Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
mal!“
Oliver kam herüber und hängte kumpelhaft die Arme um die Schultern seiner beiden Freunde. Er strahlte wieder.
„So machen wir das!“, bekräftigte er. „Morgen Nacht erschaffen wir uns unsere Traumfrau!“
*
Das silberne Amulett glitzerte im Licht von Keevas Schreibtischlampe. Die Achtzehnjährige hatte das Kinn auf die Hand gestützt und betrachtete gedankenverloren - und ein klein wenig gereizt – das Schmuckstück.
Es war nun schon über vier Wochen her, dass sie diese Silberkette gefunden hatte – zusammen mit einem einzelnen Schuh, der sicher versteckt in ihrem Schrank lag – und noch immer hatte sie den Besitzer dieser Gegenstände nicht ausfindig machen können. Sie hatte einfach zu wenig Anhaltspunkte!
Das Amulett des Unbekannten war zwar handgefertigt und auf der Rückseite befand sich, kaum sichtbar, eine Signatur: der Buchstabe T war, leicht verschnörkelt, zweimal nebeneinander eingraviert. Doch Keevas Recherchen nach diesem Doppel-T hatten nichts erbracht.
Ein silberne Anhänger und ein Schuh – ein einfacher Turnschuh einer weit verbreiteten Marke – waren also die einzigen Hinweise auf ihren Retter. Auf den Mann, der aus dem Nichts aufgetaucht war, sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatte und sofort wieder in der Dunkelheit verschwunden war. Ohne seine Identität preiszugeben oder ihren Dank entgegenzunehmen.
Sie atmete tief ein und presste verdrießlich die Lippen aufeinander.
Sie wollte diesen Mann finden! Das hatte nichts mit irgendwelchen romantischen Gefühlen zu tun, da war sie sich ganz sicher. Sie war die Tochter des berühmten Dämonenjägers Liam McCullen und hatte schon in frühester Kindheit Kontakt zum Übersinnlichen und Paranormalen gehabt. Die schwärmerische Begeisterung ihrer Klassenkameradinnen für irgendwelche Jungschauspieler, die nichts vorzuweisen hatten außer einem hübschen Gesicht, konnte sie daher nicht im geringsten nachvollziehen.
Nein, dem Mann, der ihr in jener Nacht beim Kampf gegen den Dämon beigestanden hatte, wollte sie nur aus einem einzigen Grund begegnen: um ihm zu danken!
Nun, vielleicht noch – gestand sie sich ein - um endlich auch jemanden zu haben, mit dem sie über ihr gefährliches Hobby sprechen konnte.
Ihre Klassenkameradinnen kamen aus leicht nachvollziehbaren Gründen dafür nicht infrage. Diese liebten zwar die Vampire aus Büchern und Filmen – doch Keeva konnte sich lebhaft vorstellen, was passieren würde, wenn sie einem der Mädchen das getrocknete Ohr eines echten Vampirs zeigen würde, das unten im Keller in einem Regal lag.
Sie lächelte bei diesem Gedanken, wurde jedoch gleich wieder ernst.
Mit ihrem Vater konnte sie über solche Themen nur eingeschränkt reden. Er wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass Keeva inzwischen eine Dämonenjägerin war. Er hätte die Ausbildung niemals erlaubt. Keeva war nicht nur sein einziges verbliebenes Kind, sondern als Frau auch noch besonders gefährdet – höhere Dämonen konnten den Geist von Frauen kontrollieren – und die Regeln der Dämonenjägerzunft verboten schon seit jeher das Training von Frauen.
Keevas Großvater hatte seine Meinung dazu jedoch nach dem Tod seiner Tochter Rachel, Keevas Mutter, geändert, hatte Keevas kindlichem Drängen nachgegeben - und sie in den letzten acht Jahren heimlich trainiert.
Nur das abschließende Ritual, das jeder Dämonenjägerlehrling zum Ende seiner Ausbildung – üblicherweise zu seinem achtzehnten Geburtstag - durchführte, verwehrte er ihr. Bei diesem Ritual wurde Dämonenblut getrunken – dem mit einem beigemischten speziellen Trank die Giftigkeit genommen wurde – und danach war ein Dämonenjäger in der Lage, Dämonen ohne weitere Hilfsmittel aufzuspüren. Umgekehrt war der Jäger dann allerdings für höhere Dämonen ebenfalls leichter zu entdecken - und in diese zusätzliche Gefahr wollte Robert Paddock seine Enkeltochter auf keinen Fall bringen.
Keeva blieb nichts anderes übrig, als diese Entscheidung zu akzeptieren. Im Grunde war es ja bereits ein Privileg, überhaupt eine Ausbildung gehabt zu haben – das dürfte seit Jahrhunderten bei keiner anderen Frau mehr vorgekommen sein.
Mit ihrem Großvater konnte sie über die Dämonenjägerei natürlich schon sprechen – allerdings nicht über das Amulett, das gerade vor ihren Augen baumelte. Dazu hätte sie ihm nämlich die Wahrheit über ihren Kampf gegen den Höllenhund beichten müssen - und dann würde sie in den nächsten Monaten das Haus wahrscheinlich nur
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