Keeva McCullen 4 - Tödliche Fesseln (German Edition)
sich dieser alberne leuchtende Dolch befand. Der alte Dämon überlegte, ob er ihn ebenfalls stehlen sollte - als Souvenir sozusagen -, doch dann kam ihm eine andere Idee. Ja, doch - er würde sich den Spaß gönnen und der Polizei ein kleines Rätsel liefern. Außerdem brauchte er sowieso ein wenig dunkle Energie, um das Portal aufladen zu können. Da kam ihm so eine kleine Opferung gerade recht.
Doch zuvor musste er seinen Auftrag ausführen. Erst kam die Arbeit, danach kam das Vergnügen.
*
Der Wachmann gähnte. Es war jetzt drei Uhr morgens - für ihn somit gewissermaßen Nachmittag - und er hatte Hunger. Er überlegte gerade, ob er sich in den Aufenthaltsraum des Museums setzen und den Rest von seinem mitgebrachten Sandwich essen sollte, als er im Raum neben sich ein lautes Klirren hörte, gefolgt von dem Schrillen der Alarmanlage.
Ein Einbruch! Jemand versuchte, den Dolch zu stehlen!
Er zog seine Waffe, lief zur Wand neben dem Durchgang in den großen Ausstellungsraum und sah angsterfüllt um die Ecke. Durch das Zelt um die Vitrine mit dem Dolch konnte er nicht erkennen, wer sich dort zu schaffen gemacht hatte. Oder ob derjenige überhaupt noch hier im Raum war.
Der Wachmann wusste, dass in diesem Augenblick in den Räumen einer Polizeistation in der Nähe ebenfalls ein Alarmlämpchen leuchtete - und ein Trupp schwerbewaffneter Polizisten sicherlich schon auf dem Weg hierher war. Er fragte sich gerade, ob es nicht klüger wäre zu warten, bis diese Beamten hier eintrafen - als der schwere Vorhang vor dem Eingang des Zeltes plötzlich beiseite geschoben wurde und eine Gestalt heraustrat.
Dem Wachmann blieb vor Entsetzen die Luft weg. Ungläubig starrte er auf das Bild, das sich ihm bot. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein, es war einfach völlig unmöglich.
Wimmernd begann er, Schritt für Schritt zurückzuweichen, während er seinen Blick nicht von dem Ding lösen konnte, das soeben in seine Richtung blickte und ihn angrinste. Falls das, was die widerwärtige Fratze der ungefähr zwei Meter großen Gestalt verzerrte, überhaupt ein Grinsen darstellen sollte ...
Die Ohren der Kreatur waren spitz, das Gesicht faltig, die Augen leuchteten gelb und aus dem breiten Maul ragten oben und unten je zwei lange Fangzähne. Grünliche Haut überspannte den kahlen Schädel, ein eigenartiger dunkler Flaum überzog den oberen Teil des Kopfes sowie den Rest des ansonsten unbekleideten Körpers. Das Aussehen dieses Körpers schließlich überzeugte den Wachmann endgültig davon, dass das Wesen unmöglich von dieser Welt stammen konnte. Er besaß zwar genauso zwei Arme und zwei Beine, doch die Proportionen waren völlig anders als bei einem Menschen. Die Arme waren deutlich länger und sehr dürr, die Finger ebenfalls lang und dünn und wie die Krallen eines Vogels gekrümmt. Die Oberschenkel hingegen waren kurz und extrem muskulös, der Winkel, in dem die länglichen, schmalen Unterschenkel daran befestigt waren, wirkte irgendwie ... schief - der Wachmann fühlte sich unwillkürlich an die Beine eines gigantischen Frosches erinnert - und zwischen diesen Beinen pendelte ein langer Schwanz mit rautenförmiger Stachelspitze langsam hin und her.
Einen Arm hatte der Dämon - denn darum musste es sich bei diesem Wesen handeln, zu dieser Erkenntnis war der Wachmann inzwischen gekommen - bisher hinter dem Rücken verborgen gehalten. Jetzt holte er ihn hervor, und mit einem lauten Keuchen erkannte der Wachmann, dass das Monstrum in seiner Vogelkrallenhand den Dolch hielt, der nun noch stärker zu leuchten schien.
Das Maul des Scheusals öffnete sich - und es begann, seltsame Laute auszustoßen. Die Töne besaßen einen auf unheimliche Weise vertrauten, bösartigen Rhythmus, klangen wie eine uralte, längst vergessene Sprache - und obwohl der Wachmann nicht ein einziges Wort davon davon verstand, krampfte sich vor Angst sein Magen zusammen.
Er wusste, sein Schicksal war besiegelt. Der hypnotische Takt der alten Worte verfehlte seine Wirkung nicht. Eine dumpfe Gleichgültigkeit begann, den Geist des Wachmannes zu betäuben, und als der Dämon schließlich den Dolch über seinen Kopf hob und auf ihn zuging, blieb er völlig teilnahmslos stehen.
Er sah dem höllischen Priester einfach nur entgegen - und wartete auf seine Opferung.
*
Zufrieden blickte Liekk-Baoth auf sein Werk. Er hatte den toten Wachmann noch ein wenig in Szene gesetzt, aber jetzt wurde es Zeit zu verschwinden.
Schnell ging er zu dem Podest im
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