Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
Schreibtisch und sah sie ernst an.
„Also hast du mal wieder deine Finger mit im Spiel gehabt“, stellte er fest.
Keeva nickte, vermied es aber, ihn direkt anzusehen und blickte stattdessen trotzig auf den Schreibtisch vor sich, die Arme vor der Brust verschränkt.
Sie hat den gleichen Dickkopf wie ihr Vater, stellte Robert Paddock fest – und ein starkes Gefühl von Liebe für seine kleine Familie durchflutete ihn unvermittelt.
„Sag mir – bitte – was geschehen ist“, sagte er leise. Seine Stimme klang sanft und Keeva blickte erstaunt auf. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, entspannte sie sich.
„Das könnte aber länger dauern“, meinte sie.
Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück.
„Nur zu! Ich habe Zeit.“
Sie löste die Arme voneinander, sah ihn noch einmal prüfend an, und begann schließlich zu erzählen: Wie sie das Versteck der Sukkubus entdeckt hatte, weil sie dem jungen Mann gefolgt war - Robert Paddock verzichtete darauf, sie zu unterbrechen und zu fragen, warum sie ihm denn überhaupt gefolgt war -, wie sie dann zurück nachhause gefahren war, sich ausgerüstet und letztendlich die Dämonin überwältigt hatte.
Nachdem sie abschließend berichtet hatte, wie sie dem jungen Mann ihre Armbrust in die Hand gedrückt und ihm Edwards Namen genannt hatte, schien sie noch etwas sagen zu wollen - überlegte es sich jedoch anders und verstummte.
Großvater und Enkeltochter schwiegen eine Weile, jeder hing seinen Gedanken nach.
„Du weißt, dass ich im Grunde nur Angst um dich habe?“, sagte er schließlich.
Keeva nickte.
„Ja, das weiß ich. Daher wollte ich dir ja auch nichts erzählen. Damit du dir nicht noch mehr Sorgen um mich zu machen brauchst“, antwortete sie und wirkte plötzlich höchst unglücklich. „Aber du musst auch mich verstehen. Ich bin erwachsen – und muss meiner eigenen Wege gehen. Du und Vater, ihr könnt mich nicht ein Leben lang von allem fernhalten, was auch nur im Ansatz gefährlich sein könnte. Vater hat seine Entscheidungen immer selbst treffen dürfen – und mir steht das gleiche Recht zu.“
Er sackte zusammen und fühlte sich plötzlich unendlich alt. Es stimmt ja, was sie sagte. Aber er merkte jetzt, dass er in all den Jahren, in denen er sie heimlich trainiert und zu einer hervorragenden Dämonenjägerin ausgebildet hatte, nie ernsthaft damit gerechnet hatte, dass sie tatsächlich einmal gegen eines dieser Wesen aus der Hölle würde kämpfen müssen.
Er musste sich fragen, ob er nicht nur sein eigenes schlechtes Gewissen hatte beruhigen wollen - indem er seiner Enkeltochter das hatte zukommen lassen, was er seiner eigenen Tochter damals versagt hatte - und was, wie er fest glaubte, schließlich ursächlich für deren Tod gewesen war.
Doch unabhängig davon, welche bewussten oder unbewussten Beweggründe er in Wirklichkeit gehabt haben mochte - er musste nun mit der Tatsache leben, dass Keeva eine Dämonenjägerin war. Und dass er sie nicht zwingen konnte, genau das zu unterlassen, wozu er sie höchstpersönlich ausgebildet hatte.
Das einzige, was ihm blieb, war, sie so gut wie möglich zu unterstützen – und im Stillen zu hoffen, dass keine weiteren Dämonen in London ihr Unwesen treiben und seine Enkeltochter zur Jagd herausfordern würden...
Plötzlich fiel ihm wieder ein, was er vorhin schon hatte wissen wollen.
„Wer ist denn eigentlich dieser... Shane Truax?“, fragte er Keeva. „Wieso hast du ihn überhaupt verfolgt? Und warum hast du ihn eingeweiht?“
Keeva wurde puterrot – und Robert Paddington sah sie streng an.
„Heraus mit der Sprache“, sagte er bestimmt. „Ich möchte jetzt alles wissen! Sonst petze ich wirklich noch bei deinem Vater. Egal, was das für mich für Konsequenzen hätte.“
Es war schon nach Mitternacht, bis Keeva ihren Bericht über die wahren Vorkommnisse in jener anderen Nacht, vor einem Monat, endlich beendet hatte.
Robert Paddock begutachtete das Amulett, das sie im Laufe der Erzählung aus der Schublade geholt hatte. Der einzelne Schuh interessierte ihn nicht sonderlich, aber das Schmuckstück fesselte seine Aufmerksamkeit.
„Ein wunderschön gearbeitetes Stück“, meinte er anerkennend. „Hat Shane das hergestellt?“
Keeva zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es noch nicht. Ich möchte das herausfinden. Auch, woher er seine Kenntnisse hat.“
Ihr Großvater nickte. Dann blickte er sie jedoch noch einmal streng an.
„Aber in Zukunft weihst du mich sofort ein, ist das
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