Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
des Bewässerungstanks inszeniert (Honorar: 200 Shekel ohne Bestätigung). Da der Jeep, der ihn in den Kibbuz bringen soll, ausbleibt, nimmt er den Bus. Plötzlich fällt ihm auf, daß er seit 48 Stunden nichts mehr gegessen hat. Er ersteht bei einem orientalischen Bauchladenhändler eine Flasche Fruchtsaft und einen Kuchen mit eingebackener Diarrhöe. Infolgedessen kommt er zu spät in die Schule, die ihn für die Regie eines Purim-Festspiels engagiert hat (60 Shekel plus Spesen). Am Abend finden in Jerusalem zwei Vorstellungen des »Gefängniswärters« statt.
DIENSTAG. Auf der Rückfahrt von Jerusalem hat der Autobus einen Reifendefekt. Das Ensemble verbringt die Nacht im Bus. Mittels Autostop gelangt der mittelmäßige Schauspieler noch knapp rechtzeitig ins Hörspiel-Studio nach Tel Aviv, um dort den Baron Rothschild zu verkörpern. Da der Aufnahmeleiter erst nach einer Stunde bemerkt, daß die Tonbandapparatur nicht funktioniert, dauert die Aufnahme um zwei Stunden länger, was dem Schauspieler ein Zusatzhonorar von 30 Shekel einbringt. Mittlerweile wurde seine Rolle in der »Antigo-ne« des Sophokles geändert; er spielt jetzt nicht den König, sondern den Sohn. Im Jeep nach Kfar Schultheiss - diesmal ist er rechtzeitig gekommen, aber er holpert - wird er seinen neuen Text lernen. Unterwegs, schon an der Peripherie von Tel Aviv, bittet er den Fahrer, ein paar Minuten vor einem noch nicht ganz fertiggestellten Neubau zu warten, saust in den sechsten Stock hinauf und nimmt die Gesangstunde, die er gestern wegen der Gymnastikstunde versäumt hat. Im Kibbuz Kfar Schultheiss ist soweit alles in Ordnung, außer daß ein plötzlicher Hagelsturm die Probe unmöglich macht, weil alle Kibbuz-Mitglieder mit der Reparatur der entstandenen Schäden beschäftigt sind. Statt der Probe wird eine Programmsitzung abgehalten, in der das Kulturkomitee drei von Kibbuz-Mitgliedern verfaßte Theaterstücke vorlegt. Der mittelmäßige Schauspieler möchte das gerne zu einem kurzen Schläfchen ausnützen, wird aber immer wieder gezwungen, seine Meinung zu äußern. Dem plötzlich auftretenden, scharf stechenden Schmerz in seiner Magengegend kann er keine Aufmerksamkeit schenken, weil er den Text des Vertrags memorieren muß, den er um 18 Uhr im »Kulturverband Hebräischer Apotheker« beginnt: »Das skandinavische Theater - seine Struktur, seine Technik, sein Geheimnis« (150 Shekel). Während des Vertrags fällt sein Blick auf eine schwangere Frau im Zuschauerraum, die ihm merkwürdig bekannt vorkommt. In der Pause verwickelt er sie in ein Gespräch und stellt fest, daß es sich um seine eigene Frau handelt, die eigens hergekommen ist, um sich mit ihm auszusprechen. Sie einigen sich, daß es unmöglich so weitergehen kann. Im zweiten Teil des Vertrags werden die Schmerzen in seiner Magengegend so stark, daß er ohnmächtig zusammenbricht. Die sofort herbeigerufene Ambulanz bringt ihn nach Haifa, wo man mit dem Beginn der Vorstellung des »Gefängniswärters« auf sein Eintreffen wartet. Er bekommt eine Nitroglyzerin-Injektion, zweimal Applaus auf offener Szene und drei Hervorrufe nach Schluß. Da das Ensemble in Haifa übernachtet, wirkt er noch rasch an einer Veranstaltung der Technischen Hochschüler mit, wo er einige Schwanke und Schnurren aus seinem leichteren Repertoire zum besten gibt (75 Shekel). Er braucht das Geld für das bevorstehende Baby.
MITTWOCH. Zu Hause erwartet ihn eine Nachricht der Theaterdirektion: Schmulewitz ist plötzlich erkrankt, und er muß heute abend beim »Macbeth« - Gastspiel in Tiberias für ihn einspringen. Der mittelmäßige Schauspieler sagt seine Gymnastik- und seine Gesangstunde ab, um die neue Rolle zu lernen. In der Besetzung der »Antigone« ist unterdessen wieder etwas geändert worden; er spielt nun doch den König. Telephonanruf aus dem Kibbuz: wo er denn bleibt? Telephonanruf vom Rundfunk: ob er nach der Beendigung des »Wohltäters« eine Vorlesungsserie übernehmen möchte? Unerträgliche Magenschmerzen. Telephonanruf eines jungen Schriftstellers, der ihm seit Monaten sein neues Stück vorlesen will. Ein Blick auf den Vormerkkalender: Morgen geht's nicht, für morgen hat er eine Nikotinvergiftung vorgemerkt, also übermorgen. Jawohl, übermorgen, während der Vorstellung in Tel Aviv. Er hat nach dem Ende des ersten Akts eine ziemlich lange Pause und wird in seiner Garderobe auf den jungen Schriftsteller warten. Abends »Macbeth« in Tiberias. Es läuft glatt ab, nur die wenigsten
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