Kein Alibi: Roman (German Edition)
oder?«
»Es tangiert sie insoweit, dass es sich als peinlich entpuppen könnte.«
»Ich entschuldige mich für jede Peinlichkeit. Trotzdem meine ich, Dr. Ladd würde gerne hören, was gegen sie vorgetragen wird. Es steht ihr frei, jederzeit auf jede seiner Äußerungen einzugehen und sie zu widerlegen.«
Perkins wandte sich zu ihr. »Es liegt bei dir.« Sie nickte dem Anwalt kurz zu.
»Na schön, Smilow«, sagte er, »aber das sind billige Taschenspielertricks, und das wissen Sie genau.«
Der Tadel prallte an Smilow ab, der das Band an der Stelle weiterlaufen ließ, an der er Trimble fragte, wie er für sich und seine Schwester gesorgt hatte.
»Eine Zeit lang haben wir uns durchgemogelt, hab mal dies, mal jenes gemacht«, erwiderte er. »Hab mir ordentlich den Arsch aufgerissen, damit wir was zu essen und Alex was zum Anziehen hatten. Sie war am Wachsen, Sie wissen schon, so wie’s junge Mädel tun. Erblühte.«
Trimble senkte die Stimme zu einem vertraulichen Tonfall. »Als ich sah, wie sie immer voller wurde, hat mich das auf die Idee gebracht.«
»Welche Idee?«
»Immer langsam«, sagte er, da ihn Smilows Ungeduld wurmte. »Zuerst sind mir die Blicke aufgefallen, die meine Kumpel meiner Schwester zuwarfen. Da hab ich alles in einem völlig neuen Licht gesehen, könnte man sagen. Hab ein paar Bemerkungen aufgeschnappt, und dabei bin ich dann auf diese Idee gekommen.«
Hammond stützte den linken Ellbogen auf die Faust des Arms in der Schlinge und legte die Hand über den Mund. Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten und das Tonbandgerät gegen die Wand geworfen. Wie gerne hätte er Steffi windelweich geprügelt, die Alex gerade süffisant anlächelte. Er war hilflos und konnte, genau wie sie, nichts weiter tun, als gezwungenermaßen zuzuhören.
Der Unterschied in Trimbles Diktion und Syntax war auffallend. Das Gespräch über die Vergangenheit ließ ihn in die Sprechmuster seiner Jugend zurückfallen. Es klang derber, ordinärer, anzüglicher.
»Das erste Mal war zufällig. Ich meine, ich hab’s nicht geplant. Alex und ich waren bei diesem Freund von mir. Er hatte ’nen Sechserpack Bier geklaut. Wir haben uns zum Trinken in einer herrenlosen Garage getroffen. Da hat er angefangen, Alex zu necken und …« Ein Stuhl quietschte, als er sein Gewicht verlagerte. »Schließlich hat er sie gereizt, sollte doch ihr Hemd hochziehen und ihm ’nen Blick gönnen.
Alex hat gesagt, nie und nimmer, José. Aber so hat sie’s nicht gemeint. Hat gekichert und ihn hingehalten, Sie wissen schon. Bis sie’s schließlich dann doch getan hat. Verdammt. Da hab ich ihm gesagt, er müsste mir schon ’nen Bier extra geben, zum Ausgleich dafür, dass er die Titten – ’tschuldigung, Brüste – meines Schwesterleins sehen durfte. Er meinte, ich könnte ihn mal, er hätte doch nur ihren BH gesehen. Aber beim nächsten Mal –«
Hammonds Linke schoss vor und hielt das Tonband an. »Smilow, wir haben alle verstanden, worauf das hinausläuft. Dr. Ladd wurde von ihrem Halbbruder ausgenützt. Ob sie freiwillig mitgemacht hat, ist sehr zweifelhaft. Aber auf alle Fälle liegt es lange zurück.«
»So lange nicht.«
»Zwanzig, fünfundzwanzig Jahre! In Gottes Namen, was hat das mit Lute Pettijohn zu tun?«
»Dazu kommen wir noch«, sagte Steffi. »Passt alles zusammen.«
»Ihr könnt ja hier sitzen bleiben und diesen Quatsch anhören«, sagte Frank Perkins, der ebenfalls aufgestanden war, »aber ich werde nicht zulassen, dass meine Mandantin sich so etwas anhören muss.«
»Leider kann ich nicht gestatten, dass Dr. Ladd geht«, sagte Smilow.
»Haben Sie die Absicht, sie offiziell eines Verbrechens zu beschuldigen?« Dann fügte Perkins noch sarkastisch hinzu: »Eines Verbrechens, das mutmaßlich in den letzten zehn Jahren begangen wurde?«
Smilow vermied es, ihm eine direkte Antwort zu geben. »Wenn Sie sich das restliche Band nicht anhören möchten, muss ich Sie bitten, im Nebenraum zu warten, bis Mr. Cross alles gehört hat.«
»In Ordnung.«
»Nein.« Alex klang leise, aber entschlossen. Alle Augen richteten sich auf sie. »Bobby Trimble ist Abschaum. Obwohl er in den letzten zwanzig Jahren etwas Schliff bekommen hat, ist er noch immer Pack. Ich möchte alles hören, was er zu sagen hat. Ich habe ein Recht zu erfahren, was er über mich erzählt. Frank, ich muss mir das anhören, auch wenn für mich schon der Klang seiner Stimme entsetzlich ist.«
Steffi fragte: »Bestreiten Sie etwas von dem, was er
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