Kein Biss unter dieser Nummer
Toten wiederauferstanden war.
Aber es zu wissen war nicht dasselbe, wie es zu tun. Erstaunt und tödlich erschrocken starrten wir auf dieses Stück von Lauras Seele, dem Teil ihrer Seele, aus der sie Waffen erschuf, die Engel und Vampire töten konnten. Dann schauten wir uns in die Augen. Keine von uns wusste, was sie tun sollte.
Also stieß ich das Feuerschwert noch tiefer in Satans Brust. Keine Ahnung … es schien einfach das Angebrachte zu sein. Also tat ich es.
»Endlich«, seufzte Satan und starb.
Darauf fiel ich aber nicht unbedingt herein. Ich vermutete lediglich, dass sie tot war.
Aber weil Dr. Taylor keine Idiotin großgezogen hatte, schlug ich ihr zur Sicherheit noch den Kopf ab. »Ich habe gewählt«, sagte ich zu dem Kopf, als er neben mir aufprallte. »Bist du jetzt zufrieden?«
17
»Na ja, eigentlich war es nur ein letztes Wort, Singular.« Ich machte eine Pause und stellte fest, dass Laura a) nicht weglief, b) mich nicht anbrüllte, die Klappe zu halten, und c) mich nicht killte. »›Endlich.‹ Das hat sie gesagt, als sie merkte, dass ihr Plan, mich zu einem Plan zu zwingen, funktionierte.«
»Du kannst mir nicht weismachen, dass die Lady der Lügen tatsächlich wollte, dass …«
»Ich weiß nicht, was sie tatsächlich wollte. Ich weiß ja die meiste Zeit nicht einmal, was ich will. Ich weiß nur, dass sie über ihren Tod nicht traurig war. Ich glaube …« Es brauchte eine Weile, bis ich die richtigen Worte gefunden hatte, die, wie ich mit Sicherheit wusste, der Wahrheit entsprachen. »Ich glaube, sie war sehr, sehr müde und hatte es satt, müde zu sein.« Ich empfand aufrichtig Mitleid mit dem Teufel. Nicht viel. Aber doch etwas. Selbst als ich befürchtete, sie würde mich killen, hatte ich einen Hauch Mitleid für sie empfunden. »Ich denke, sie wusste, dass es nichts gab, was sie nicht schon zig Milliarden Mal gesehen hatte. Vermutlich sah sie keinen Sinn mehr darin, hier noch länger herumzulungern, weil ihr das Leben keine einzige Überraschung mehr bieten konnte.«
»Das rechtfertigt gar nichts.«
»Nein.«
»Nicht das Geringste.« Laura hatte die Hände in die Taschen geschoben und mir den Rücken zugekehrt. »Nicht eine einzige Sache.«
»Das weiß ich.«
Laura wirbelte zu mir herum, und ich unterdrückte rasch mein Lächeln über ihr papageienähnliches Geplapper.
»Nein, ehrlich, das weiß ich wirklich«, versicherte ich. »Es war scheußlich, dir das antun zu müssen. Ich wusste, dass die ganze Sache an dir hängen bleibt.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich wusste es und hab es trotzdem getan. Und obendrein bin ich dabei so dilettantisch vorgegangen, dass es eigentlich gar nicht hätte funktionieren dürfen. Eigentlich bin ich diejenige, die jetzt tot sein sollte.«
Schweigen. Hey, sie beeilte sich gar nicht, mir zuzustimmen! Ein Teilerfolg. Die Ballonsträuße hatten ihr Herz eindeutig erweichen können. Wusste ich’s doch!
»Und wenn ich schon einmal dabei bin, alle möglichen Einzelheiten auszuplaudern, die mich wie einen Soziopathen in Socken wirken lassen, sage ich dir auch gleich, dass ich nicht schlau genug war, mir etwas anderes einfallen zu lassen. Sie war definitiv müde. Und aus diesem Grund ist Satan tot.« Oh, und weil ich die Wahl hatte: Lauras Zukunft oder Sinclairs. Und ich hatte mich für Sinclair entschieden. Doch ich glaube, die ganze Wahrheit hätte Laura im Augenblick nicht vertragen.
Nein. Das war gelogen. Genau genommen war ich nicht bereit, die ganze Wahrheit mit einem seelisch labilen Antichristen mit höllischen Superkräften zu teilen.
Laura seufzte. »Du kannst dich aus diesem Spiel nicht herauswinden, indem du die ›Ich bin ein geniales Schusselhirn‹-Karte ausspielst.«
Okay, es war zwar weder die rechte Zeit noch der rechte Ort, aber ich fühlte mich absurderweise geschmeichelt. Geniales Schusselhirn! Das beschrieb mich bis aufs Haar genau, zumindest eines der beiden Worte.
»Ich versuche mich aus gar nichts herauszuwinden. Ich sage dir offen und ehrlich, dass es scheiße war, deine Mom zu killen.« Ich breitete die Hände aus. »Ich gebe es zu, okay? Ich bin immer noch nicht besonders gut darin, Fehler einzugestehen, doch es wird besser. Du hättest mich mal mit zwanzig erleben sollen.«
Das war nicht nur so dahergesagt, denn Laura konnte mich tatsächlich mit zwanzig erleben. Sie konnte sich nämlich nicht nur von einem Ort zum anderen teleportieren, sie konnte auch durch die Zeit reisen. Zuerst gelang ihr das nur mithilfe
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