Keeva McCullen 4 - Tödliche Fesseln (German Edition)
entdecken. Er würde dabei auf jede Kleinigkeit achten müssen, nach Mustern suchen und selbst unscheinbare Nebensächlichkeiten berücksichtigen. Denn der Gegner, mit dem er es aller Wahrscheinlichkeit nach zu tun hatte, würde seinerseits ebenfalls sehr sorgsam und im Verborgenen agieren und peinlich genau darauf achten, möglichst keine erkennbaren Spuren zu hinterlassen.
Theobald seufzte. Das würde nicht leicht werden.
Er drehte sich auf die andere Seite und versuchte, wieder einzuschlafen.
Er bedauerte es, dass er nun nicht seinerseits seinen Gegenspieler verfolgen konnte. Doch wenn er das Halsband so verzaubert hätte, dass das möglich gewesen wäre – es also quasi umprogrammiert hätte –, so hätte er dadurch den alten Zauber zerstört. Der ursprüngliche Besitzer wäre also nicht mehr in der Lage gewesen, es aufzuspüren - und das hätte niemandem etwas genützt.
Also hatte Theobald die Formel des Lokalisierers nur leicht modifiziert: sobald das Halsband durch Magie gefunden wurde, gab es ein weiteres Signal aus - an ihn, Theobald Truax. Und zwar nur dann, wenn Magie gebraucht wurde - und nicht, wenn es von irgendeinem Tier oder einem anderen Mensch einfach so berührt wurde. Weil das magische Aufspüren wiederum ausschließlich durch den ursprünglichen Verzauberer möglich war, wusste Theobald jetzt, dass dieser sich in diesem Augenblick im ehemaligen Ghulnest befinden musste.
Ganz kurz spielte er mit dem Gedanken, schnell dorthin aufzubrechen - schließlich war es nicht weit weg von seiner Wohnung -, verwarf diese Idee aber wieder.
Es würde keinen Sinn machen. Der Gegner, mit dem Theobald Truax es zu tun hatte, war ganz bestimmt nicht leichtfertig oder dumm. Niemand , der in der Lage war, einen dämonischen Peilsender zu erschaffen, konnte das sein.
Daher würde dieser Dämon sicherlich auch sogleich erkennen, was in dem Gewölbe mit seinen stinkenden Schoßhündchen passiert sein musste. Er würde die richtigen Schlüsse ziehen – und so schnell wie möglich das Weite suchen ...
*
Liekk-Baoth blickte grimmig auf das Halsband in seinen Händen.
Im gleichen Moment, in dem er den magischen Gegenstand berührt hatte, hatte er auch schon gemerkt, dass der darauf liegende Zauber modifiziert worden war – doch dann war es bereits zu spät gewesen, um noch zu reagieren. Es war ihm auch völlig klar, wozu diese Veränderung gedient hatte: um irgendwen unverzüglich davon in Kenntnis zu setzen, wenn das Halsband auf magische Weise gefunden wurde.
Nun, dann wusste dieser geheimnisvolle Jemand nun also Bescheid.
„Bastard“, knurrte der Berater des Erzdämons und schleuderte das Lederband verärgert beiseite.
Schon beim Betreten der Ghulhöhle hatte er bemerkt, dass hier etwas nicht stimmte. Seine feine Nase hatte ihm verraten, dass es hier nach halb verwestem Fleisch roch. Und zwar nach Ghulfleisch – und nicht nach ihrem Futter. Sicher, irgendwer hatte sich bemüht, die Körper der toten Ghule mit Erde zu bedecken. Doch das würde vielleicht das unzulängliche Riechvermögen eines Menschen täuschen – nicht jedoch seines.
Er scharrte mit dem Fuß etwas Erde weg und stieß bereits nach wenigen Zentimetern auf zotteliges, dunkelbraunes Fell. Mit seinen Zehenklauen griff er danach – und kurz darauf hatte er auch schon ein einzelnes, gekrümmtes Bein aus dem Boden gezogen.
Er nahm es in die Hände, schüttelte die Erdkrumen, die noch im Fell hingen, ab und betrachtete die Stelle, an der das Bein vom restlichen Körper des Ghuls abgetrennt worden war, genauer. Ein Laut des Erstaunens entfuhr ihm. Er konnte weder die Spuren einer Klinge, noch irgendwelche anderen Waffen- oder Werkzeugspuren erkennen. Derjenige, der seine Ghule getötet hatte, hatte keine Waffe gebraucht, sondern deren Körper einfach auseinandergerissen - sie also buchstäblich in der Luft zerfetzt.
Und das konnte nur eines bedeuten...
Auch das Ghulbein flog in hohem Bogen auf die Seite. Liekk-Baoth kochte vor Wut. Aber er war auch besorgt. Mit einem so starken Gegner hatte er nicht gerechnet.
Der Erzdämon zwar sicherlich auch nicht – aber das zählte nicht. Wenn bei dieser Mission irgendetwas schieflaufen würde, dann würde er, Liekk-Baoth, dafür die Schuld in die Schuhe geschoben bekommen, daran zweifelte er keine Sekunde. Sein Meister vermochte fiel – aber kritische Selbstreflexion gehörte eindeutig nicht zu seinen Stärken.
Nun gut, das Thema Ghule wäre somit wohl erledigt. Er würde sich nach einer
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