Keeva McCullen 4 - Tödliche Fesseln (German Edition)
guten Ende kommen.
„Ja, davon bin ich ebenfalls überzeugt“, antwortete sie. „Das Vieh brannte lichterloh, als wir es zuletzt gesehen haben. Von dem Monstrum dürfte bereits jetzt nicht mehr allzu viel übrig sein. Die Feuerwehr wird keine verdächtigen Spuren finden. Du kannst behaupten, was du möchtest. Zum Beispiel, dass irgendeine chemische Substanz die Ursache war, oder so etwas.“
Edward nickte zufrieden.
„War es eine … Dämonenspinne? Gibt es so etwas überhaupt?“, fragte er dann.
Keeva schüttelte den Kopf.
„Das war eine ganz normale Spinne, die jemand verzaubert hat“, sagte sie.
Wer das gewesen sein mochte, das galt es allerdings noch herauszufinden. Keeva wollte unbedingt mit Theobald Truax darüber sprechen. Im gleichen Moment, als sie diesen Gedanken hatte, überkam sie ein schlechtes Gewissen. Früher hatte sie solche Sachen immer mit ihrem Großvater besprochen. Hatte sie ihrer eigenen Familie schon so schnell den Rücken gekehrt?
Nein, dachte sie, das lag einzig und allein an der unsäglichen Situation, weil ihr Vater nichts von alledem wusste. Was sie wiederum auf das noch ausstehende Gespräch mit Edward brachte.
Sie seufzte. Je eher sie es hinter sich brachte, umso besser.
„Um noch einmal auf Vater zurückzukommen ...“, begann sie daher, verstummte jedoch sogleich wieder. Womit sollte sie denn bloß anfangen? Es hing soviel davon ab, dass sie Edward jetzt davon überzeugte, noch eine Weile Stillschweigen zu bewahren.
„Ja?“, sagte dieser, sah sie dabei aber nicht an. Allerdings klang er noch immer sehr freundlich und sie fasste neuen Mut.
„Nun, du kennst ja den Grund, warum Frauen nicht Dämonenjägerinnen werden dürfen“, fuhr sie fort. „Ich bin dabei, nach Mitteln zu forschen, durch die Frauen besser geschützt werden. Damit Vater nicht mehr Angst um mich haben braucht, als um einen ...“
„Als um einen Jungen“, beendete Edward ihren Satz.
Na klar, er wusste natürlich, dass sie damit Gabriel meinte, ihren Zwillingsbruder, dachte Keeva. Edward kannte die Tragödie, die ihre Familie vor zehn Jahren heimgesucht hatte.
Keeva hatte oft geglaubt, dass ihr Vater heute vielleicht ein glücklicherer Mensch wäre, wenn statt ihrer ihr Bruder überlebt hätte. Dann hätte Liam McCullen wenigstens seinen Sohn ganz offiziell zum Dämonenjäger ausbilden können - und darin vielleicht einen gewissen Trost gefunden.
Aber überlebt hatte nun einmal die Tochter - und die dachte gar nicht daran, sich von der Dämonenjägerei fernzuhalten. Sie straffte ihre Schultern.
„Das ist der Grund, warum ich dich bitten würde, mein Geheimnis für sagen wir mal zwei Monate für dich zu behalten. Wenn ich bis dahin nicht weitergekommen bin mit meinen Forschungen - nun, dann werde ich Vater trotzdem einweihen, so oder so. Auch wenn mir die Argumentation vielleicht etwas schwerer fällt. Aber wäre das für dich in Ordnung? Würdest du das für mich tun?“
Sie sah ihn an. Er wirkte bedrückt.
„Ach, Mädchen“, sagte er. „Wenn du wüsstest, wie gut ich dich verstehen kann. Aber es ist nun mal ...“
Er brach ab und schien mit sich zu ringen. Dann sackten seine Schultern zusammen, er blies die Luft aus seinen Wangen, drehte sich zu ihr und grinste schief.
„Na gut“, brummelte er dann. „Zwei Monate und keinen Tag länger!“ - und hatte gleich darauf eine vor Freude quietschende Keeva an seinem Hals hängen ...
*
Liekk-Baoth kroch in seiner Spinnengestalt die Wand herunter zum Boden des Ausstellungsraumes.
Er hatte mehrere Stunden in einer dunklen Ecke an der Decke des Raumes verharrt, doch jetzt war die Zeit zum Handeln endlich gekommen. Unten angekommen wechselte er sofort seine dämonische Gestalt. Der Wachmann - es handelte sich nur um einen einzigen, genau wie er gehofft hatte - war gerade um die Ecke verschwunden und würde sich die nächste halbe Stunde hier nicht mehr blicken lassen. Liekk-Baoth hatte Zeit genug gehabt, die Route des Wachmannes zu studieren. Nicht, dass dieser einen ernstzunehmenden Gegner dargestellt hätte - aber Liekk-Baoth hasste unnötige Komplikationen. Und ein Museumsaufpasser, der ihn zu früh entdeckte, könnte zu so einer werden. Erst recht, wenn er ihn in seiner dämonischen Gestalt erblickte. Wobei es eigentlich ganz unterhaltsam hätte sein können: ein echter Dämon in einer Ausstellung über Dämonenkulte …
Liekk-Baoth kicherte leise und machte sich auf den Weg zu seinem Ziel. Im Nachbarraum stand das Zelt, in dem
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