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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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– nun, ich frage mich, ob das nicht an meinem Sohn liegt.«
    Mein
Sohn. Aber jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, um sich um Baby Jon zu streiten. Außerdem gehörte er sowieso mir, mir, mir. »Er ist etwas Besonderes«, stimmte ich zu. Wirklich besonders und nicht nur in dem Sinne besonders, dass er der süßeste Schatz aller Zeiten war. Er war schlicht unwiderstehlich. Selbst Sinclairs ach so hartes, kaltes Herz zerfloss in seiner Nähe wie Eis auf sommerheißem Asphalt.
    Und was noch besser war (wenn man berücksichtigte, mit wem er zusammenwohnte): Baby Jon war gegen Paranormales immun. Bei einem Zusammenstoß mit einem Auto würde er den Kürzeren ziehen, aber falls mal ein Vampir oder ein Werwolf an ihm knabbern wollte, blieb er unverletzt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel Angst dieses Baby den Werwölfen von Cape Cod eingeflößt hat. Es war ziemlich beeindruckend.
    »Ich denke, er beeinflusst euch irgendwie unbewusst, und ihr alle reagiert unwillkürlich darauf. Wenn ihr gemeinsam in einem geschlossenen Raum Wände streicht, würdet ihr alle Kopfschmerzen bekommen, richtig?«
    »Klar.« Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Also echt, Ant, Wände streichen?
    »Der Kleine macht sich keine Sorgen um Jessicas Babys, und ich glaube, diese Unbesorgtheit überträgt sich auf euch, und deshalb seid ihr auch nicht beunruhigt. Doch dieser unbewusste Einfluss wirkt sich nur auf Leute in Baby Jons unmittelbarer Nähe aus.«
    Abrupt blieb ich stehen und schnippte mit den Fingern. »Meine Mom! Sie hat während der zweiten Thanksgiving-Party ständig irgendetwas über die Babys gefaselt …«
    »Ihr habt zweimal Thanksgiving gefeiert?«
    »Bleib bei der Sache, Antonia! Erst die Wändestreicherei und jetzt Thanksgiving 2.0? Aber ja, das haben wir. Ich wollte den ersten Schritt machen und Laura um Verzeihung bitten, weil ich ihre Mom getötet habe. Doch statt sich mit mir zu versöhnen, hat sie mich in die Hölle geworfen. Vielleicht verzeiht sie mir ja noch; ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, und könntest du bitte zumindest versuchen, dein schadenfrohes Grinsen zu verbergen?«
    »Tut mir leid«, sagte sie, was die offensichtlichste Lüge war, die ich je gehört hatte.
    »Jedenfalls hat meine Mom,
Dr.
Taylor,
ständig über Jessicas Schwangerschaft gequasselt. Wir alle haben sie nicht ernst genommen. Ich weiß noch, dass ich stocksauer war, weil sie absolut keine Ruhe geben wollte.« Apropos Erinnerung. Wenn ich daran dachte, wie sauer ich gewesen war, packten mich Gewissensbisse. Memo an mich: nach meiner Rückkehr bei Mom einige Stunden lang zu Kreuze kriechen! Ausgiebig Gebrauch von Phrasen machen wie »Du hattest die ganze Zeit recht« und »Ich wünschte, ich hätte auf dich gehört«! Dabei eine zerknirschte Miene machen und die Haare raufen!
    »Ja, nun. Der Einfluss meines Babys steigert sich wohl mit der Zeit und weitet sich aus, denke ich.«
    »Die Wände-streichen-im-geschlossenen-Raum-Theorie.« Jetzt ergab ihre Bemerkung doch noch Sinn.
    Ant nickte. »Ja. Deine Mutter ist zwar die Babysitterin meines Sohnes …« Ich wartete angespannt darauf, dass Ant mich mit Worten verprügeln würde, um ihr Missfallen über diese Tatsache auszudrücken, aber (
Danke, Gott, dass du mir eine Verschnaufpause gewährst!)
sie ging nicht weiter darauf ein. »Allerdings ist sie nicht oft genug mit ihm zusammen, um … um …«
    »… sich mit diesem Sorglos-Bazillus anzustecken, den er verströmt«, beendete ich den Satz. Okay, das war jetzt nicht sehr wissenschaftlich ausgedrückt. Aber was soll’s? Das war mir im Moment ganz egal. Das Wichtigste war doch, dass es Jessica und ihren seltsamen Babys gut ging. Es hätte wirklich schlimmer kommen können. Ich machte mir eine Gedankennotiz, damit ich das nie wieder vergaß. Zugegeben, ich war auch erleichtert, weil ich nun den Beweis hatte, dass ich nicht die schlimmste Rabenmutter aller Zeiten war – Baby Jon hatte uns nur »anstecken« können, weil er so oft mit uns zusammen war. Das erinnerte mich irgendwie an die Flugzeugabsturz-Theorie. Wenn die Medien über einen Flugzeugabsturz berichten, kommt es uns so vor, als fielen ständig Flugzeuge vom Himmel. Die vielen Millionen Flugzeuge, die jedes Jahr sicher landen, nehmen wir gar nicht bewusst wahr. Und auch ich hatte gar nicht bewusst wahrgenommen, dass Baby Jon eigentlich immer bei uns war, wenn wir nicht gerade Jagd auf Killer machten oder in der Hölle festsaßen. In meinem Gedächtnis hatte

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