Keeva McCullen 6 - Der Wiedergänger (German Edition)
folgte dem nächsten - und so hatte er genügend Muße, den heutigen Tag noch einmal Revue passieren zu lassen.
Es war einfach so viel geschehen in den vergangenen Stunden …
Er hatte mit Hilfe seiner Enkeltochter Keeva und ihrem Freund Shane einen gefährlichen Dämon gefangen (er überlegte kurz, ob der junge Mann für Keeva inzwischen mehr sein könnte, als nur ein guter Freund, aber er war sich dessen nicht ganz sicher), hatte in diesem Zusammenhang Inspektor Edward Skeffington, einem engen Freund der Familie, bei der Aufklärung zweier Morde helfen können und war letztendlich auch hinter die Ursache für den plötzlichen Tod seines alten Freundes Aleksander Hakonsen gekommen.
Am meisten erschüttert hatte ihn jedoch das, was sein Schwiegersohn Liam ihm vor wenigen Stunden gebeichtet hatte: Gabriel - Liams Sohn und somit Roberts Enkel - war nicht, wie er bisher geglaubt hatte, bei Liams letztem Kampf gegen den Erzdämon vor zehn Jahren getötet, sondern vielmehr von dem Oberdämon selbst in die Höllenwelt entführt worden. Seither diente der Junge dem Monster als Geisel, die sicherstellen sollte, dass nie wieder irgendein Mitglied aus Liam McCullens Familie gegen einen Dämon in den Krieg zog.
Liam hatte seine übrige Familie - die nur noch aus ihm, Robert Paddock, und Keeva bestand - nicht in dieses Geheimnis eingeweiht. Er hatte diese Last lieber alleine tragen wollen, wie er Robert vorhin unter Tränen gestanden hatte, denn er war davon ausgegangen, dass sowieso niemand mehr in seiner Familie aktiv gegen Dämonen kämpfen würde.
So ganz aus der Luft gegriffen war diese Annahme auch nicht, wie Robert zugeben musste. Er selbst hatte Liam zwar zum Dämonenjäger ausgebildet und auch noch einige Jahre zusammen mit ihm diese Höllenwesen gejagt, war dann aber - weit vor Liams finalem Kampf gegen den Erzdämon - in den Ruhestand getreten.
Und Keeva war eine Frau - was nach dem Regelwerk der Dämonenjägerzunft eine solche Ausbildung sowieso verbot. Höhere Dämonen waren in der Lage, Menschen weiblichen Geschlechtes kurzzeitig geistig zu übernehmen - etwas, was ihnen bei Männern nur äußerst selten gelang. Warum das so war, wusste niemand, aber es hatte im Laufe der Jahrhunderte zu eben diesem Ausbildungsverbot für Frauen geführt.
Liam hatte offensichtlich geglaubt, dass Keeva sich daran halten würde, dabei allerdings die Dickköpfigkeit seiner Tochter unterschätzt. Keeva wollte schon als kleines Kind nie etwas anderes tun, als in die Fußstapfen ihres Vaters und ihres Großvaters zu treten. Liam hatte ihr die Ausbildung verweigert - und sich dadurch auf der sicheren Seite gefühlt.
Er hatte ja nicht ahnen können, dass ausgerechnet sein Schwiegervater ihm in den Rücken fallen und Keeva heimlich ausbilden würde ...
Robert jedoch hatte seine Ansichten geändert und Keevas Drängen nachgegeben. Und aus ihr war eine talentierte Jägerin geworden, wie er nicht ohne Stolz feststellen konnte - doch trotzdem grämte er sich jetzt deswegen. Allerdings hatte er von den wahren Gründen für Liams Weigerung auch nichts gewusst. Bis heute.
Liam hatte seine Tochter vor einigen Stunden - noch so etwas, was am heutigen Tag stattgefunden hat, ging Robert durch den Kopf - im familieneigenen Alchemiekeller erwischt. Bei dem darauffolgenden Streit war er unter anderem von ihr damit konfrontiert worden, dass sie jetzt eine Dämonenjägerin sei. Diese Mitteilung hatte ihn zutiefst erschüttert. Ehe er jedoch Keeva seine wahren Beweggründe für seine Ablehnung ihrer Berufswahl hatte mitteilen können, war diese bereits voller Zorn aus dem Haus geflohen.
Als Robert vor eine halben Stunde seinen Schwiegersohn in der Obhut der Haushälterin Emma zurückgelassen hatte, war dieser noch immer am Boden zerstört. Die Erkenntnis, dass Keeva jetzt eine Jägerin war - und somit nicht nur sein Sohn, sondern auch noch seine Tochter in großer Gefahr schwebte - hatte ihn niedergedrückt.
Verständlich, wie Robert fand. Die Menge von Sorgen, die ein einzelner Mensch ertragen konnte, war eben begrenzt. In den letzten acht Jahren hatte Liam sich bereits ständig Sorgen um das Leben seines Sohnes machen müssen - und nun war auch noch die Sorge um seine Tochter hinzugekommen ...
Ob Gabriel überhaupt noch am Leben war?, ging ihm unwillkürlich durch den Kopf. Seine Gedanken wanderten weiter - zu dem Grund, warum er sich ausgerechnet jetzt, während dieser verkehrsreichen Tageszeit, quer durch London quälte. Diese Grund war
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