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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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geschafft.« Sie sah so erschöpft aus wie nie zuvor. Die Haare klebten ihr schweißnass am Kopf, und die Augen traten aus tiefen Höhlen hervor. Sie sah schlimm aus und roch noch schlimmer. Ich weiß nicht, wie sie es schaffte, so hinreißend zu lächeln und so strahlend zu wirken. Doch sie schaffte es. »Wie kann ich dir jemals dafür danken?«
    »Das Gleiche gilt für mich, Kumpel«, sagte Nicht-Nick rau. »Wenn du mal Hilfe brauchst, dann komm besser gleich zu mir!«
    (Mir gefiel, dass sogar Nicht-Nicks Herzlichkeit wie eine vage Drohung klang; muss so eine Cop-Eigenart sein.)
    »Wirklich, wirklich gut gemacht«, sagte ich. Anfangs war ich sauer gewesen, dass ich erst dazugekommen war, als die Geburt schon in vollem Gange war. Aber inzwischen sah ich ein, wie dumm das gewesen ist. Wäre ich früher angekommen, wäre womöglich ich statt Marc jetzt bis zu den Ellbogen mit Jessicaschleim bedeckt. »Wirklich, wirklich großartig, eine gute, ja geradezu eine Meisterleistung. Gut gemacht. Wirklich. Einfach hervorragend.«
    »Sie hat recht«, sagte Jessica, und erst jetzt fiel mir auf, dass auch sie eine Heidenangst gehabt hatte. Ihr Gesicht zeigte dieses seltsam fleckige Aussehen, das es immer annahm, wenn sie Angst gehabt hatte und dann doch alles gut ausgegangen war. »Du warst toll. Danke, dass du die Gehirne meiner Babys nicht verspeist hast.«
    Nicht lachen! Das ist ein rührender Moment, und vermutlich hat sie es nicht als Scherz gemeint. Also wag es nicht, jetzt zu lachen!
    »Gern geschehen«, antwortete Marc. »Danke, dass du nicht völlig ausgerastet bist, als dir klar wurde, dass ich sie zur Welt holen muss.«
    »Ist doch logisch.«
    Inzwischen hatte Tina Sinclair mit ihrem Hintern aus dem Weg geschoben und beugte sich über Jess, damit diese einen Blick auf das Andere Nee werfen konnte. Mir kam der Gedanke, dass ich es ihr vielleicht gleichtun und Jess ihren Sohn zeigen sollte.
    »Was soll das heißen: ›Ist doch logisch‹?«, fragte ich, als ich Jess ihren Zweitgeborenen hinhielt. Er war warm, und sein blauroter Hautton hatte sich normalisiert. Er schlief tief und fest. Faulpelz I und Faulpelz II , so sollten die beiden heißen.
    Jess legte die Hand auf Nees winzigen Kopf, nahm sie wieder fort, küsste Zeige- und Mittelfinger und legte die Hand zurück auf seinen Kopf. Die Geste – so zärtlich und unbewusst – schnürte mir die Kehle zu. Rasch wandte ich den Blick ab, bevor ich mich zu einem noch größeren Trottel machen konnte als üblich.
    »Wie ich schon sagte: Ist doch logisch.« Sie streckte die Arme aus, und Tina gab ihr vorsichtig das Andere Nee mitsamt Handtuch. Jessica schmuste eine Sekunde mit ihrer Tochter, dann wandte sie sich wieder mir zu. »Okay, ja. Ich war etwas nervös, dass Marc in der Nähe sein könnte, falls die Wehen zu Hause einsetzen, und ich hab ehrlich überlegt, ob ich deswegen Theater machen soll. Wir haben sogar darüber geredet, ob wir ausziehen sollen.« Nicht-Nicks Nicken erschreckte mich. Sie hatte nie auch nur eine einzige Silbe darüber verloren. Und Marc war plötzlich sehr damit beschäftigt, sich aus den Handschuhen zu schälen und zu säubern. Er wollte den Sanitätern nicht begegnen; und wir mussten uns noch überlegen, was wir ihnen erzählen sollten. Aber zuerst einmal wollte ich hören, was Jessica zu sagen hatte.
    »Dann habe ich mich an die Schwangeren in den Filmen und Serien erinnert«, fuhr Jess fort. »Und es ist immer dasselbe: Sie alle bekommen ihre Wehen im ungünstigsten Moment, genau dann, wenn es am gefährlichsten und unspaßigsten ist.
Immer,
verdammich.«
    Ich nickte. Sie hatte es auf den Punkt gebracht. Man konnte beinah die Uhr danach stellen.
    »Daher dachte ich mir, bei all dem paranormalen Scheiß, der in den vergangenen Jahren in unserem Leben geschehen ist, würde es ganz egal sein, wo ich mich aufhielt oder was ich tat. Denn wenn es bei mir so weit war, würde garantiert Marc als Einziger in der Nähe sein, um mir zu helfen. Und ich würde all meine schön zurechtgelegten Pläne ins Klo spülen können. Als die Babys dann so megaschnell kamen, hatte ich Angst, doch ich war nicht – ihr wisst schon –
überrascht

    Tina räusperte sich. »Da die Sache ein glückliches Ende genommen hat, ist jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, um zu beichten, dass ich einige obstetrische Besorgungen für Dr. Spangler erledigt habe.«
    »Ich weiß nicht, was das bedeuten soll«, gab ich zu.
    »Bücher über Geburtshilfe«, erklärte er. »Ich

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