Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)
als übermächtig – denn an menschliche Beute wagten sie sich erst, wenn sie kurz vor dem Verhungern waren!
Und das bedeutete: wenn diese Meute Keeva entdeckte, dann würde sie binnen Sekunden in Fetzen gerissen werden und die Monster würden sich um ihre Überreste raufen. Die junge Frau hätte nicht die geringste Chance.
Shane versuchte, sein aufkeimende Angst um Keeva zu unterdrücken. Er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Wenn er sie retten wollte, dann musste er wohlüberlegt handeln – und so schnell wie nur möglich Hilfe organisieren.
Er brauchte nicht lange darüber nachzudenken, wen er holen würde. In dieser Situation gab es nur eine Person, die damit fertig werden konnte: sein Großvater, Theobald Truax.
Shane war sich allerdings bewusst, dass dieser sich normalerweise aus den Kämpfen zwischen Dämonen und Menschen heraushielt. Er hatte zwar der Dämonenwelt den Rücken gekehrt und lebte seit über fünfzig Jahren unter den Menschen – aber auch nach all diesen Jahren war er trotzdem nach wie vor noch ein Dämon. Und vermied es, seine eigene Art zu töten.
Doch Shane war sich auch sicher, dass Theobald Truax heute ihm zuliebe eine Ausnahme machen würde. Denn heute stand Keevas Leben auf dem Spiel.
*
Keeva war verzweifelt. Sie fühlte sich so hilflos!
Mit allem konnte sie fertig werden: angreifenden Riesendämonen, bösartigen Sukkuben oder gerne auch Horden von wilden Ghulen. Aber hier herumzuliegen, ohne sich bewegen zu können, ohne etwas sehen zu können – das brachte sie fast um den Verstand.
Sie knirschte mit den Zähnen und versuchte, den linken Fuß etwas näher heranzuziehen, damit sie wenigstens in einer bequemeren Position sitzen konnte – doch der Knöchel protestierte so schmerzhaft gegen die Bewegung, dass sie beinahe laut aufgeschrien hätte.
Ein erstickter Laut kam über ihre Lippen und sie krallte wütend die Fingernägel in ihre Handflächen. Dieser selbst erzeugte Schmerz ließ ihren Zorn ein wenig abflauen. Beherrschung und innere Ruhe waren ebenfalls wichtige Eigenschaften eines guten Dämonenjägers. Nur wenn man gelassen blieb, konnte man in jeder Situation die bestmögliche Entscheidung treffen. Weder Wut noch Panik waren hier hilfreich.
Trotzdem: keiner hatte ihr gesagt, dass das so schwer sein würde! Nicht mal laut Brüllen durfte sie, um ihrem Unmut Luft zu verschaffen! Sonst würden diese blöden Ghule sofort auf sie aufmerksam werden – und jetzt war sie sicherlich keine gute Kämpferin. Schon gar nicht ohne ihre Waffen.
Sie bereute es, die Armbrust und die Wurfmesser zuhause gelassen zu haben. Und sie schwor sich, bei zukünftigen Streifzügen mit Shane immer bis an die Zähne bewaffnet zu sein – vorausgesetzt, es gab überhaupt so etwas wie eine Zukunft für sie...
Sie stieß vor Schreck die Luft zischend aus, als sie neben sich ein Rascheln hörte. Erleichtert stellte sie fest, dass es Shane war. Er konnte sich offensichtlich so lautlos wie eine Katze bewegen, denn Keeva hatte ihn erst wahrgenommen, als er sich bereits wieder neben sie gesetzt hatte.
„Wie sieht es aus?“, flüsterte sie.
Er schwieg einen Augenblick und Keevas Herz rutschte ihr in die Hose. Sein Zögern konnte nur bedeuten, dass die Antwort nicht besonders erfreulich ausfallen würde.
„Der Gang ist nicht allzu lang und mündet in einem recht großen Gewölbe“, sagte Shane schließlich.
Keeva ließ sich durch seine äußerliche Ruhe nicht täuschen. Sie spürte, dass er verzweifelt war – und dadurch wuchs ihre Angst umso mehr.
„Und?“ sagte sie und versuchte, dabei möglichst gelassen zu klingen, scheiterte jedoch kläglich. Sogar sie selbst hörte die Angst und das Zittern in ihrer Stimme.
Shane ergriff ihre Hand und drückte sie tröstend, ehe er weitersprach.
„Und in diesem Gewölbe sitzen ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Ghule“, sagte er dumpf. „Hungrige Ghule...“
„Scheiße!“, sagte Keeva herzhaft.
Danach war ihr leichter zumute.
„Also, ab mit dir, Hilfe holen!“, sagte sie dann.
Shane streichelte ihren Handrücken, rückte von ihr weg und setzte sich auf. Sie hörte ein Rascheln und spürte plötzlich hartes, kaltes Metall in ihrer Hand.
„Hier, mein Messer“, sagte er. „Das ist besser als nichts. Wenn du dich ruhig verhältst, dann dürften die Ghule dich nicht so schnell entdecken. Aber wenn sie dich doch finden sollten – dann zögere nicht, steche zu. Versprichst du mir das?“
Sie spürte, wie seine Hand über ihre
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