Keeva McCullen 5 - Kuss der Pandora (German Edition)
der beiden Kästchen befand sich der Dämon?
Robert musste beide sehen. Das eine Exemplar befand sich bei Phoebe Ackerman – und an das zweite kam er nur mit deren Erlaubnis heran. Also liefen alle Fäden bei der Dame zusammen – und er konnte sie nicht erreichen. Er brauchte professionelle Hilfe!
Edward Skeffington war dafür eindeutig der richtige Mann. Er war nicht nur Inspektor bei New Scotland Yard, sondern zudem noch Freund und Vertrauter der Familie, insbesondere von Roberts Schwiegersohn Liam. Außerdem kannte er sich mit übersinnlichen Phänomenen aus und ließ sich davon nicht so leicht erschüttern.
Robert erhob sich von seinem Schreibtischstuhl. Liam war nicht Zuhause - er war heute früh zu einer mehrtägigen Auktionstour ins Umland aufgebrochen -, also musste Robert selbst in dessen Arbeitszimmer gehen und nach Edwards privater Telefonnummer suchen ...
*
Joel Whiting schob den Wagen mit dem großen Kunststoffbehälter und den Kehrutensilien schwungvoll vor sich her, die Augen halb geschlossen, den Kopf gleichmäßig wippend. Zwei dünne Kabel führten rechts und links aus seiner dichten, langen Haarmähne heraus und endeten in der rechten Tasche seiner orangefarbenen Weste, wo sein MP3-Player steckte.
Joel hatte die neuesten Songs erst heute Mittag aus dem Netz geladen und sich schon den ganzen Tag darauf gefreut, sie endlich in Ruhe anhören zu können. Jetzt war die Lautstärke so laut eingestellt, dass man auch in einigen Metern Entfernung noch nach den harten, schnellen Technobeats hätte tanzen können – nur dass es um diese Zeit im Park keine anderen Menschen gab.
Das Tor war vor über einer Stunde geschlossen worden und Joel machte sich daran, die überall verteilten Mülleimer zu leeren und die Spazierwege sauber zu kehren.
Misstönend – weil er sich selbst nicht hören konnte – pfiff der junge Mann eine Melodie mit, während er einen halb gefüllten Abfallbeutel aus dem nächsten Müllbehälter zog, in die große Tonne auf seinem Wagen warf, eine frische Tüte von einer Rolle abriss, aufschüttelte und mit geübten Griffen in den gerade geleerten Mülleimer steckte. Sorgfältig stülpte er das obere Ende der Tüte über den Rand des Blechbehälters, hob noch ein paar auf dem Boden liegende Getränkedosen auf und ging dann, zufrieden mit seinem Werk, weiter zur nächsten Tonne.
Er ließ seinen Blick träge über die an einem sanften Hang gelegene Wiese schweifen, als er plötzlich stutzte. Da vorne, bei der kleinen Baumgruppe, war doch jemand? So ging das aber nicht! Um diese Uhrzeit hatte niemand etwas im Park zu suchen, der nicht zum Personal gehörte.
Der junge Mann änderte seine Richtung und schob seinen Wagen zu der einsamen Gestalt, um sie höflich darauf hinzuweisen, dass der Park jetzt geschlossen war. Sobald Joel etwas nähergekommen war konnte er erkennen, dass es sich um eine alte Frau handelte. Sie war klein, mit grauen Löckchen und ein wenig gebeugt, und stand mit dem Rücken zu ihm, während sie sich mit den Tauben, die sich an dieser Stelle des Parks immer aufhielten, zu beschäftigen schien.
Wieder so eine Tierliebhaberin, die trotz des Verbotes die Tauben fütterte, dachte er. Davon gab es immer noch eine ganze Menge. Die Stadtverwaltung sah das nicht so gerne. Tauben gab es viel zu viele in der Stadt – und unterernährt war davon keine. Das Parkpersonal war daher angewiesen, solche Leute höflich darauf hinzuweisen, dass das Füttern der Tauben untersagt sei. Zumindest hier im Park.
Doch Joel hatte auch ein gewisses Verständnis dafür. Manche dieser alten Leutchen hatten doch sonst niemanden mehr, nur diese Tiere - die hier noch dazu ausgesprochen zutraulich waren und fast schon aus der Hand fraßen.
Um die Füße der alten Dame herum scharten sich demzufolge auch ungefähr ein halbes Dutzend der grauen Vögel – und das Muttchen selbst hatte sicherlich einfach nur die Zeit vergessen, weil sie so versunken war in ihre Tätigkeit ...
Als Joel nur noch wenige Meter von ihr entfernt war, sah er, wie der Rücken der alten Frau sich straffte - sie drehte sich jedoch nicht zu ihm um.
Aha, dachte der junge Mann, jetzt hat sie mich kommen gehört.
Er griff mit der Hand in die Jackentasche, schaltete seinen MP3-Player aus, ließ den Reinigungswagen stehen und ging weiter auf die Frau zu. Unvermittelt ließ sie beide Arme hängen und etwas fiel auf den Boden. Ein Stück Brot? Irgendetwas Klumpiges auf alle Fälle, Joel konnte nicht genau erkennen, um was
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