Kein Biss unter dieser Nummer
»Übrigens weiß ich noch immer nicht, was ich in dieser Sache unternehmen soll. Wegen Laura, meine ich. Denn eigentlich ist das Problem ja noch immer ungelöst. Sie war sauer, hat mich in die Hölle geworfen, und ich musste mich mit Scheusal eins und Scheusal zwei herumschlagen. Dann habe ich herausgefunden, wie ich wieder nach Hause gelange, und die Babys kamen. Es ist viel passiert, aber nichts ist in Ordnung gebracht.«
»Weise wie eine Schlange, sanft wie eine Taube.«
»Gereizt wie eine Wespe, die mir in den Hintern sticht. Uh!« Ich schob seine Finger weg. »Also sollte ich wohl den ersten Schritt machen und sie anrufen, damit wir diese Sache klären können. Falls sie sich überhaupt darauf einlässt, mich irgendwo zu treffen.«
»Das wird sie.«
»Oh, seid ihr zwei jetzt etwa beste Freunde?«
»Wohl kaum. Doch ich denke, sie vertraut mir jetzt zumindest ein kleines bisschen.«
Die Närrin.
»Das habe ich gehört«, sagte ich. »Sei nett!«
Darauf bekam ich keine Antwort, weder laut noch in Gedanken, sondern nur störrisches Schweigen, und wer könnte es ihm verübeln?
»Sie ist so jung.« Ich konnte kaum glauben, dass ich versuchte, das Verhalten meiner Schwester zu rechtfertigen. Dass ich wieder zu Hause war, in Sicherheit, hatte meine Wut verpuffen lassen. Was dumm war. Da ich jedoch immer noch auf Sexwolke sieben schwebte, fiel es mir schwer, auf Laura sauer zu sein, ganz egal, was sie getan hatte.
»Das ist sie«, gab er zu. »Und es ist schon ziemlich absurd, dass ausgerechnet du eine Bemerkung über das jugendliche Alter von jemandem machst, noch dazu, wenn dieser Jemand kaum zehn Jahre jünger ist als du.«
»Hey, ich bin in den letzten drei oder vier Jahren um Jahrzehnte weiser geworden.« Ich gähnte. Wir hatten uns genährt und anschließend gevögelt. Und jetzt dachte ich über Runde zwei nach. »Sag mir noch mal, wie sehr du mich vermisst hast.«
Es ist viel schöner, wenn ich es dir zeige, Geliebte.
Der Mann brachte es auf den Punkt. Und nicht nur das …
»Uh!«
33
Laura traf sich mit mir am nächsten Tag kurz vor der Abendessenszeit in der Lobby des Burnsville Fairview Ridges Hospitals. »Das passt mir perfekt, weil ich diese Woche hier aushelfe«, sagte sie und richtete den Kragen ihres Aushilfskittels.
Ich stöhnte auf. »Du bist der schlechteste Antichrist aller Zeiten.«
»Normalerweise dürfen nur Medizinstudenten aushelfen, aber Mrs Greeley sagt, ich hätte meine Arbeit so gut gemacht, dass ich in den Semesterferien wiederkommen könnte.«
Ich legte die Hand an die Stirn, als wäre ich eine untote Hellseherin. »Dein Hauptfach ist Religion und dein Nebenfach ist … lass mich überlegen … Soziologie. Richtig?«
»Nein, ich bin im Hauptfach auf Philosophie umgestiegen«, erwiderte sie mit herablassendem Schniefen.
»Danke, dass du mich berichtigt hast.« Das Ridges war für ein Krankenhaus gar nicht so übel. Jedenfalls hörte man niemanden schreien. Es roch auch stärker nach Blumen als nach Desinfektionsmitteln. Vielleicht sollte das Anlass zur Sorge geben. Mir jedoch nicht. Ich hatte den stechenden Geruch von Desinfektionsmitteln schon immer gehasst, und seit ich die feine Nase von Tausenden Bluthunden besaß, machten mich Krankenhäuser außerordentlich nervös. Ich ziehe eine Klinik, in der es wie in einem Gewächshaus riecht, einem Krankenhaus mit Chirurgie-Aroma jederzeit vor. Der Duft der Weihnachtssterne überlagerte den Blutgeruch fast völlig. »Möchtest du mitkommen und Jess besuchen?«
»Ich war schon bei ihr«, antwortete Laura strahlend. »Die Babys sind ja so niedlich! Sie hat mir erzählt, dass die Ärzte sie und die beiden Kleinen noch mindestens einen Tag dabehalten wollen. Angeblich zur Beobachtung, aber ich glaube eher, sie wollen die Zeit nutzen, um Jessica zu einer Spende für das Geburtszentrum zu überreden. Und Dick läuft rum und verteilt Kaugummizigarren!«
»Bezaubernd. Gehen wir ein Stück.«
»Du möchtest hier mit mir reden?« Ihr Blick schweifte über die Besucher, die durch die Lobby hinein- und hinausströmten, während sie neben mir herlief. »Über … über das, worüber wir reden müssen?«
»Hier sind wir ebenso ungestört wie bei uns zu Hause«, versicherte ich ihr. »Die meisten Menschen sind zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Es interessiert sie nicht, worüber sich zwei x-beliebige Blondinen unterhalten. Und die, die nicht zu sehr mit sich beschäftigt sind … was sollen sie schon machen? Sich einen
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