Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)
leise, gleich darauf schritt jemand den Gang entlang, in Richtung des Nestes. Da Shane sich unmittelbar danach neben Keeva auf den Boden setzte, wurde klar, um wen es sich dabei handelte – und dass er alleine war.
„Willst du ihm nicht helfen?“, fragte Keeva verwundert.
„Das ist nicht nötig“, erwiderte Shane und lachte leise auf. „Er braucht meine Hilfe nicht. Im Gegenteil, ich wäre ihm wohl eher im Weg.“
Sie schwiegen kurz, dann sagte er:
„Du hast nicht damit gerechnet, dass ich ihn mitbringen würde, nicht wahr?“
Keeva, der wieder eingefallen war, dass Shane im Dunkeln ja wunderbar sehen konnte und somit vorhin auch den Ausdruck des Unglaubens auf ihrem Gesicht wahrgenommen haben musste, schüttelte den Kopf.
„Nein“, antwortete sie schlicht. „Aber warum hast du mir nicht von dir aus erzählt, dass er noch lebt? Wie es scheint, sogar ganz in der Nähe.“
Sie konnte spüren, wie er mit den Schultern zuckte.
„Ich wollte dich erst näher kennenlernen. Wollte sichergehen, dass ich dir vertrauen kann.“
„Was hat das mit Vertrauen zu tun?“
Sie verstand ihn nicht.
Er schnaubte leise.
„Nun: Er ist ein Dämon – und du bist eine Dämonenjägerin.“
Jetzt wurde Keeva klar, was er geglaubt hatte.
„Du dachtest, ich würde deinen Großvater jagen?“, sagte sie.
Shane schien die Empörung in ihrer Stimme wahrgenommen zu haben, denn er legte beruhigend seine Hand auf die ihre und drückte sie.
Sogleich entspannte sie sich – und musste ehrlicherweise zugeben, dass er diese Befürchtungen nicht gänzlich zu Unrecht gehegt hatte.
„Schon gut, ich verstehe, warum du so gedacht haben musst“, gestand sie bitter. „Schließlich hat meine Familie jahrhundertelang nichts anderes getan, als jeden Dämon, der bei drei nicht zurück in der Hölle war, umzubringen.“
Shane drückte erneut ihre Hand und diesmal erwiderte sie den Druck.
„Aber wir können schon noch zwischen guten und bösen Dämonen unterscheiden“, sagte sie leise. Und fügte hinzu: „Hoffe ich jedenfalls...“
Ein lauter Schrei drang plötzlich durch den Gang zu ihnen und Keeva zuckte unwillkürlich zusammen.
„Jetzt geht es los“, brummte Shane neben ihr und er klang fast so, als würde er einen spannenden Kinofilm ankündigen. Fehlt nur noch, dass er Popcorn auspackt, dachte Keeva.
Der daraufhin folgende Lärm war allerdings tatsächlich kinoreif. Wie die Bilder dazu aussehen mochten, das wollte Keeva sich jedoch lieber nicht vorstellen.
Aus dem Gewölbe am anderen Ende des Ganges war erst ein lautes, alarmiertes Geschnatter zu hören. Dann folgte ein kurzer Moment der Stille – und im Anschluss bracht die Hölle los. Schreien, Bellen, Jaulen, dazwischen immer wieder ein machtvolles, furchteinflößendes Gebrüll, von dem Keeva bereits ahnte, dass es nicht von den Ghulen stammte. Der Lärm dauerte vielleicht zehn Minuten an, obwohl es Keeva sehr viel länger vorkam. Dann ebbte er langsam ab – und schließlich war es still. Totenstill.
„Dein Großvater ist also ein Metamorph?“, fragte Keeva, einfach um irgendetwas zu sagen. Diese plötzliche Ruhe war ihr nicht geheuer.
„Ja“, sagte Shane.
„Ich würde ja zu gerne nach dort vorne und mir alles ansehen“, rief sie spontan. „Warum ist es bloß so verflixt dunkel!“
„Nun, ich habe eine Taschenlampe dabei. Aber bist du dir wirklich sicher, dass du das sehen willst?“, fragte Shane zweifelnd.
„Auf alle Fälle!“, rief Keeva. „So etwas würde ich mir doch niemals entgehen lassen! Wann werde ich denn sonst jemals wieder die Gelegenheit haben, die Ergebnisse eines Kampfes zwischen einem Formwandler und einer ungewöhnlich großen Anzahl von Ghulen begutachten zu können?“
Shane seufzte und stand auf.
„Wir müssen sowieso da vorne durch und nach einem geeigneten Ausgang für dich suchen. Aber mach dich auf einen – nun – eher unappetitlichen Anblick gefasst. Glaubst du, du kannst gehen, wenn du dich auf mich stützt?“, fragte er dann.
Keeva, die seit seiner Rückkehr eigentlich kaum noch auf den Schmerz in ihrem Knöchel geachtet hatte, nickte.
Sofort griffen starke Arme nach ihr und zogen sie hoch. Sie stöhnte kurz auf, als ein wildes Stechen durch ihr Bein schoss, doch sobald sie ihr Gewicht auf den anderen Fuß verlagert und sich auf Shanes Schultern gestützt hatte, ließ der Schmerz wieder nach.
„In Ordnung, wir können los“, ächzte sie.
Langsam humpelten sie geduckt ein paar Schritte, dann stoppte
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