Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
Vom Netzwerk:
wollen, Catti lebendig zu finden,
musst
du mir antworten.” Sein Atem roch ein wenig nach Rauch. Ehe sie sprechen konnte, lächelte er. Es war das erste Lächeln, das er ihr schenkte, und es war müder, als sie sich hatte vorstellen können – aber es lag echte Hoffnung darin.
    Und Hoffnung konnte auf ganz eigene Art schrecklich sein.
    Aber bei allen Göttern, sie wollte es. Sie hielt sich daran fest und plapperte los. “Ich konnte sie nicht halten, nicht einmal mit den Erinnerungen. Ich … ich konnte die Gabe spüren. Die Magie, nehme ich an – ich weiß nicht, ob man das so nennt, weil ich Einführung in die Magie auch nicht bestanden habe. Aber ich konnte es fast sehen. Ich habe danach gegriffen – lauter dünne Fäden, fast wie Haar. Oder Spinnenweben. Oder – irgend so etwas.
    Ich habe daraus eine Art … Netz gebaut. Nein. Eine Brücke zwischen uns. Etwas, das uns aneinander bindet. Am Ende – wusste ich nicht einmal mehr, wer Catti war, und wer Kaylin, und es war mir auch egal. Ich wusste nur, dass sie überleben musste. Weil ich es Marrin versprochen hatte. Wie sie zu –” Sie hielt inne. Ihre Augen wurden groß, und ihr Kopf schnellte nach oben.
    Sie sah an seinen Augen, dass er verstand.
    “Sie
wussten
es”, sagte sie leise. “Irgendwie haben sie es gewusst. Irgendwer muss es ihnen gesagt haben – irgendwer –”
    Sein Griff wurde fester. Sie wehrte sich gerade so lange dagegen, wie es brauchte, zu begreifen, dass ihre Freiheit nur durch einen weiteren Kampf in den Findelhallen gewonnen werden konnte.
    “Sie wissen es”, stimmte er ihr leise zu. “Und nein, Kaylin, dazu waren keine Worte notwendig. Wenn du die Verräter finden willst, dann hilfst du ü
berhaupt nicht
dabei, Cattis Leben zu retten.”
    Er hätte sie ohrfeigen können, es hätte weniger gebracht. Sie wünschte sich fast, er hätte. “Und du musst die Bedeutung dieser Brücke wenigstens zu einem kleinen Teil selbst begriffen haben”, fügte er leise hinzu. “Weil du Severn angegriffen hast, als er hergekommen ist. Ein Teil von dir muss erwartet haben, dass er verstehen würde, was du bewusst nicht verstanden hast.
    Ich weiß, was Severn in den Kolonien getan hat”, fügte er hinzu. “Und du hast dich nicht geirrt. Hätte er gewusst –” Aber er hörte auf, von Severn zu sprechen.
    “Du hast Magie benutzt, die der Todesmagie auf ihre Art schadet – fast wie ein Gegenpol. Du hast Macht gegeben, du hast
Leben
geschenkt. Sie versuchen, deine Gabe zu verändern. Die Worte, die du nicht verstehst, können sie verstehen. Um die Gabe zu benutzen, Kaylin, musst du auf irgendeine Art die Symbole anrufen. Dass du sie entgegen ihrer Natur verwendet hast, entgegen ihrem Zweck, muss wie ein Leuchtfeuer gewesen sein.”
    “Aber Catti –”
    “Sie ist von dir gezeichnet”, sagte er leise. “Für das Auge nicht sichtbar hast du die Unterschrift deiner Macht an Orten hinterlassen, die niemand anders berühren kann. Ihr Leben lag in deinen Händen … es liegt immer noch dort.”
    Sein Gesicht hatte etwas von der steinernen Härte verloren. Er hielt ihr geschientes Handgelenk fest und knöpfte die Manschette auf, die fast das ganze Gold verbarg. Seine großen Finger drückten die glitzernden Steine in einer schnellen Reihenfolge: Weiß, blau, weiß, blau, rot, rot, rot.
    “Du bist immer noch an sie gebunden, und sie an dich.”
    “Du hast es
gewusst
.”
    “Nein, Kaylin. Ich habe es vermutet. Aber hätte ich gewusst –” Seine Augen änderten ihre Farbe nicht, und auch die Membran hob sich nicht. Er war der Tiamaris, mit dem sie durch die Straßen der Kolonie gezogen war. “Es wäre am sichersten – auf Arten, die du dir nicht einmal vorstellen kannst – dich jetzt umzubringen.”
    Er dachte ernsthaft darüber nach, und schlimmer noch, sie ließ ihn.
    “Weil sie nicht nur ein einzelnes Opfer oder achtunddreißig, wie vor sieben Jahren, in Händen haben. Sie haben etwas, das deine Essenz enthält. Sie haben ein Fenster in deine … Seele.” Das letzte Wort tat ihm weh.
    “Meine Seele?”
    “Es klingt etwas zu dramatisch für meinen Geschmack.”
    Toll. Ein Literaturschnösel.
    “Aber dich umzubringen würde das Kind nicht retten.” Die Armschiene sprang in seinen Händen auf. Er ließ sie zu Boden fallen.
    Sie sah dabei zu. “Aber der Falkenlord hat mir befohlen –”
    “Lass es, Kaylin. Es wird seinen Weg finden.”
    “Warum bist du –”
    “Während du es trägst, kannst du die Bindungen, mit denen du das Kind

Weitere Kostenlose Bücher