächeln, allerdings war das leider nicht die richtige Art der Entschuldigung.
    “Ich sollte dich aus dem Büro werfen lassen. Durchs Fenster”, fügte er hinzu und warf einen Blick in dessen Richtung. Es gab nur eines, und kein sehr großes. Fenster und Sicherheit sprachen nicht gerade die gleiche architektonische Sprache. Kaylin bezweifelte, dass sie hindurchpassen würde, ohne das Mauerwerk zu beschädigen. Andererseits hatte Marcus zum Beispiel kein Problem damit, regelmäßig seinen Schreibtisch zu beschädigen. Doch noch während er sich umdrehte, legte sich sein Fell wieder glatt. Seine Wut war bloß eine Fassade. Sie gehörte zum Bürorudel, so nahe an seiner Familie, wie sie ohne Pelz sein konnte.
    “Es tut mir leid.” Sie hoffte, es klang in seinen Ohren nicht so lahm wie in ihren. Das Gehör der Leontiner war außergewöhnlich gut. Ebenso wie ihr Geruchssinn. Und ihr Spürsinn. Oh, verdammt, und ihre Launen suchten auch ihresgleichen, wo sie schon mal eine Liste aufstellte. “Aber ich musste wissen –”
    “Suspendiert”, entgegnete er bestimmt, “bedeutet, dass du raus bist. Du darfst nicht arbeiten. Was bedeutet”, fügte er hinzu und ließ seinen wütenden Blick einmal über das ganze Büro wandern, “dass niemand mit dir über interne Angelegenheiten oder Untersuchungen reden darf.” Er streckte seine Krallen über dem Tisch aus, aber er grub sie nicht in die Holzplatte. “Der Falkenlord ist nicht glücklich.” Er hätte genauso gut über das Wetter plaudern können, nur, dass er das nie tat. “Der Schwertlord ist ebenfalls weniger als beeindruckt.”
    “Der Wolflord?”
    “Was glaubst du? Severn wurde zu den Falken abgestellt, aber der Wolflord ist besitzergreifend. Er will Gründe. Und der Falkenlord ist nicht bereit, sie ihm zu geben.”
    Sie legte ihre Hände flach auf die vernarbte Oberfläche seines Schreibtischs und neigte den Kopf. Ihre Arme waren steif. “Marcus –”
    “Ich gehe mittagessen”, verkündete er für das ganze Büro hörbar. “Komm mir nicht hinterher”, fügte er noch hinzu.
    Sie wartete, bis er gegangen war – mehr als offensichtlich – und wendete sich dann an Caitlin.
    Caitlin gelang nicht einmal der Anflug eines Lächelns. “Du hast überhaupt nicht geschlafen, oder?”
    “Ein wenig”, presste Kaylin heraus. “Caitlin –”
    “Sie haben sie noch nicht gefunden.” Sie sah auf und wartete, bis Marcus’ Rücken hinter zwei Türen verschwunden war. “Und nicht, weil sie sie nicht gesucht haben, Kaylin. Marcus hat die ganze letzte Nacht mit den kaiserlichen Magiern hinter verschlossenen Türen verbracht.”
    Zu jeder anderen Zeit wäre Kaylin zusammengezuckt. Marcus’ Liebe zum kaiserlichen Orden der Magier war nur eine Stufe über der zu seinem Papierkram angesiedelt. Aber heute? Liebte sie ihn dafür.
    “Und”, fügte Caitlin hinzu, ehe sie die Worte finden konnte, ihre Dankbarkeit auszudrücken, “er hat den ganzen frühen Morgen mit den Arkanisten verbracht.” Sie sah hinab auf ihren Schreibtisch – auf die Papiere und Erlasse, die sich darauf türmten – und zog ein Blatt heraus. Kaylin bemerkte kaum, was darauf stand, sie war noch abgelenkt von dem Wort “Arkanist”.
    “Sie arbeiten nicht mit –”
    “Den Lords der Gesetze zusammen. Nein. Anscheinend hat der Kaiser

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