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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Linus anspringen lasse. Ich klopfe ihm auf beide Flanken, froh, jetzt wieder ein Geschöpf im Haus zu haben, das erfüllbare Träume und keine bösen Geheimnisse hat. »Ich darf ihn zu meinem Dad nicht mitnehmen.«
    Hinter Daniel baut sich Regine auf.
    »Du hast es David gesagt!«, ruft sie.
    Ich drehe mich zu Gudrun um. Die schüttelt fast unmerklich den Kopf.
    »Nein. Nicht direkt«, entgegne ich. »Er hat so etwas geahnt, und mich danach gefragt.«
    »Wirklich?«
    Ich nicke.
    »Was genau hat er gesagt?«
    Ich zitiere David wörtlich.
    »Das heißt doch Scheiße? «
    »Nein. Nicht direkt«, wiederhole ich. »Das heißt im Klartext verdammt noch mal, ich hätte es wissen müssen .«
    »Hätte er«, bestätigt sie befriedigt und reckt den Hals Richtung Wohnzimmer. »Was ist denn hier bei dir los?«
    »Nichts Wichtiges«, sage ich und streichele Linus. »Grüßt David von mir.«
    »Du hast sie angelogen«, erklärt Gudrun, nachdem ich mich an die geschlossene Tür lehne und tief durchatme. »Es ist sehr wichtig. Sonst hättet ihr vorhin doch weitergeredet. Statt mich beim Putzen so dämlich anzuglotzen. Was ist denn so wichtig, dass ich es nicht wissen darf?«
    »Vielleicht ist es wichtig, dass du bei David bist, wenn er seinem Sohn begegnet?«, sage ich. »Damit er nicht plötzlich auf die Idee kommt, mit Regine und Daniel die Heilige Familie zu gründen.«
    Der Zweck heiligt die Mittel. Die Jungfrau Maria erweist sich als eine Frau von Klasse. Dankbar, dass ich ihr scheußliches Porzellanabbild endlich zerdeppert habe, wirkt sie gnädig auf Gudrun ein. Die ist schneller weg, als Brownies abkühlen können.
    Die Herren der Inquisition sind in meinem Wohnzimmer wieder damit beschäftigt, Hein in die Enge zu treiben.
    »Natürlich hast du nicht vorgehabt, ihn zu töten«, sagt Marcel. »Nach unseren Erkenntnissen könnte sich der Schuss einfach gelöst haben. Reinhold Wirzig hatte nämlich Schmauchspuren am Körper. Und es gab ein Handgemenge. Nachdem du ihm die Pistole abgeholt hast, mit der er dich bedroht hat, ist das Ding plötzlich losgegangen. Er fiel um und das Geld auf den Boden. Du hast es schnell aufgesammelt, bist davongerast und ins Restaurant zurückgekommen. So war es doch, Hein, oder etwa nicht?«
    Aus seiner Polizistentasche zieht er eine Plastiktüte, in der ein Zweihunderteuroschein steckt.
    »Den haben wir am Tatort gefunden«, erklärt Erwin Hannen. »Unter dem Auto. Wir gehen davon aus, dass Sie Reinhold Wirzig einen Teil Ihrer Schulden zurückzahlen wollten, ihm das aber nicht genug war und er Ihnen dann auf die harte Tour kam.«
    »Nein!«, brüllt Hein. »Bitte, so glaubt mir doch! Ich war es nicht! Ich habe dem Mann kein Geld gebracht. Ich habe ihm keine Pistole entwunden. Ich habe ihn nicht erschossen.«
    Er schlägt sich an die Brust und japst so verzweifelt nach Luft, dass ich neben Marcel zum Festnetzanschluss greifen will, um Dr. Knauff herbeizurufen. Doch Marcel ist schneller. Er stellt das Telefon auf die Fensterbank hinter sich.
    »Nein«, flüstert er mir zu. »Kein Arzt. Vertrau mir. Es wird alles gut.«
    Mir bleibt der Mund offen stehen. Was soll hier noch gut werden? Dass er unseren Freund als Gevatter Hein hinstellt und ihn des Mordes überführt? Der Mann hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dieser belgischen Polizistenseele zu vertrauen bedeutet lebenslanges Gefängnis!
    Bevor er vollends auf seinem Sessel zusammenbricht, schnauft Hein noch einen Satz heraus: »Ich schwöre, ich war die ganze Zeit im Restaurant!«
    »Ich aber nicht«, murmelt Jupp. Seine beiden mächtigen Hände krallen sich in die Rückenlehne von Heins Sitzmöbel. Er starrt auf den mehrfarbigen Hinterkopf seines Freundes und redet so leise weiter, dass wir uns anstrengen müssen, um ihn zu verstehen: » Ich war nicht im Restaurant. Alles stimmt genau so, wie Ihr das gesagt habt, Herr Polizeiinspektor. Ich habe dem Mann alles Geld gebracht, was ich zusammenkriegen konnte. Am Samstag in so kurzer Zeit. Er hat die Scheine angesehen und mich ausgelacht. Gesagt, dass er Hein fertigmachen wird. Und mich auch, wenn ich ihn dabei störe. Die Pistole habe ich erst gar nicht gesehen. Es war ja schon dunkel. Ich wollte ihn nicht töten. Nur erschrecken. Ordentlich verprügeln. Weil er David zusammengeschlagen hat. Hein bedroht. Wie damals die Kerle in Köln. Ich musste was tun. Bin auf ihn losgegangen. Dass endlich wieder Ruhe ist. Und dann hat es plötzlich geknallt. Der Mann wurde schlapp, und das Geld flog

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