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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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könnte man doch glatt an Sommer denken. Ich halte nicht an der Einkehr, wo Gudrun gerade Salz und Dreck auf die Straße fegt, sondern biege gleich nach links in meinen belgischen Hof ein. Leider hat mich Gudrun gesehen.
    Sie steht schneller vor meiner Haustür als ich.
    »Wie geht es David?«, fragt sie.
    »Bestens«, erwidere ich. »Er freut sich auf deinen Besuch.«
    »Von Daniel hast du ihm nichts erzählt?«
    »Nein, aber er hat es irgendwie erraten.«
    Sie schaut mich forschend an. Ihren Blick meidend wühle ich in der Handtasche nach meinem Schlüssel.
    »Ist offen«, sagt Gudrun und stößt meine Tür auf. »Wie kann er etwas erraten, von dem er gar nichts weiß?«
    »Keine Ahnung«, sage ich. »David steckt voller Überraschungen.«
    »Du nicht«, entgegnet Gudrun. »Ich habe Regine gleich gesagt, dass es dir rausrutschen wird. Kann man nichts machen. Du hast doch nichts dagegen, wenn Regine nachher auch dabei ist? Sie gehört doch jetzt zu uns.«
    »Wo sollte sie dabei sein?«
    »Bei unserer Betriebsversammlung. Hein hat gesagt, du willst mit uns allen über die Zukunft der Einkehr reden.«
    »Hein irrt«, gebe ich grob zurück. »Ich habe mit ihm und Jupp etwas zu besprechen. Das hat mit euch und dem Restaurant gar nichts zu tun.«
    »Na denn«, sagt Gudrun ratlos. Ihr Blick schweift durch meine Küche. »Du hast immer noch keine Kaffeemaschine! Nach der Sache mit deiner Hand solltest du dir eine anschaffen. Ich bringe euch nachher ordentlichen Kaffee rüber.« Sie hebt die Hände. »Ich werde ganz bestimmt nicht stören!«
    »Mach lieber ein paar Brownies«, sage ich und gebe ihr den Zettel mit dem Rezept.
    Gudruns Augen leuchten. »Jetzt wird alles gut«, ruft sie begeistert. »David hat sich erinnert!«
    »Das kann man wohl sagen«, gebe ich zurück und bin froh, als sie ohne weitere Aufforderung die Küche verlässt.
    »Du hast Besuch!«, ruft sie aus dem Flur.
    Ihre Stimme klingt befremdlich. Wohl, weil Marcel nicht allein aus dem Polizeijeep steigt. Er hat seinen Kollegen Erwin Hannen mitgebracht. Die uniformierten Polizisten sehen sehr ernst und überaus offiziell aus, lässig die Daumen beider Hände in den Gürtel gesteckt, als sie auf mein Haus zuschreiten. Gudrun bleibt unschlüssig neben mir auf der Türschwelle stehen.
    »Vielleicht sollte ich doch hierbleiben?«, schlägt sie vor. »Wenn es was mit David zu tun hat …«
    »Hat es nicht«, lüge ich. »Bring uns nachher die Brownies rüber. Eine Dröhnung Schokolade werden wir alle brauchen können.«
    Hein windet sich. Er ist sichtlich erschrocken, als ihn Marcel mit Davids Aussage konfrontiert.
    »Wirklich gekannt habe ich ihn nicht«, sagt er, auf dem breiten Polstersessel herumrutschend. Die beiden Polizisten sitzen ihm gegenüber auf dem Sofa mit dem Rücken zum Fenster.
    »Aber Sie haben sich Geld von ihm ausgeliehen?«, fragt Erwin Hannen.
    »Ja, schon etwas.«
    »Was ist etwas?«, fährt Marcel dazwischen.
    Heins Augen flackern unsicher.
    »Ein paar Tausend, nicht gerade die Welt.«
    »Wie viel Tausend?«
    »Achtundachtzigtausendfünfhundertfünfzig Euro«, presst Jupp hervor. Er steht neben dem Kaminofen und ringt die Hände. »Ohne die Zinsen. Eine riesige Menge Geld. Für so viel muss man hundert Jahre lang Bäume fällen. Das ist mehr, als mein ganzes Haus wert ist.«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht!«, ruft Hein. »Ich weiß überhaupt nicht, wie man eine Pistole benutzt!«
    Erwin Hannen hebt die Augenbrauen. Der Blick darunter spricht Bände. Ein Eifeler Jung wird mit dem Wissen um das Handhaben von Waffen geboren. Dies zu leugnen kann einem Geständnis fast gleichgesetzt werden.
    Ich aber glaube Hein. Er mag auf dem Land geboren sein, ist aber in seinem Herzen ein Großstadtkind. Und hat bestimmt nie eine Waffe auf Mensch oder Tier gerichtet. Es ist mir unverständlich, dass Marcel offenbar anderer Ansicht zu sein scheint. Weshalb lässt er diese hochnotpeinliche Befragung zu? Weshalb quält er Hein? Zumal der für die Tatzeit ein unumstößliches Alibi hat. Es wird Zeit, die Herren Polizisten daran zu erinnern.
    Ich räuspere mich vernehmlich und stehe auf.
    »Hein hat den Mann nicht erschossen; das wisst ihr doch auch! Weil wir zum Zeitpunkt des Mordes das Restaurant voll hatten und wie die Irren gearbeitet haben.«
    Erwin Hannen lächelt mich mitleidig an.
    »Es ist nett, dass Sie Ihrem Freund ein Alibi geben«, sagt er, »aber Losheimergraben ist nicht gerade weit weg.«
    »Durchaus machbar«, setzt Marcel finster

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