Kein Alibi: Roman (German Edition)
dass wir ihn hereingelegt haben.«
»Hat Ihre Schwester freiwillig mitgemacht?«
»Was glauben Sie denn? Dass ich sie gezwungen habe? Eine Frau liebt doch das Spiel mit dem Feuer. War nicht despektierlich gemeint, Miss Mundell. Aber ich wette, dass Mr. Smilow mir zustimmt, auch wenn er’s nicht zugibt. Alle Frauen sind im Herzen Exhibitionistinnen. Die wissen, was sie haben, und sie wissen ganz genau, wo die Männer hinterher sind. Die lieben es, uns zappeln zu lassen.«
»Danke für diese tief schürfende psychologische Erkenntnis.« Steffi Mundells Sarkasmus war ihm nicht entgangen. »Ich habe die Regeln nicht gemacht, Miss Mundell. Ich sag nur, wie’s ist, und das wissen Sie genau.«
Smilow fuhr mit seinen Fragen fort. »Und die Blödmänner sind Ihnen nie ausgegangen?«
»Wir haben unser Geschäft auf Nachbarviertel ausgedehnt. Alex sah so frisch und unschuldig aus, dass jeder Schmutzfink dachte, er sei der Erste. Deshalb wusste ich ganz genau, dass es auch bei älteren Männern klappen würde.«
»Erzählen Sie mal davon.«
»Alex war der perfekte Lockvogel. Sie wusste genau, wie man auch die kirre macht. Das ist ihre Spezialität. Hat immer die nervöse Unschuld gespielt. Und eines steht fest: Wir Männer können keiner koketten Frau widerstehen. Bis sich Alex herumkriegen lässt, leistet sie länger Widerstand als alle anderen Frauen, die ich vor oder nach ihr gekannt habe.«
Hammond wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn, ehe er den Kopf gegen die Wand lehnte und die Augen schloss.
Er hörte es klicken. Die Stopptaste am Tonbandgerät wurde gedrückt. »Alles in Ordnung?«
Als er begriff, dass Smilows Frage ihm galt, machte er die Augen auf. Alle schauten ihn an, nur Alex nicht. Sie hatte die Augen niedergeschlagen und blickte ganz konzentriert auf ihre gefalteten Hände im Schoß. »Sicher. Warum?«
»Hammond, Sie sind schrecklich blass. Warum lassen Sie sich nicht von uns einen zweiten Stuhl bringen?«
»Mr. Cross, Sie können meinen haben.« Alex stand auf und machte einen Schritt auf ihn zu.
»Nein«, sagte er brüsk, »mir geht’s gut.«
»Möchtest du etwas zum Trinken?«
»Danke, Steffi, ich bin okay.«
Alex stand noch immer und sah ihn immer noch an. Eines war ihm klar: Sie wusste ganz genau, dass es ihm alles andere als gut ging. Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so miserabel gefühlt.
»Wie viel noch?«, fragte er. »Nicht viel«, erwiderte Smilow. »Dr. Ladd?«
Sie nahm wieder Platz, und er startete das Tonband. Im ganzen Raum war es still. Nur die Maschine surrte leise, während Bobby mit einschmeichelnder Stimme beschrieb, wie sie sich auf ältere wohlhabendere Männer verlegt hatten, die er aus Hotelhallen und Bars lockte. Mit einem Wort, Bobby spielte für Alex den Zuhälter. Das Geschäft lief gut.
»Kaum waren sie bei ihr, habe ich sie um ihre Brieftaschen erleichtert. Die waren deutlich fetter als bei den Jungs aus der Nachbarschaft. Viel fetter.«
»Klingt, als wären Sie beide ein gutes Team gewesen.«
»Waren wir. Das beste.« Bobbys Stimme wurde fast melancholisch. »Und dann hat uns dieser eine Kerl die Sache ruiniert.«
»Bobby, Sie haben versucht, ihn umzubringen.«
»Es war Notwehr! Dieser Mistkerl kam mit einem Messer hinter mir her.«
»Weil Sie ihn bestohlen haben. Er hat nur sein Eigentum geschützt.«
»Und ich mich. Es war nicht meine Schuld, dass sich während der Rauferei das Messer umgedreht hat und bei ihm im Bauch gelandet ist.«
»Der Richter befand aber, dass Sie sehr wohl daran schuld waren.«
»Dieser Scheißrichter hat mich in dieses Höllenloch geschickt.«
»Sie hatten Glück, dass der Mann überlebt hat. Wenn nicht, hätte es für Sie weitaus schlimmer kommen können.«
Den Rest der Geschichte hatte Hammond von Loretta gehört. Trimble kam ins Gefängnis, Alex wurde auf Bewährung verurteilt, einschließlich Sozialtherapie und Pflegeeltern.
Sie wurde bei den Ladds untergebracht. Das Ehepaar liebte sie. Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde sie gut behandelt und gemocht und lernte am guten Vorbild, wie gesunde Beziehungen funktionierten. Unter deren Fürsorge und positivem Einfluss blühte sie förmlich auf. Sie wurde offiziell adoptiert und nahm ihren Namen an. Ihr Leben nahm eine Hundertachtziggradwendung. Ob dies dem verstorbenen Dr. Ladd und seiner Frau zu verdanken war oder Alex selbst, blieb offen.
Bobby Trimble gestand selbst ein, dass er ihr ihr Glück nicht gönnte.
»Ich musste ins Gefängnis,
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