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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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König? Sir? Sir?« Eine vertraute Stimme, deren Klang ich schon seit Langem liebte. »Eric?
Eric?
«
Ah! Hier bin ich also.
Ich schreckte aus meinen inneren Betrachtungen auf. Ich wusste, dass Christina Caresse Chavelle sich nach dieser vertraulichen Anrede nun auf die Unterlippe beißen und etwas tun würde, was ihr zutiefst verhasst war. Ich indes fand Trost in diesem Ritual, das wir eingeführt hatten, als ich vier Jahre alt war und mit Röteln im Bett lag. Die Konsequenzen …
    (Ah … »Konsequenzen« … ein oft benutztes Wort an diesem Tag! Meine Königin würde es als »Wort der Woche« bezeichnen.)
    … meiner Krankheit hatten großen Aufruhr verursacht und waren ein schwerer Schlag für meine Eltern gewesen. Damals wusste ich es noch nicht, doch durch die Belastung fing ich an schlafzuwandeln. Hätte mich Tina nicht gerade noch rechtzeitig durch eine Ohrfeige aufgeweckt, wäre ich in einen der Teiche gefallen und ertrunken. Sie weckte mich, tröstete mich und brachte mir am darauf folgenden Tag das Schwimmen bei. Es war nicht das erste und auch nicht das letzte Mal, dass ich von einer geistesgegenwärtigen Frau, die mich liebte, gerettet wurde.
    Vater, du hast geglaubt, der Name Sinclair sterbe aus, weil die Röteln mich unfruchtbar gemacht haben; du hast geglaubt, unserer Familie könne nichts Schlimmeres zustoßen, als dass dein Sohn dich nicht zum Großvater machen kann. Du hast uns alle von deinem Glauben überzeugt. Oh, mein Vater, in so vielen Dingen hast du recht behalten! Warum nicht auch damit?
    Ich fing Tinas Hand ab, die nur noch zwei Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war. »Mir geht es gut«, versicherte ich mit fester Stimme. »Du darfst dich gern zurückhalten, egal, wie stark dein Verlangen, mir eine Ohrfeige zu geben, auch sein mag.«
    Sie schenkte mir ein schwaches Lächeln, das so schnell wieder von ihrem liebreizenden Gesicht verschwunden war, als wäre es nie da gewesen. Hinter ihr standen die anderen in einem Halbkreis und starrten mich aus weit aufgerissenen, besorgten Augen an.
    Ich erhob mich …
    (Wann hatte ich mich denn hingelegt?)
    … und entschuldigte mich. Mir fiel auf, dass der Tisch im Esszimmer durch den Raum geschoben worden war und ein heilloses Durcheinander herrschte. Überall entdeckte ich zerbrochenes Geschirr und verschüttete Getränke.
    Wieder entschuldigte ich mich.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Jessica plötzlich. Hinter dem Rücken von Detective Berry, wie ich bemerkte. Irgendwann in den letzten – ich warf einen unauffälligen Blick auf meine Uhr – vier Minuten hatte er sie am Ellbogen gepackt und hinter sich gezogen. Eine kluge Entscheidung, wenn auch letztendlich nutzlos. »Es wird alles in Ordnung kommen. Du weißt, dass wir Betsy zurückholen werden.«
    Das wusste ich nicht.
    »Ich denke, sie muss auf eigene Faust zurückkehren.« Meine Schwiegermutter griff nach meiner Hand. »Aber ich bin mir sicher, dass sie dazu in der Lage ist. Und falls nicht, wird dir schon etwas einfallen. Nur … mach dir keine Sorgen! Okay? Du wirst dieses Problem schon lösen. Äh … wir werden dieses Problem gemeinsam lösen.« Ich spürte den Druck ihrer kleinen, warmen Hand, doch in ihrer Miene las ich, dass sie sich wohl eher auf mich als auf die anderen verließ.
    Ich war ihr für ihr Mitgefühl dankbar, hatte dafür jedoch keine Verwendung. »Worte sind Wind«, wie Mr Martin des Öfteren geschrieben hat. (Ich hatte die Bände der
Das Lied von Eis und Feuer
-Reihe im Gegensatz zu Elizabeth mehrmals gelesen; sie waren sehr unterhaltsam und faszinierend. Doch ich weigerte mich, die Fernsehserie anzuschauen, was bitte nicht als Kränkung der Schauspieler Bean und Dinklage zu verstehen ist.)
    Worte waren in der Tat nutzlos. Die Kraft des Windes hingegen konnte man zumindest kanalisieren und nutzbar machen. Ich hatte keine Ahnung, wie Elizabeth »auf eigene Faust zurückkehren« sollte. Und ich wusste auch nicht, wie ich zu ihr gelangen konnte. Dies konnte mir ohnehin nur gelingen, wenn sie – ich biss die Zähne zusammen und zwang mich, den Gedanken zu Ende zu denken – wenn meine Liebste überhaupt noch am Leben war.
    Ich konnte sie nicht in mir spüren. Unser zerbrechliches telepathisches Band war zwar noch neu, für uns aber von unschätzbarem Wert, und wir fragten uns des Öfteren, wie wir jemals ohne es ausgekommen waren. Elizabeth besaß einen himmlischen Körper und ein bezauberndes Wesen. Deshalb beschämte und erregte es mich gleichermaßen, ihr

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