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Kein Biss unter dieser Nummer

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Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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sich die Erinnerung daran, wie Laura einen Serienkiller zu Tode geprügelt hatte, deutlicher eingeprägt als der Tag, an dem Baby Jon sich eine Schüssel Müsli über den Kopf gegossen hatte. »Klar, ich hab’s verstanden.«
    »Oh, gut. Ich hatte schon befürchtet, dass ich die Handpuppen herausholen muss.«
    »Du hast gesagt, dass du dich mit Satan über diese Sache unterhalten hast?«, hakte ich nach.
    »Ja.«
    »Und auch über andere Dinge, wette ich.«
    Ant zuckte mit den Schultern.
    »Hast du sie gemocht?«
    Wieder ein Schulterzucken. Es war so, als unterhielte ich mich … mit mir. Sofort verdrängte ich diesen entsetzlichen Gedanken in die hinterste von Spinnweben überzogene Ecke meines Gedächtnisses, um nie wieder daran denken zu müssen.
    »Du warst eine Weile ihre Assistentin – übrigens hat das keinen von uns überrascht.«
    Sie brach in ein erstauntes, bellendes Lachen aus. »Du weißt ja nicht einmal die Hälfte darüber, Betsy.«
    »Warum hast du dem Teufel geholfen?« Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen. Das hatte ich schon immer wissen wollen. »So, mit allem?«
    »Sie hat mich darum gebeten«, kam die knappe Antwort, und damit musste ich mich wohl zufriedengeben.
    »Wie lange, glaubst du, sitze ich hier noch fest?«
    »Das liegt ganz bei dir.«
    »Ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt.« Ich dachte kurz darüber nach. »Yep. Es stimmt nicht.«
    Sie gab ein seltsames Geräusch von sich (Seufzen/Grunzen? Stöhnen/Gemurmel?) und rieb sich die Augen. »Kannst du bitte gleich zu dem Teil übergehen, bei dem du verkündest, eine wertvolle Lektion gelernt zu haben, und dich vom Acker machst, damit ich auch gehen kann?«
    »Antonia. Sieh mich an!« Sie tat es. Ich deutete auf mein Kinn. »Das ist meine ernste Miene. Mein ›Nein, ehrlich, ich versteh’s nicht‹-Gesicht.«
    »Wenn du nicht von selbst darauf kommst, kann ich dir auch nicht helfen.« Sie betrachtete mich nachdenklich. »
Werde
ich dir nicht helfen, trifft es wohl eher.«
    »Antonia. Ich bin nicht durch einen Schrank gefallen und hier gelandet. Ich hab auch nicht mit einem Ouija-Brett gespielt. Ich habe keine Wette verloren, außer vielleicht die mit Jesus. Man hat mich hierher geschleift und im Stich gelassen.«
    »Du bist so dämlich! Eine dämliche Blödbirne.« Sie rieb sich die Stirn. Cool, jetzt gehörte auch Ant zu dem Klub der Leute, denen ich Migräne verursachte! Nach über einem Jahrzehnt eingeschworener Feindschaft hatte ich sie von der unteren Stufe der fiesen Schlampe, die es nur darauf abgesehen hatte, mir das Leben schwer zu machen, auf die Stufe der würdigen Gegner befördert.
    »›Noch aus der tiefsten Hölle stoß ich nach dir …‹«
    »Tja, ich bin auch nicht gerade scharf auf deine Gesellschaft. Und warum stiehlst du Zitate aus
Star Trek?
Überhaupt, sei nicht so laut! Es fehlt uns gerade noch, dass dich zehntausend verdammte Trekkies hören und wir die nächsten fünftausend Jahre in einer Picard-versus-Kirk-Debatte feststecken.« Allein der Gedanke war schlimm genug; ihn jetzt ausgesprochen zu hören war schlicht entsetzlich. »Also keine
Tar-say Rek-tay-
Zitate mehr.«
    »Das ist aus Melvilles
Moby Dick
, du Schwachkopf! ›… und mit meinem letzten Atemzug spei ich noch meinen Hass nach dir.‹«
    »Eklig.«
    »Es gibt so viele Seelen hier. Aber du bist mir begegnet und den Watsons.«
    »Erinnere mich bloß ni…«
    »Ich erinnere dich aber daran, Blödbirne! Denk nach! Hör nur einen kurzen Augenblick mal mit deinem ewigen, dämlichen Gesabbel auf und streng dein Hirn an!«
    »Ich bin die Vampirkönigin, du solltest nicht in dieser Weise mit mir reden«, maulte ich.
    Sie hatte dieses »Ich zähle bis zehn«-Gesicht aufgesetzt. »Du hast irgendetwas gemacht. Was war das? Denk nach!«
    Wären wir jetzt in einem Film und ich die typische Überheldin, würde Ant so tun, als hasste sie mich, aber insgeheim denken, wie toll ich doch bin. Ihr Sarkasmus wäre ein Schild, hinter dem sie ihre Zuneigung verbirgt; ihr Tadel würde nur dazu dienen, mir dabei zu helfen, meine Lektion zu lernen. Liebevolle Strenge.
    »Ich hab keinen Schimmer.«
    »Dann bist du nutzlos, und man sollte dich anzünden, damit du zu einem großen Haufen nutzloser Asche verbrennst, du dummes Huhn!«
    Das war nicht liebevolle Strenge, das war nur Strenge. Und es war auch ganz anders als in Filmen. Denn in Filmen konnten die Überheldinnen stets alle Herzen für sich gewinnen, was mich immer tierisch geärgert hat (»Was, auch dieser

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