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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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fällig«, gebe ich zurück und verfluche stumm die juppschen Waldausflüge. Ich werde sie ihm künftig verbieten. Soll er dafür doch sein Pferd nehmen. »Wie schade für dich, dass mein Restaurant auf deutschem Boden steht«, fauche ich Marcel an.
    »Was meinst du wohl, weshalb ich den Motor laufen lasse?«
    Klar, er darf den belgischen Dienstwagen eigentlich gar nicht auf der falschen Seite der Bundesgrenzstraße parken. Was er oft genug tut. Und er selbst darf hier auch nicht in Uniform herumlaufen wie jetzt. Mache ich ihm daraus etwa einen Vorwurf?
    »Komm, steig ein«, fordert er mich auf. »Wir fahren bis bei dir und reden über alles.«
    »Fahr schon vor, ich komme gleich«, sage ich kopfschüttelnd. Da hätte er den Wagen doch bei mir im Hof abstellen und die paar Schritte über die Straße gehen können. Ich bin wahrlich keine Bewegungsfanatikerin, aber die Weigerung der Eifeler, ihren Füßen etwas anderes als den Druck auf Autopedale zuzumuten, erstaunt mich immer wieder. »Ich muss Linus wecken. Und abschließen.«
    Auf das letzte Wort lege ich eine besondere Betonung.
    Der Schlüssel dreht sich nur mühsam im Schloss der Einkehr -Tür. Er ist einen solchen Akt nicht gewöhnt. Da erst geht mir auf, dass ich tatsächlich zum ersten Mal mein Restaurant richtig abschließe. Ein entsetzliches Gefühl. Am liebsten würde ich heulen.
    Das tue ich aber erst, als mich Marcel des Messers wegen löchert.
    »Wie konntest du das nur vergessen! Hast du eine Ahnung, wie vielen Menschen du einen Haufen Arbeit erspart hättest, wenn du sofort damit rausgerückt wärst? Himmel, Herrgott noch mal!«
    Er haut mit der Faust auf den Holztisch, den ich aus der Einkehr in die Küche meines belgischen Bruchsteinhauses befördert habe. Und auf dem er in meinem Traum Steffen Meier das Santoku-Messer in die Brust gestoßen hat.
    Ich breche in Tränen aus. Bin darüber selbst so erschüttert und wütend, dass ich überhaupt nicht mehr aufhören kann. Bis Linus seinen Kopf auf meinen Schoß legt und ein Klagegeheul anstimmt, gegen das ich nicht ankommen kann. Ich verstumme, streichele den Hund und sehe Marcel an, der jetzt in der Küche auf und ab läuft, als gäbe es keine Autopedale.
    »Ich habe keine Entschuldigung«, bringe ich hervor.
    »Doch«, sagt er, setzt sich neben mich und streichelt ebenfalls den Hund. »Die hast du. David. Tut mir leid, Katja, dass ich dich so angeschnauzt habe.«
    Inzwischen streichelt er nicht mehr den Hund, sondern meine Hand, die den Hund streichelt.
    »Was ist das denn?«, fragt er und kreist das einzahnige Krokodil mit dem Zeigefinger ein.
    »Nur ein kleines Brandmal«, sage ich, froh, dass das Raubtier inzwischen wieder eingeschlafen ist. Ich blicke zur Küchenpapierrolle, die rechts von Marcel an der Wand hängt.
    Linus lässt seinen Kopf auf unsere Füße sacken. Marcel streckt sich, ohne meine Hand loszulassen, reißt ein Stück Papier ab und hält es mir an die Nase.
    »Kaum zu glauben, aber manches kann ich auch noch selbst«, sage ich und schnäuze mich kräftig.
    »Ich muss mich morgen bei unserem neuen jungen Kollegen entschuldigen«, sagt Marcel, während ich mit dem Rest des Papiers mein Gesicht abwische. »Der mag diese schrecklichen japanischen Comics.«
    »Mangas«, murmele ich.
    »Was? Ja, so heißen die wohl. Und als er den Rapport über die Stichwunde sah, sagte er gleich, das sähe ganz so aus, als hätte da jemand ein Japan-Messer mit beidseitigem Schliff geführt. Wie mit einem Samuraischwert. Ich habe ihn ausgelacht.«
    »Es war nur ein einziger Stich?«, frage ich.
    »Ja, mitten ins Herz.«
    »Mit meinem Messer.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Wenn ich mein Restaurant nie eröffnet hätte …«
    »… wäre er vielleicht auf noch schmerzvollere Weise ums Leben gekommen«, sagt Marcel und klopft mir auf die Hand.
    »Irgendjemand war wild entschlossen, Steffen Meier zu töten. Wir werden noch herausfinden, warum. Unsere erste Spur führt ins Kölner Rotlichtmilieu. Da hat sich der Meier offenbar schwarz ein paar Euro extra verdient. Und ist damit möglicherweise jemandem in die Quere gekommen.«
    Ich beiße mir auf die Lippen, um die Fragen zurückzuhalten, die heraussprudeln wollen. Marcel neigt nie dazu, Ermittlungsergebnisse zu verkünden; Momente der Offenbarung werden durch Zwischenfragen unweigerlich verkürzt.
    Aber Marcel spricht nicht weiter. Er beugt seinen Kopf zur Seite und küsst mich.
    »Morgen, mein Mädchen«, murmelt er mir dann ins Ohr, »morgen wirst du

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