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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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mich das Symbol war, dass ich gelegentlich auch mal was richtig mache und nicht alle Unfälle schlecht sind.
    Es hätte mir schon genügt zu wissen, dass der neue Nicht-Nick mich mochte (ja, ich bin eitel, aber wenigstens gebe ich es zu). Doch er
liebte
Jessica und freute sich riesig auf ihr Baby. Allerdings fühlte er sich durch das Kind auch gezwungen, ihre Beziehung auf eine neue Ebene zu heben und sein Leben zu verändern, und nicht nur sein eigenes.
    Zum Besseren, wie wir alle dachten. Leider war Jess nicht dieser Meinung. Und das war auch der Grund, vermutete ich, warum er ausgerechnet jetzt zu mir kam. Um diese Uhrzeit konnte er sich nämlich sicher sein, dass Jess vermutlich schlafen/verdauen würde, Marc im Internet Sudoku spielte, Sinclair mit Puppi und Struppi Gassi ging und Tina in ihrem Büro mit Zahlen spielte oder mit einer Meerjungfrau sprach. (Ja, Meerjungfrauen existierten tatsächlich, wer hätte das gedacht? Die Kommunikation mit ihnen überließ ich jedoch Tina, denn ich hatte bereits genug Vampire auf meinem Katastrophenteller, da brauchte ich nicht auch noch eine Meerjungfrauen-Beilage.)
    Nicht-länger-Nick schaute mich über den Stapel Schuhe hinweg an. »Wie kommt es, dass du immer noch trauerst?«, fragte er, räumte ein paar Schuhschachteln von meiner Couch und setzte sich.
    »Wie bitte? Und bereite dich schon mal darauf vor, in Sekundenschnelle aufzuspringen, falls ich ohnmächtig werden sollte! Du weißt doch, dass die Couch hauptsächlich dem Zweck dient, bewusstlos darauf niederzusinken. Ich wollte schon ein Schild anbringen mit der Aufschrift
Nur für Notfall-Ohnmachten
, aber Sinclair war dagegen, der Spielverderber.« Ich hatte die bordeauxfarbene Couch einfach kaufen müssen, denn sie war buchstäblich eine Ohnmachtscouch. In der guten alten Zeit hatte jede Dame des Hauses ein solches Ohnmachtssofa besessen, um im Fall der Fälle darauf niederzusinken. Üblicherweise war es mit dunklem Samt bezogen und hatte an der einen Seite eine höhere Lehne. Die Beine waren selbstverständlich aus prächtigem dunklen Holz.
    Nicht, dass ich je in Ohnmacht gefallen wäre, aber gelegentlich wurde mir schwarz vor Augen, gewöhnlich kurz bevor man mich mal wieder töten wollte oder kurz nachdem man mich getötet hatte. Nun hatte ich auch eine Couch, auf die ich in meinem Ohnmachtsanfall niedersinken konnte, falls ich jemals wieder in meinem Schlafzimmer beinahe getötet werden sollte. Fortschritt, Baby. Ich war noch allzeit bereiter als die Pfadfinder. »Falls ich zusammenbreche, musst du in einer halben Sekunde von der Couch verschwunden sein.«
    »Ja, klar. Du liebst diese Dinger so heiß und innig«, sagte Nicht-mehr-Nick und machte eine ausholende Geste über die vielen Schuhschachteln. »Das kam mir schon immer seltsam vor. Es sind schließlich nur Schuhe, um Himmels willen! Man schlüpft hinein und läuft damit herum. Man kommt zurück, zieht sie aus – und fertig. Das ist alles. Keine große Sache.«
    Ich lächelte ihn an. Ich wollte nicht sagen: »Du bist nur ein Mann, du verstehst das nicht«, auch wenn er nur ein Mann war, der es nicht verstand. Stattdessen erklärte ich: »Das ist keineswegs alles. Nicht einmal annähernd. Seit nahezu zehntausend Jahren läuft die Menschheit in Fußbekleidung herum. Das müssen wir; im Fuß gibt es mehr Knochen als in jedem anderen Körperteil. Wir brauchten also etwas, um diese winzig kleinen Knochen zu schützen. Und auch wenn es bei der heutigen Schuhmode mehr um Status als um Schutz geht, waren Schuhe früher ein Mittel, um zu verhindern, dass wir in der Blüte unseres Lebens getötet wurden, also etwa mit vierzehn oder fünfzehn Jahren. Liebe Güte, muss das nervig gewesen sein, mit Pubertätspickelgesicht und kaum vorhandenen Brüsten schon als alt zu gelten!«
    »Ähm, ich denke, du schweifst vom Thema ab.«
    »Was beweist, dass du nichts darüber weißt. Hör zu: Die Jäger mit Fußbekleidung konnten länger und besser jagen, daher konnten ihre Familien besser essen und lebten lange genug, um Babys zu machen, und die Babys waren besser genährt, weil ihre Väter gute Jäger waren, stimmt’s? Der Kreislauf des Lebens
et cetera
, doch eigentlich bedeutet es, dass Schuhe in der Evolution eine wichtige Rolle gespielt und wir uns durch ein besseres Design weiterentwickelt haben und nicht durch Vererbung. Ist das nicht faszinierend?«
    »Äh …« Er schaute zur Decke, womöglich auf der Suche nach einer netten Antwort, gab jedoch schon bald auf:

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