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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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ihn dir zu erklären. In zehn Minuten kommt der Arzt zur Kontrolle …« Ich stupste ihn leicht in die Stelle, an der eigentlich das Einschussloch hätte sein sollen. »Das ist doch wirklich nicht normal.«
    »Sagst ausgerechnet du.« Er hielt meinem Blick stand und hob leicht die Augenbrauen.
    Oh. Mein. Gott. Mir blieb der Mund offen stehen. Was sollte das denn nun wieder heißen? Instinktiv hatte ich nach einer medizinischen Erklärung für das Fehlen einer Narbe und die verschwundenen Lähmungserscheinungen gesucht – ein Wundermedikament, unsichtbare Wundnähte, transferierte Hautlappen oder so. Aber wenn nichts davon zutraf? Was wäre, wenn Jack selbst eine … bestimmte Kraft, eine Fähigkeit hatte? Die ihm half, sich selbst zu heilen?
    Unwillkürlich flog mein Blick zu seiner Hand, die er vor zwei Wochen voller Wut gegen einen Baumstamm geschmettert hatte. Die Knöchel waren zerschunden und sofort stark angeschwollen; jetzt sahen sie völlig normal aus, nicht der kleinste Kratzer war zu sehen.
    Ausgeschlossen. Nicht Jack. Jack – einer von uns? Ein Psy? Das war nicht möglich. Das wäre der absurdeste Witz der Weltgeschichte.
    Aber warum eigentlich nicht? Ich hatte seltsamere Dinge erlebt. Jungs, die sich mit einer Art Astralkörper buchstäblich auf die andere Seite der Welt beamen konnten, während ihr physischer Körper leblos über einem Tisch hing. Gottesfürchtige Mamas, die keine Talkshow verpassten, aber mir nichts, dir nichts einem Drogenboss das Gedächtnis ausräumten. Winzige Japanerinnen, die meine intimsten, ausgesprochen plastischen Gedanken ausspionierten. Und wenn wir schon alle Absurditäten aufzählen mussten: Hatte ich nicht selbst gerade erst einem Wasserstrahl beigebracht, sich dem Gesetz der Schwerkraft zu widersetzen? Warum sollte ausgerechnet ich ein Problem damit haben, dass sich mein Bruder selbst heilen konnte?
    Vielleicht deshalb, weil er die letzten fünf Jahre damit verbracht hatte, Leute wie mich zu jagen, weil er außer sich vor Wut gewesen war, als er erfahren hatte, welche Fähigkeit ich besaß – so wütend, dass sich Alex schützend vor mich hatte stellen müssen. Im Zorn hatte sich Jack die Hand an einem Baumstamm blutig geschlagen.
    Jetzt allerdings sah er nicht so aus, als würde er seinen Ärger an Baumstämmen auslassen. Im Gegenteil – er wirkte plötzlich wie einer, der das große Los der Weihnachtslotterie gezogen hatte und dem jetzt klar wurde, wie reich er war.
    Jack sprang auf. »Los, komm schon, wir verschwinden von hier.« Er streckte mir die Hand hin.
    »Nein!«, rief ich und schob seine Hand mit einem Blick zur Seite. Ich genoss den verblüfften Ausdruck auf seinem Gesicht. »Du kannst jetzt nicht weg. Wir müssen warten. Die Einheit bewacht dich. Und sie wissen über mich Bescheid. Richard Stirling hat mir gedroht. Und Dad. Ohne Dad können wir sowieso nicht weg.«
    »Dad? Wovon redest du denn?«
    »Dad ist hier. Er arbeitet für die Einheit. Das hab ich dir alles schon erzählt.«
    »Es ist vielleicht deiner Aufmerksamkeit entgangen, Lila, aber ich lag im Koma!«
    Ich drückte schnell auf die Toilettenspülung, um Jacks wütendes Brüllen zu übertönen. »Dad ist schon eine ganze Weile hier. Er kam sofort, als er erfahren hat, was mit dir passiert ist.«
    Jacks Wut verflog. »Ja … ich hab sogar gehört, wie er mit mir redete. Ich dachte, ich hätte es nur geträumt.«
    »Das war kein Traum. Er arbeitet jetzt für die Einheit …« Ich brach ab und schaute so unschuldig wie möglich drein. »Hast du sonst noch irgendwas geträumt?«
    Jack funkelte mich böse an. »Oh ja. Und wie. Sobald ich mit der Einheit fertig bin, knöpfe ich mir Alex vor.«
    »Nur über meine Leiche.«
    »Dachte eher an seine Leiche.« Als ich heftig widersprechen wollte, hob er nur die Hand. Beinahe hätte ich dafür gesorgt, dass er sich selber ohrfeigte. Hätte ihm bestimmt nicht geschadet.
    »Warte mal«, flüsterte er. »Du sagst, Dad arbeitet für die Einheit? Was meinst du damit?«
    »Nicht was du denkst. Dad versucht schon seit Jahren, Demos unschädlich zu machen. Er weiß aber nicht, dass Mum noch am Leben ist. Und er hat keine Ahnung, was die Einheit in Wirklichkeit macht.«
    Jack traten buchstäblich die Augen aus dem Kopf. »Warum hast du ihm das nicht gesagt? Wie konntest du nur zulassen, dass er für sie arbeitet?«
    »Weil Alex meinte, das könnte für uns vorteilhaft sein. Mit Dad bekommen wir einen Zugang zum Hauptquartier.«
    Jack fuhr sich mit der Hand

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