Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
riesigen Leib des Dämons, der auch nach seinem Tod noch ausgesprochen furchterregend wirkte. Es handelte sich um einen Höllenhund, wie Edward von seinem Freund, dem ehemaligen Dämonenjäger Liam McCullen, wusste. Seiner Kenntnis nach war dies seit vielen Jahren der erste Dämon, der sein Unwesen mitten in London getrieben hatte. Und für mindestens genauso viele Jahre hoffentlich auch der letzte – das jedenfalls wünschte sich der erschöpfte Kriminalbeamte von ganzem Herzen...
Einige Wochen später
Shane Truax saß gelangweilt am Küchentisch, frühstückte ohne rechten Appetit und blätterte in der aktuellen Tageszeitung. Erneut fand er keine einzige Zeile über den Tod eines Dämons in London, was ihn jetzt – über vier Wochen später – allerdings auch nicht mehr besonders erstaunte.
Shanes Blick wanderte zum Fenster, er nahm jedoch das diesige graue Licht dieses Februarmorgens nur flüchtig wahr. Seine Gedanken weilten, wie so oft in den letzten Wochen, bei jener Nacht Anfang Januar – der Nacht, in der er die junge Dämonenjägerin durch eine leichtsinnige Fehleinschätzung in tödliche Gefahr gebracht und nur im letzten Augenblick noch hatte retten können. Und zwar lediglich aufgrund eines glücklichen Zufalls - und nicht durch sein eigenes Können.
Die Scham, die er beim Gedanken an diesen in seinen Augen unverzeihlichen Fehler empfand, brannte zwar nicht mehr so stark wie damals – aber sie war noch immer vorhanden.
Bis heute hatte er nicht in Erfahrung bringen können, woher die junge Frau gekommen war und wer sie ausgebildet hatte. Frauen durften eigentlich nicht in die Geheimnisse der Dämonenjägerei eingeweiht werden, ihr geschlechtsspezifisches Manko - und die Regeln der Dämonenjägerzunft - verboten dies.
Doch irgendwer hatte diese Regeln gebrochen und das junge Mädchen trainiert. Und zwar nicht schlecht, wie Shane hatte feststellen können. Die Reflexe des Mädchens waren schnell, ihre Kenntnisse gut und ihre Ausrüstung erstklassig. Allerdings fehlte es ihr an Erfahrung, und das hätte ihr in jener Nacht beinahe das Leben gekostet.
Das - und sein aus Überheblichkeit geborener Fehler...
Shane seufzte. Es war ja noch einmal gutgegangen, auch wenn das nicht unbedingt sein Verdienst gewesen war.
Unwillkürlich griff er sich an den Hals und spielte mit einer der Ketten. Er musste in den nächsten Tagen unbedingt bei seinem Großvater vorbei gehen und fragen, ob das neue Amulett endlich fertig war. Er fühlte sich schutzlos, wenn er nur eines trug – und sein altes Amulett lag höchstwahrscheinlich vergraben unter Dreck und Erde in dem heruntergekommenen Hinterhof eines leerstehenden Hauses. Zusammen mit seinem linken Schuh, den er ebenfalls bei dem Kampf gegen diesen Höllenhund verloren hatte.
Mehrmals war Shane in den letzten Wochen an dem besagten Haus vorbeigegangen, doch der Hinterhof war mit einer Absperrung versehen und von einem Polizeibeamten bewacht gewesen - was Shanes Gedanken wieder zurück auf die Tatsache lenkte, dass über das, was sich dort abgespielt hatte, in den Medien nicht berichtet worden war.
Shane hatte unmittelbar nach dieser denkwürdigen Nacht angefangen, in allen Zeitungen nach einem Artikel über den Fund eines toten Dämons in der Londoner Innenstadt zu suchen. So etwas musste doch Aufsehen erregen - wie oft kam es denn üblicherweise vor, dass die Leiche eines riesigen, mit Schuppen und Tentakeln versehenen Ungeheuers irgendwo gefunden wurde?
Aber er hatte nicht eine einzige Zeile darüber entdecken können. Jemand hatte seine Hand im Spiel gehabt, hatte dafür gesorgt, dass kein Wort an die Öffentlichkeit drang. Da das nicht so einfach möglich war, vermutete Shane, dass es sich dabei um ein Mitglied von New Scotland Yard handelte. Und das wiederum ließ auf Verbindungen zur alteingesessenen Dämonenjägergilde schließen – nur dass diese, soweit Shane wusste, schon seit vielen Jahren nicht mehr aktiv war.
Er seufzte und legte die Zeitung zur Seite. Auch darüber würde er demnächst einmal mit Großvater sprechen. Seine Neugierde in Bezug auf das junge Mädchen ließ ihm ja doch keine Ruhe.
Sein Blick fiel auf die Uhr. Es war Zeit, das Frühstück zu beenden und die Sachen für den Flohmarkt zusammenzupacken. Missmutig räumte er das Geschirr weg und dachte an das nasskalte Wetter draußen. Normalerweise liebte er seinen Verkaufsstand – aber in dieser Jahreszeit würde er sich doch manchmal einen beheizten und trockenen Arbeitsplatz
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