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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Hier und Jetzt. Und dort gab es kein Wartezimmer mehr, keine Kammern über Kammern wie in einem Bienenstock. Stattdessen befanden wir uns inmitten eines allumfassenden grauen Nebels, der uns einhüllte und uns die Dinge nur erahnen ließ, die gewissermaßen … unsichtbar waren.
    Die Hölle sah nicht nur anders aus. Sie war verschwunden.

15
    »Das ist schlimm«, stellte ich fest. Ich ging in einem kleinen Kreis um Laura herum, während der Nebel in unheilvoller, beunruhigender Weise um uns wogte und waberte. Ich versuchte nicht an
Der Nebel
,
The Fog – Nebel des Grauens
oder andere Horrorfilme zu denken, bei denen der Bösewicht das Wetter war. »Wirklich, wirklich schlimm.«
    »Oh, jetzt hast du’s endlich begriffen!«
    »Natürlich hab ich es begriffen«, giftete ich zurück. »So blöd bin ich nun auch wieder nicht.« Da war ich mir beinahe sicher. »Der Teufel hat mir erklärt, dass die Hölle eine andere Dimension ist, die sie als Engel …«
    »Ich weiß.«
    »… jederzeit betreten und als Portal zur realen Welt benutzen kann, was normalen Sterblichen nicht möglich ist …«
    »Das weiß ich doch alles.«
    »Sie hat mir erzählt, dass dies gewissermaßen so etwas wie ein interdimensionaler U-Bahnhof ist, in dem sie kommen und gehen kann, wie sie will. Und dass sie die Realität hier durch ihren Willen geschaffen hat, wieder etwas, das normale Sterbliche nicht können …«
    »Betsy, ich hab es verstanden!«
    »… du jedoch schon, weil du ein Halbengel bist.«
    »Warum erklärst du mir Dinge, die ich längst weiß? Das hier ist kein Comicbuch.
Ich weiß das alles!
«
    »Es hilft mir beim Denken, wenn ich es ausspreche, und, liebe Güte … wirst du denn nie aufhören, dich zu beschweren?«
    »Das musst ausgerechnet du sagen!«
    Ich ließ ihr die Bemerkung durchgehen, denn ich war entschlossen, die Erwachsenere von uns beiden zu sein, und außerdem hatte sie in gewisser Weise recht. »Beim Tod des Teufels starb also ihre Version der Hölle mit ihr. Daher ist das hier …«, ich machte eine weit ausholende Geste durch den Nebel, »… so eine Art Schwebezustand. Ich frag mich nur, wo die Bewohner sind.« Kaum hatte ich die indirekte Frage gestellt, dämmerte mir die Antwort. »Vermutlich wollen sie nicht im Weg sein, während sich die Verwaltungsebene neu formiert. Es ist so, als arbeitetest du in einem Filmstudio in Hollywood, und der alte Boss würde von einem neuen abgelöst. Die kleinen Fische machen sich unsichtbar, bis sie wissen, was sie vom neuen Boss zu erwarten haben.« Hm, die Hölle und Hollywood als Analogie.
Darauf
ist vor mir bestimmt noch keiner gekommen.
    »Du hast mir diesen Schlamassel hier eingebrockt.« Lauras Tonfall verriet nicht, ob sie vorwurfsvoll, verärgert, verängstigt oder eine Mischung aus allem war. »Die Hölle besteht buchstäblich aus Rauch, und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen unternehmen soll.«
    »Zur Hölle, das weiß ich auch nicht! Und obendrein muss ich mich diesem Problem in Socken stellen.« Beide schauten wir auf meine Füße. Als wir mit den Welpen vom Garten ins Haus gegangen waren, hatte ich meine Schuhe ausgezogen und mir aus dem Trockner ein Paar von Tinas violetten Flauschesocken stibitzt, die noch ganz warm waren. Ah, dieses sinnliche, erregende Gefühl warmer, sauberer Flauschesocken, die nicht die eigenen waren …
    Ich hatte mich geärgert, weil Sinclair mich wegen der Welpen hatte stehen lassen …
    Apropos … Sinclair!
    Nein, Moment. Eher so:
Sinclair!
    Nichts. Keine Antwort, nicht mal ein »Piep«.
    Sinclair! Wo bist du? Warum machst du nicht einen auf Quälgeist in meinem Kopf?
    Ich konnte ihn nicht hören. Er war nicht da. Oh, lieber Himmel, bedeutete das etwa, dass er mich auch nicht hören konnte? War auch ich in seinem Kopf in einem schwarzen Loch verschwunden?
    »Das hier musste ich dir einfach zeigen«, quengelte Laura, als könnte ich mich jetzt zusätzlich noch um ihre Probleme kümmern. Und ja, wegen dieser Einstellung war ich vermutlich überhaupt erst in gestohlenen Socken in der Hölle gelandet. Das war mir schon klar. Es war mir aber auch egal. »Ich dachte mir, dass du es vermutlich erst so richtig begreifen würdest, wenn du es mit eigenen Augen siehst. So, nun hast du es gesehen.«
    Da Laura meinen Ehemann noch nie hatte leiden können, war dies wohl nicht der rechte Zeitpunkt für einen Stoßseufzer wie: »Oh, Gott, ohne meinen Ehemann in meinem Kopf bin ich nicht gesellschaftsfähig!« Und da ich sozusagen zum weiblichen

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