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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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gesamte Fundus des Theaters verkauft und der Erlös zur Errichtung zweier Drehbühnen verwendet, die sich ihrerseits um vier Zuschauerräume drehten und insgesamt sechs SimultanSpielflächen ermöglichten. Nun konnte kein Zweifel mehr bestehen, daß die Reorganisation endlich Früchte tragen würde.
    »Wir haben ein neues Blatt in der Geschichte unseres Kollektivs aufgeschlagen«, gab Rafael Sulzberger auf der Pressekonferenz bekannt. »Gestatten Sie mir, meine Damen und Herren, Sie mit dem neuen Führungsgremium bekanntzumachen...«
    In diesem Augenblick ereignete sich das Erdbeben. Niemand weiß wieso, niemand könnte bestätigen oder dementieren, daß hier ein Eingriff überirdischen Zorns in die inneren Verhältnisse des Theaters erfolgt war. Jedenfalls brach das »Faust«-Theater bis auf die Grundfesten zusammen. Übrig blieb ein gähnendes Loch, über dem eine dicke Staubwolke schwebte.
    Nach einer Weile sah man die schmutzverkrustete Gestalt Rafael Sulzbergers aus dem Krater hervorkriechen, gefolgt von seinem Assistenten Kovacs und Mme. Kischinowskaja. Sie atmeten schwer, verloren jedoch keine Zeit und machten sich sofort an die Reorganisation des Kollektivs.
     

Die Kunst ist ein Nebenberuf
     
    Nichts sehnt der Schauspieler so inbrünstig herbei wie das berauschende Gefühl des Erfolgs, wenn der Vorhang gefallen ist und vom applaudierenden Publikum nochmals zum Hochgehen genötigt wird, damit der Schauspieler, dem der Applaus gilt, sich nochmals verneigen kann. In diesen Augenblicken vergißt er sogar, daß eine erfolgreiche Rolle in einem erfolgreichen Stück für ihn eine finanzielle Katastrophe bedeuten kann.
    Denn das Irrenhaus, welches Theater heißt, hat seine eigenen, seltsamen Gesetze.
    Es bietet dem Schauspieler alles, was er sich irgend wünschen mag, es bietet ihm persönliche und künstlerische Befriedigung, Ruhm und Ansehen, Intrigen und Kabalen. Nur eines bietet es ihm nicht: einen auskömmlichen Lebensunterhalt. An einem Sensationserfolg, der jahrelang auf dem Spielplan bleibt, bereichern sich alle Beteiligten: das Theater, der Autor, die Steuerbehörde, die Stadtverwaltung, die Sterne am Firmament - nur der mittelmäßige Schauspieler hat nichts davon. Er bleibt, mittelmäßig wie er ist, an seine mittelmäßige Gage gefesselt, Abend für Abend. Es ist kein Geheimnis, daß der Schauspieler in der Regel seinen Hauptverdienst nicht vom Theater bezieht, sondern von heimlichen Aktivitäten jenseits der Kunst, jenseits des Ruhms: vom Reklameplakat eines Haarwuchsmittels, das er mit seiner lockigen Perücke verziert, von einem Werbeauftritt im Fernsehen, von vier gereimten Zeilen, mit denen er im Rundfunk eine neue Rasierseife anpreist, von kurzen Gastspielen in Altersheimen oder Jugendlagern, von Mitwirkungen bei Hochzeiten oder Beschneidungs-feiern und dergleichen mehr.
    In dieses unentrinnbare Perpetuum mobile gerät der durchschnittliche Schauspieler im gleichen Augenblick, in dem er sich entschlossen hat, seinen fragwürdigen Beruf zu ergreifen, und bleibt darin gefangen sein ganzes Leben lang bis zu jenem Tag, an dem die Gläubiger hinter seinem Sarg einherschreiten.
     

Fünf Tage im Leben eines mittelmäßigen Schauspielers
     
    MONTAG. Der mittelmäßige Schauspieler erhebt sich früh am Morgen. Schon um 7.30 Uhr beginnt im Rundfunk die Probe für das Hörspiel »Der Wohltäter«, in dem er die Rolle des Baron Rothschild spielt, von der Wiege bis zum Grabe. Er ist heute nicht in Form, denn in der vergangenen Nacht hat er ein Gastspiel mit dem »Gefängniswärter« - dem Erfolgsstück des Theaters, an dem er ständig engagiert ist - in einem weit entfernten Militärlager absolviert und ist erst im Morgengrauen nach Tel Aviv zurückgekehrt. Noch dazu fiel eine der Primadonnen auf dem Weg vom Lastwagen und mußte stundenlang gesucht werden. Jetzt, vor dem Mikrophon, wird er ständig von Kälteschauern geschüttelt, und seine Stimme klingt heiser, was zwar für die Sterbeszene des Wohltäters sehr gut ist, aber sonst nicht. Man beschließt deshalb, die Probe auf den nächsten Tag um 6.30 Uhr zu verschieben. An der frühen Stunde ist er selber schuld, weil er um 7 Uhr einen Gymnastikkurs besuchen muß, um sich fit zu halten.
    Seine nächste Station ist der provisorische Probensaal des Wandertheaters, das mit der »Antigone« des Sophokles auf Tournee gehen wird; er spielt den König. Unmittelbar darauf erwartet man ihn im Kibbuz Kfar Schultheiss, wo er einen Festakt anläßlich der Eröffnung

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