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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Androiden mutiert war, konnte ich es vermutlich noch nicht einmal aussprechen, ohne völlig überzuschnappen. Doch irgendetwas musste ich sagen. Und auch wenn ich es nur ungern zugab, der Antichrist hatte in gewisser Weise recht.
    »Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Falls du die Absicht hattest, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, dann ist dir das gelungen. Aber ich werde mich trotzdem nicht dafür entschuldigen, dass ich mich geweigert habe, mich von deiner Mutter ermorden zu lassen. Und da wir schon
wieder
über deine Mom reden – wo sind überhaupt deine Flügel?« Laura hatte Schwingen, wie ihre Mutter. (Jawohl! Engel haben tatsächlich Flügel. An alle Mormonen: Auch darin habt ihr euch geirrt.) Doch in der anderen Version der Hölle waren sie sichtbar gewesen. Satan 1.0 hatte mir erklärt, dass Laura immer über ihre Flügel und ihre Höllenfeuerwaffen verfügen konnte, aber sehen konnte man sie nur im passenden Augenblick. Wenn sie aufgebracht war, konnte Laura sie sichtbar machen, was jedoch nicht hieß, dass sie durch ihren Willen erschienen. Sie benutzte sie nur.
    Ihre Schwingen glichen in der Farbe dem Gefieder eines Spatzes, ein unromantischer Mix verschiedener Brauntöne. Zumindest, wenn man sie sehen konnte. Die Flügel ihrer Mutter glichen denen einer riesigen bösartigen Krähe (wie könnte es auch anders sein?).
    »Ich will sie nicht«, erwiderte sie scharf. »Ich hab noch nicht entschieden, ob ich bereit dafür bin.«
    Innerlich verdrehte ich die Augen über diese absurde Bemerkung, ließ mir jedoch rein äußerlich nichts anmerken. Meinen Augen, genauer gesagt. »Du hast meine Frage übrigens noch nicht beantwortet.«
    Laura war einige Schritte gegangen, und ich konnte sie in der Düsternis kaum noch ausmachen. Es war so, als befände man sich bei dichtem Nebel in einem Stadion. Man wusste, dass es achtzigtausend Sitzplätze gab, aber man wusste nicht genau, wie viele davon bereits besetzt waren, ob nun einhundert oder fünfzigtausend, und wo die Leute saßen. Man wusste lediglich, dass sie ebenfalls warteten.
    »Laura?«, drängte ich. »Was ist nun mit meiner Frage? Willst du nicht wissen, was die letzten Worte deiner Mom gewesen sind?« Der Antichrist war zwar bei unserem Kampf dabei gewesen, aber damals war alles so chaotisch und schrecklich und sehr, sehr schnell abgelaufen, weshalb ich bezweifelte, dass sie viel von unserem Gespräch mitbekommen hatte.
    »Nein.« Sie log. Ihre Schultern hatten sich versteift, und sie kam näher, doch sie mied meinen Blick. Der Antichrist war eine grauenhaft schlechte Lügnerin und nicht imstande, ein Pokerface aufzusetzen. Und sie wusste, dass ich das wusste.

16
    Jawohl! Wir waren in der Hölle!
    (Das war aus meinem Leben geworden: dass ich mich glücklich schätzen musste, durch ein Loch in der Welt zu fallen und in der Hölle zu landen, wo meine Schwester den Vertretungsdienst für den Teufel übernommen hatte. Ach ja, und dass Satan mich anstacheln wollte, sie zu töten. Falls ich nicht falschlag und sie
mich
wie eine Traube zerquetschen wollte.)
    »Au, verflixt!«, keuchte Satan und wich meinem Fausthieb mühelos aus. Und meinem Tritt. Aber mein nächster Fußtritt saß – ha! Gut, dass ich meine spitzesten Lederstiefel angezogen hatte. Nimm das, Satan! Und das! Und …
    »Au!« Für jemanden, der mindestens fünf Milliarden Jahre zählte, war sie ziemlich schnell. Was hatte ich mir denn vorgestellt?
    Ich dachte wieder an meine Theorie. Ich erinnerte mich an meinen absolut verrückten Geistesblitz, dass dieser Kampf nicht fair sein würde … und warum das gut für mich war. Warum es meine – und Sinclairs – Rettung bedeuten könnte. Und vielleicht sogar die Rettung der Zukunft.
    Denn die Zeit ist ein Rad.
    »Glaubst du … dass er dich liebt?«
    »Echt jetzt? Wir quatschen über Gott, während wir versuchen, einander zu killen?« In meinen Ohren dröhnte es. Und plötzlich sah ich auf dem linken Auge fast nichts mehr. War das mein Blut oder Satans, das alles in meiner Umgebung rosarot färbte? Meins vermutlich.
    »Es ist das letzte … Gespräch … das ich jemals mit … dir führen werde. Also antworte!«, forderte sie.
    »Also ja. Tut er. Klar liebt er mich.«
    »Und mich?«
    »Natürlich … Er liebt dich immer noch … du blöde Kuh! Darum ging’s doch nie … Kuh! Blöde Kuh!« Normalerweise musste ich nicht so lange nach Schimpfwörtern suchen. Arschloch, Blödhammel, Arschgesicht, Miststück, Arschkriecher … all

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