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Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)

Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)

Titel: Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan R. Corwyn
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bis ihr Herzschlag und ihre Gedanken aufgehört hatten zu rasen. Nach einer Weile hatte sie dann festgestellt, dass sie sogar ein klein wenig sehen konnte – durch das Loch über ihr drang gerade soviel Mondlicht, dass wenigstens ihre unmittelbare Umgebung nicht mehr nur aus undurchdringlicher Schwärze bestand.
    Das hatte sie mit neuem Mut erfüllt und sie hatte, den pochenden Schmerz in ihrem Knöchel ignorierend, versucht, sich an der Wand hochzuziehen, um wenigstens in eine halbwegs aufrechte Position zu gelangen.
    Tja, und dabei war es dann passiert: Keeva hatte mit den Fingern ihrer linken Hand an einem etwas herausstehenden Stein Halt gesucht, dieser hatte nachgegeben – und ein Teil der Mauer war eingestürzt und hatte sie zur Hälfte unter sich begraben.
    Jetzt war sie gerade dabei, sich von dem Schutt zu befreien, der einen Großteil ihres Unterleibs und ihrer Beine bedeckte. Und nun war sie auch froh, dass die Beleuchtung so schlecht war. Der Gestank, der in ihre Nase drang, ließ sie auch so schon deutlich genug ahnen, was sie unbeabsichtigt aus seinem Grab hervorgeholt hatte. Sie musste die Überreste des Toten, dessen halb verweste Gebeine sich gerade über ihrem Knie stapelten, nicht auch noch sehen können – allein die Vorstellung davon war schon grässlich genug.
    Nur nicht aufgeben, dachte sie – obwohl sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre, wie sie entsetzt feststellte. Anscheinend war sie doch nicht die unerschütterliche Kämpferin, für die sie sich immer gehalten hatte. Es gelang ihr nur mit Mühe, einen kühlen Kopf zu bewahren und Stück für Stück und so leise wie nur möglich die Splitter des Sarges und die – verflucht nochmal, war das eklig – widerlich nachgiebigen Körperteile der Leiche von sich herunter zu ziehen.
    Nach ein paar Sekunden beruhigte sie sich ein wenig, bat in Gedanken den Toten um Verzeihung dafür, dass sie seine Ruhe so unsanft gestört hatte – und registrierte in einem Anflug von Galgenhumor und mit bitterem Lächeln, wie praktisch es eigentlich war, dass die Verwesung des Leichnams schon so weit fortgeschritten war. So bestand der Tote wenigstens aus schönen handlichen Stücken, die sie bequem mit einer Hand entfernen konnte. Allerdings würde ein frisch Verstorbener nicht so bestialisch stinken...
    Sie atmete tief ein, bereute es sogleich – und erstarrte, als sie ein leises Geräusch aus der Dunkelheit des Ganges vernahm. Sofort lauschte sie alarmiert.
    Da, wieder! Sie hatte sich nicht getäuscht.
    Keeva presste die Lippen zusammen und unterdrückte einen Aufschrei. Tränen liefen ihr die Wangen herunter, aber es waren Tränen des Zorns – nicht Tränen der Angst.
    Verflucht nochmal, musste heute denn auch alles schiefgehen?
    Nicht nur, dass unter ihnen der Boden durchgebrochen war, nicht nur, dass sie sich bei dem Sturz so unglücklich verletzt hatte und nun nahezu hilflos war, nicht nur, dass sie keine einzige ihrer tollen Waffen mit dabei hatte und dass diese blöde Wand neben ihr einstürzen und sie halb begraben musste – nein, jetzt hatte offensichtlich auch noch so ein bescheuerter Ghul diesen Gang hier entdeckt!
    Als ein weiterer Schwall des Verwesungsgeruchs in ihre Nase drang, wurde ihr schlagartig klar, was den Ghul angelockt hatte. Und in ihrem Kopf formte sich eine Idee.
    So lautlos wie nur möglich lehnte sie sich zurück. Mit der rechten Hand umklammerte sie fest das Messer, das Shane ihr gegeben hatte, mit der anderen nahm sie Stück für Stück das halb zerfallene Fleisch des Toten – und legte es wieder zurück, auf ihre Beine...

    *

    Je näher der Ghul der Quelle des Duftes kam, desto schneller lief er. Einmal glaubte er, vor sich ein Geräusch vernommen zu haben und hielt kurz inne, um zu horchen, doch es war alles still.
    Tief sog er die Luft ein. Nein, das Fleisch, das diesen Geruch ausströmte, war schon sehr lange nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Ein deutlich vernehmbares Grollen drang aus seiner Magengegend und der Ghul stieß vor Freude ein leises Jaulen aus, als er endlich mit der Schnauze gegen weiches, saftiges Futter stieß.
    Das Untier stutzte für einen winzigen Augenblick, als es einen Luftzug verspürte. Verwirrt blickte es nach oben und sah den nächtlichen Sternenhimmel. War dieses Loch schon immer hier gewesen? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, in diesem Bereich des Nestes war er bislang noch nicht gewesen.
    Ein großer Fehler, wie er feststellte, als er seinen Kopf wieder senkte. Soviel

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