Kein Augenblick zu früh (German Edition)
versuchen, mich zu beherrschen. Tut mir echt leid. Ich gebe mir wirklich Mühe, mich unter Kontrolle zu halten.« Dann fiel mir etwas anderes ein. »Was hat Jack eigentlich gesagt? Er war doch wirklich wütend auf dich. Warum hat er plötzlich seine Meinung geändert?«
»Na ja, du kennst ihn ja, er hat keine lange Rede gehalten. Er sagte nur, er hätte es sich noch mal überlegt. Und hat sich entschuldigt.«
»Jack – entschuldigt sich? Ich kann’s kaum glauben.«
»Doch, es stimmt. Für das, was er gesagt hatte. Aber er ist immer noch sauer, weil ich Sara nicht traue und sie nicht in unsere Pläne einweihen will.«
»Und … hat er uns erwähnt?«
»Ja. Er sagte, das sei okay.«
»Im Ernst?«
Alex nickte. »Aber natürlich hat er mir auch gleich gedroht, mich umzulegen, wenn ich dich jemals verletze.«
Okay. Das war ja schon mal ein Fortschritt, dachte ich.
»Damit kann ich leben«, fuhr Alex fort. »Zumal ich glaube, dass es eher umgekehrt sein könnte. Nicht ganz ungefährlich, mit dir zusammen zu sein. Du wirst nämlich immer stärker.«
»Hm, stimmt. Du würdest nicht glauben, was ich jetzt tun kann.« Ich wollte ihm von der Monsterwelle erzählen, aber im selben Augenblick räusperte sich jemand hinter mir.
»Oh … Bitte entschuldigt.«
Ich löste mich schnell von Alex, der einen Schritt zurücktrat und sich verlegen durch das Haar fuhr.
»Dad!«, rief ich. »Was …?«
»Entschuldigt, ich wollte euch nicht stören. Aber ich muss mit dir reden, Lila. Wenn es geht, jetzt gleich.« Er warf Alex über meine Schulter einen vielsagenden Blick zu.
Alex verstand den Hinweis und nickte. »Wollte sowieso gerade den anderen helfen«, murmelte er und verschwand.
»Also bist du … und Alex … ihr seid …?«
»Hm, ja«, antwortete ich.
»Prima, er ist ein netter Kerl.« Das kam ihm ein bisschen schwer über die Lippen. Womöglich würde er mir gleich den Altersunterschied vorrechnen. »Was meint Jack dazu?«
»Scheint sich allmählich damit abzufinden«, murmelte ich.
Dad nickte. »Gut. Aber ich wollte über etwas anderes mit dir reden.« Er holte tief Luft. »Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll …« Seufzend ließ er sich auf einen Sitz sinken. Ich nahm neben ihm Platz. »Versteh mich bitte nicht falsch, Lila. Ich hätte nicht so heftig reagieren sollen, als ich von deiner … Kraft erfuhr. Ich meine, ich habe ja immer vermutet, dass es genetisch bedingt ist, aber ich hatte gedacht, du würdest es mir bestimmt sagen, wenn du etwas Seltsames spürst.«
Er schaute mich forschend an, aber ich wich seinem Blick aus.
»Und dann auch noch die Sache mit deiner Mutter … Ich kann es nicht glauben, dass sie noch lebt. Ich kann es nicht …«
»Ich weiß.« Ich nahm seine Hand und drückte sie sanft. Schweigend saßen wir da. Die Wellen plätscherten leise gegen den Bootsrumpf. In gleichmäßigen Abständen stieß die Jacht gegen die Holzbohlen des Landungsstegs, an dem sie vertäut war.
»Ich wünschte, du hättest es mir gesagt.«
»Ich weiß, Dad. Das wollte ich auch, ehrlich, aber wir dachten, es sei besser, dich so lange wie möglich aus allem herauszuhalten. Alex meinte, es könnte uns sogar nützen, wenn du direkt in der Einheit arbeitest. Und dann hat mir Richard Stirling auch noch gedroht. Wenn ich es dir erzähle, würde er dir und Jack etwas antun.«
Er sah mich entsetzt an. Wieder trat eine Pause ein, wahrscheinlich dachte er genau wie ich darüber nach, wie knapp wir bisher der Gefahr entronnen waren. Aber wir verspürten keine Freude darüber, denn wir hatten Mum in den Klauen der Einheit zurücklassen müssen.
»Hast du schon mit Demos gesprochen? Und die anderen kennengelernt?«, fragte ich.
»Nein.« Dads Miene wurde düster.
»Er ist nett, Dad.«
»Ich verstehe nicht, warum er überhaupt in die Sache hineingezogen werden muss.«
»Dad, was immer du über Demos denkst und über das, was zwischen ihm und Mum war, vergiss bitte nicht, dass es viele Jahre her ist und dass er auf unserer Seite steht. Die ganze Zeit hat er für sie gekämpft. Genau wie du. Wie Jack. Wir alle haben dasselbe Ziel, deshalb müssen wir zusammenarbeiten. Außerdem solltest du erst mal sehen, wozu er fähig ist.«
»Ich weiß, wozu er fähig ist. Ich hatte schon das Vergnügen, ihn kennenzulernen.«
Ach ja? Das hatte mir Demos verschwiegen.
Ich stand auf. »Kommst du?«
Er seufzte. »Ich habe wohl keine andere Wahl.«
37
Suki und Nate saßen wie schnurrende Kätzchen zu Alex’
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