Kein Biss unter dieser Nummer
aus, was ihn zu einem perfekten Mitbewohner für Untote macht. Außerdem ist es wirklich nett, auch einmal Geschichten zu hören, die nicht immer wie folgt anfangen: »Nach menschlichem Blut dürstend, wachte ich aus meinem Totenschlaf auf, und weil ich außerdem noch einige Weihnachtseinkäufe zu erledigen hatte, machte ich mich auf den Weg, um im Parkhaus der Mall of America Vergewaltigern aufzulauern …«
Bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen ich den Kopf aus dem Sand zog, um mir einen gründlichen Überblick über die Vor- und Nachteile meines Lebens/Todes zu verschaffen, hatte ich das Zusammenleben mit einem Cop nie auf der Seite mit den Nachteilen eingeordnet.
Polizeiarbeit ist jedoch fordernd und findet nie ein Ende. Irgendein Arschloch macht immer irgendwo Ärger, und manchmal ist selbst ein Cop aufgeschmissen. Und selbst wenn nicht, kommt immer wieder ein anderer Arsch daher. Daher berührte und bestürzte es mich gleichermaßen, dass Nick/Dick unser Zusammenleben genoss und unser Monsterhaus als einen Ort der Erholung ansah, an dem er entspannen und jegliche Vorsicht fallen lassen konnte. In einem Haus voller Untoter. Solche Sachen entspannten ihn tatsächlich. Merkwürdig, oder? Der arme Junge!
Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass Nick/Dick eigentlich gar nicht arbeiten musste, hätte ich noch weitaus mehr Mitgefühl mit ihm gehabt. Aber er brauchte den Job nicht, also hielt sich mein Mitleid in Grenzen. Detective Berry war nämlich auch ein Deere, so wie in John Deere, so wie in siebenstelliges Plus auf dem Treuhandkonto. Das erhöhte die Zahl der Millionäre in unserem Haushalt auf fünf. (Tina war ganz bestimmt reich. Sie war zu klug und zu gut gekleidet, um es nicht zu sein – diese maßgeschneiderten karierten Röcke waren nicht gerade billig. Außerdem hatte sie Sinclair alles beigebracht, was er über Finanzen wusste, und ihre Pfoten in reichlich untote Kuchen gesteckt und … Mein Gott, das ist so ein verflucht blödes Bild … Pfoten und Kuchen? Was hab ich mir nur dabei gedacht?)
In Minnesota galt die Gütergemeinschaft, und da Sinclair reich war, bedeutete das automatisch, dass ich es auch war. (Ich hab mehr über Gütergemeinschaft gelernt, als ich je wollte, nachdem Ant die Ehe meiner Mutter torpediert hatte.)
Manchmal ging es mir auf den Wecker; es kam mir so vor, als lebte ich in einem
Richie Rich
-Cartoon, geschrieben von Wile E. Coyote: schwer zu glauben, oft unlogisch, immer ein Mysterium. Wie viele Menschen unterhielten schon intime Beziehungen zu Millionären? Kaum einer, oder? Und genau da lag mein
problema grande
: Ich hatte Angst, dass ich zu meinem monsterhaften älteren Ich mutieren würde, und wusste, dass die beste Methode zur Vermeidung dieser schrecklichen Zukunft darin bestand, vernünftig, standhaft und mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu bleiben. Allerdings war ich ein Vampir. Und eine Königin. Und reich. Und ich lebte in einer Villa. Mit Millionären. Vernünftig und standhaft? Herrje … das bin ich nicht einmal zu meinen Lebzeiten gewesen, als ich mir noch eine Wohnung mit Jessica teilte und an allen Ecken und Enden gespart habe, um mir ein paar Marc-Jacobs-Caprice-Sandalen zu kaufen. Ich war immer die Normale, die von interessanten Spinnern umgeben war. Das hat sich nach meinem Tod nicht geändert, nur die Zahl der Spinner hat zugenommen. Meine Mitbewohner bestreiten es zwar beharrlich, aber ich bin definitiv immer noch die Normale, die von interessanten Spinnern umgeben ist.
(Wirklich traurig, dass ich damit anfange, über das Zusammenleben mit einem Cop zu schwadronieren und schließlich bei der Feststellung lande, dass ich nicht zu den Bösen gehören will. Egal, um welches Thema es sich auch drehte – die Wirtschaft, die letzte Staffel der Fernsehserie
30 Rock
, der Teufelmord, die Minnesänger – alles lief letzten Endes darauf hinaus, dass ich nicht zu der Person werden wollte, die ich im anderen Zeitstrom in der Zukunft gewesen war.)
Kurz gesagt, das Zusammenleben mit dem neuen, verbesserten Nick/Dick Berry gefiel mir. Auch ihn hatte ich rein zufällig verändert; er war der lebende Beweis, dass ich nicht zu einem Bösewicht mutieren musste. Ganz zu schweigen von den megacoolen Vorteilen, die ich mir dadurch sicherte. Daher gehörte Nicks Persönlichkeitswechsel (ebenso wie nicht böse zu werden und das Buch der Toten nicht auf Sinclairs Haut zu schreiben) meiner arroganten Meinung nach eindeutig zur Seite mit den Vorteilen.
Der alte
Weitere Kostenlose Bücher