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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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Gehirnschmelzkanonen auf mich abfeuern und werdet es trotzdem nicht von mir erfahren.
    »Wir müssen mit ihm reden«, sagte Sara müde lächelnd, »auch deshalb, weil nur er uns deine Version bestätigen kann.«
    »Ihr glaubt mir nicht? Ihr glaubt, dass ich lüge? Warum sollte ich lügen?«
    Ich klang ehrlich entrüstet und einen Moment lang sah sie wirklich verlegen aus.
    »Nein, Lila, das habe ich nicht gemeint. Aber wir wollen mit ihm reden und auch mit Jack, sobald er aufwacht. Wir wissen jetzt, dass Alex und Jack nicht aus freiem Willen handelten, dass sie unter Demos’ Einfluss standen. Also: Weißt du, wo sich Alex jetzt aufhält?«
    »Nein, keine Ahnung. Er hat mich zum Flughafen in Mexico City gebracht, das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.« Mit diesen Worten presste ich sogar noch mehr Tränen hervor.
    Nach einer Weile wischte ich mir die Augen trocken und blickte auf. Der Rekorder lief noch. Dr. Pendegast kritzelte eifrig auf seinen Notizblock. Sara beobachtete mich schweigend. Und hinter der großen Glasscheibe glaubte ich einen Schatten wahrzunehmen.
    »Kann ich jetzt zu Jack?«, fragte ich, schob den Stuhl zurück und stand auf. »Und kann ich meinen Dad sehen?«

19
    »Lila.«
    Mit grimmig verzerrtem Gesicht kam er auf mich zu. Aber als er mich an sich zog, spürte ich keine Wut mehr, sondern nur noch Erleichterung und Liebe.
    »Es tut mir so leid, Dad«, murmelte ich.
    Er ließ mich nicht los. »Gott, ich hab mir solche Sorgen gemacht«, flüsterte er mir ins Ohr. Dann schob er mich auf Armeslänge von sich und betrachtete mich von oben bis unten. Zwar war es nur knapp einen Monat her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen hatten, aber mir war klar, dass ich mich in mehrfacher Hinsicht verändert hatte, und das lag nicht nur an den kurzen Haaren. Er schüttelte den Kopf und zog mich wieder an sich. Es fühlte sich gut und tröstend an.
    Wir standen im Besucherraum der Intensivstation. Das Militärkrankenhaus lag auf dem Campgelände und es kam mir so vor, als stünde Jack schon unter Arrest. Es wimmelte vor Uniformen. Selbst die Ärzte waren Soldaten und trugen Uniform unter den weißen Mänteln. Vor Jacks Zimmer stand ein bewaffneter Soldat Wache. Vielleicht rechneten sie damit, dass er plötzlich aus dem Koma erwachte, merkte, dass er nicht halb tot war, und abhaute.
    »Wo zum Teufel warst du?«, fragte Dad und ließ sich in einen Sessel sinken. Erst jetzt fiel mir auf, wie mitgenommen er aussah. Als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Als ernährte er sich von Kaffee und Automatenfraß. »Und was ist mit deinen Haaren passiert? Warum hast du sie abschneiden lassen?«
    »Das erzähle ich dir später«, sagte ich und blickte mich um. Alex hatte mich gewarnt, dass Jacks Zimmer höchstwahrscheinlich verwanzt war, vielleicht der Besucherraum ebenfalls. Es konnte auch gut sein, dass sie mir einen Peilsender anzuheften versuchten. In meiner Kleidung, denn sie konnten mich ja nicht betäuben und mir den Sender eintätowieren, wie sie das mit Jack und Alex gemacht hatten. Vielleicht trug ich sogar schon so ein Ding mit mir herum. Aber ich hatte sowieso nicht vor, meinem Dad schon jetzt alles zu beichten und ihm die ganze Wahrheit zu erzählen.
    »Warst du bei ihm? Wie geht es Jack?«, fragte ich, auch deshalb, um weiteren Fragen über meine Irrfahrten auszuweichen.
    »Den Umständen entsprechend geht es ihm gut. Sie tun alles für ihn. Jetzt müssen wir einfach abwarten. Er hat Glück gehabt – eine Kugel hat die Milz getroffen, aber ein paar Zentimeter weiter wäre es das Rückgrat gewesen. Sie ist sehr dicht vor einem Rückenwirbel stecken geblieben und musste operativ entfernt werden.«
    Ich schloss die Augen und atmete ein paarmal tief durch. Mein Vater schaute mich erwartungsvoll an.
    »Kannst du mir nicht endlich erzählen, was passiert ist?«, fragte er. »Niemand hier will mir etwas verraten. Sara ist wirklich nett, aber auch sie darf nichts sagen. Diese verdammte Geheimniskrämerei.«
    Es kostete mich fast übermenschliche Anstrengung, mich nicht an seinen Hals zu werfen und ihm die Wahrheit zu sagen. Eine innere Stimme schrie: Mum lebt, Dad! Mum lebt! Sie ist hier! Genau hier! Aber ich durfte den Mund nicht öffnen und der Aufschrei echote nur durch meinen Kopf.
    »Darf ich zu ihm?«, murmelte ich, ohne ihm in die Augen zu schauen.
    Er seufzte und führte mich in Jacks Zimmer.
    Zuerst hörte ich nur das gleichmäßige Piep-piep einer Maschine und das Geräusch des

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