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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Leitung des Theaters bisher nicht adäquat vertreten gewesen waren, ergriffen die Zügel, und nach langen, erschöpfenden Diskussionen wurde der Kassier auf unbezahlten Urlaub geschickt. Damit waren die Weichen für eine glücklichere Zukunft gestellt. Zumindest schien das aus der Erklärung hervorzugehen, die Rafael Sulzberger auf einer Pressekonferenz abgab und mit der er die neue Phase in der Geschichte des Theaters einleitete:
    »Es war ein hartes Stück Arbeit«, sagte er. »Aber ohne eine vollständige Reorganisierung hätte unser Theater keine Zukunft gehabt.«
    Anschließend stellte er das neue Führungskollektiv des Theaters vor. Es bestand aus Mme. Kischinowskaja, Kovacs und ihm selbst.
    Das neue Führungskollektiv, an das man allseits große Hoffnungen knüpfte, begann seine Tätigkeit damit, daß es die nächsten drei Vorstellungen zur Gänze an die Mitglieder der Städtischen Müllabfuhr-Gewerkschaft verkaufte. Eine leichte Aufwärtsbewegung schien sich anzukündigen, aber die folgende Premiere setzte dem wieder ein Ende. Der Besuch fiel um 40 Prozent, und unter dem Dutzend von Zuschauern unterschied man deutlich vier amtierende Minister samt Gattinnen und Fahrern sowie Prof. Sam L. Sunshine vom Theaterwissenschaftlichen Institut der University of Southern Alabama. Binnen kurzem überschritt das Defizit die Millionengrenze, und zwar um 2750000 Shekel.
    Das Theater wurde einer amerikanischen Kultur-Vereinigung zum Kauf angeboten, mit der Auflage, daß sie das Haus für jeden beliebigen Zweck verwenden könnte. Die KulturVereinigung zog sich durch eine einmalige Spende in der Höhe von 800000 Shekel aus der Schlinge, womit das Fiasko der neuen Leitung endgültig besiegelt war. Eine abermals einberufene Vollversammlung übte schärfste Kritik an der Mißwirtschaft, die während der letzten 34 Jahre geherrscht hatte, und nötigte die neue Leitung zum diesmal unwiderruflichen Rücktritt.
    Das »Faust«-Theater wurde für die Dauer eines Monats geschlossen, um Zeit für die nötige Reorganisation zu gewinnen. Die Veteranen des Kollektivs übernahmen die Leitung, engagierte hochklassige Regisseure aus dem Ausland, kauften Stücke ein, die sie nicht verstanden, verpflichteten einen energischen Verwaltungsdirektor und verlangten vom Wohnungsbauministerium eine Hypothek auf den Pensionsfonds in der Höhe von 2 Millionen, um dem Kollektiv - wie es selbst sagte - »Zeit zur Konsolidierung und zur Ausarbeitung eines fortschrittlichen Programms zu ermöglichen, das sich über viele Wochen erstrecken würde«. Das Wohnungsbauministerium erklärte sich bereit, dem Kollektiv ein Zwanzigstel der geforderten Summe zur Verfügung zu stellen, unter der Bedingung, daß ein Beratendes Komitee, bestehend aus führenden Persönlichkeiten der Landwirtschaft, den Reorganisationsprozeß überwache. Das Kollektiv ging auf diese Bedingung ein, nahm den Vorschuß entgegen und gab auf einer Pressekonferenz die Wiedereröffnung des Theaters bekannt.
    »Neuer Wein in alten Schläuchen«, jubelte Rafael Sulzberger in seiner Begrüßungsansprache. »Wir haben das Gefühl, als ob wir neu geboren wären...«
    Sodann verlas er die Namen der neuen Kollektivführung, außer dem seinen auch noch den des Assistenten Kovacs und den eines der ältesten, gewiegtesten Mitglieder des Ensembles, Mme. Kischinowskaja. Zum Schluß bat er das Publikum, dem Theater trotz dieser - zugegebenermaßen: umwälzenden -Neuerung Sympathie und Zuspruch zu bewahren, aber seine Bitte stieß auf taube Ohren. Bei der Wiedereröffnung des Hauses (mit einem Stück des seltsamen Titels »Wegen Renovierung geschlossen«) wurden insgesamt 15 Zuschauer gezählt, und nicht einmal die genaue Höhe der in jedem Fall kärglichen Einnahmen ließ sich feststellen, weil der Kassier nach der Vorstellung verschwunden war. Ein verzweifeltes Bittgesuch ging telegraphisch an die Zentrale des »United Jewish Appeal« nach New York. Noch bevor der ablehnende Bescheid eintraf, erfolgte die längst fällige Machtergreifung durch eine Gruppe jüngerer Mitglieder des Ensembles, die sich heimlich organisiert hatte und das von der Kollektivführung einberufene Meeting nach einem brutalen Auftritt sprengte.
    Die Jungtürken begannen sofort mit energischen Reorganisationsmaßnahmen. Sie setzten einen neuen Intendanten ein und gewährten ihm diktatorische Vollmacht bis zum Ende des Monats. Das war die Zeit der echten Wiedergeburt. Mit gewaltigem, fast übermenschlich zu nennendem Einsatz wurde der

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