Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
Reaktion verwirrte mich. Erst hatte er von komplizierten Mädchen gesprochen und nun fand ich dieses Bild in seinem Zimmer.
„Tom, ich will ja nicht unhöflich sein, aber kannst du mir bitte erklären, was los ist?", fragte ich vorsichtig, jedoch eindringlich genug, um ihn vermutlich an einem empfindlichen Punkt getroffen zu haben.
„Ich denke, du solltest deine Sachen jetzt auspacken gehen", sagte er schroff und wich meinem Blick dabei aus.
„Tom, hab' ich dir irgendetwas getan?"
Keine Antwort.
„Okay", murmelte ich vor mich hin. „Na, dann schönen Ferien!"
Ich stand auf und schritt zur Tür. Tom stand noch immer mit dem Rücken zu mir. Einerseits wollte ich gehen, andererseits wollte ich herausfinden, was ihn zu seiner genervten Reaktion veranlasste. Außerdem kannte ich Situationen wie diese. Mit Sicherheit hatte er das gerade Geschehene nicht böse gemeint und war nur zu stur dafür, sich einfach zu entschuldigen. Ich ergriff schließlich die Türklinke, blieb einen Moment stehen und überlegte, ob ich es nicht vielleicht doch noch mal versuchen sollte. Letztendlich kam ich jedoch zu der Entscheidung, ihn erst einmal in Ruhe zu lassen. Was auch immer ihn quälte, schien ihm eine Menge Kummer zu bereiten.
„Gute Nacht", sagte ich noch leise, bevor ich das Zimmer verließ.
Als ich kurz darauf in meinem eigenen Zimmer ankam, schloss ich die Tür und ließ mich auf mein Bett fallen. Was in Gottes Namen hatte das alles zu bedeuten? Ich hoffte inständig, dass Tom es mir am nächsten Tag erklären würde.
Mit diesem Gedanken im Kopf war ich wohl irgendwann eingeschlafen, denn am nächsten Tag erwachte ich frierend und ohne Decke in meiner Tageskleidung.
Ich war gerade mal wenige Minuten wach und hatte beschlossen, noch etwas im Bett zu bleiben, als es schon an der Zimmertür klopfte.
„Ja?", fragte ich laut und etwas grimmig, denn ich war ein wahrhaftiger Morgenmuffel.
Die Tür öffnete sich, doch es trat vorerst niemand ein. Erst nach einigen Sekunden stieß jemand die Tür mit dem Fuß auf. Gefolgt von dieser Prozedur, die meine morgendliche Laune bereits verjagt hatte, stand Tom in der Tür. Er befand sich noch in Boxershorts und T-Shirt, hatte völlig durchwuschelte Haare und hielt ein Tablett voller leckerer Köstlichkeiten in den Händen.
„Frühstück?", fragte er unsicher.
Chaos der Gefühle
„Hi!", begrüßte ich ihn. „Also guten Morgen, meine ich", verbesserte ich mich stotternd und als Tom sich noch immer keinen Zentimeter rührte, fuhr ich fort, „Komm doch rein!"
Tom nickte und betrat das Zimmer, während er die noch offen stehende Tür mit seinem Fuß zudrückte.
„Was verschafft mir die Ehre?", fragte ich weiter und richtete mich zu einer sitzenden Position auf.
„Dan, das mit gestern tut mir echt leid. Ich wollte nicht so zickig sein. Es ist nur, dass ich", er stockte, da ich ihm in diesem Moment mit einer Geste verdeutlichte, dass er sich ruhig neben mich setzte konnte. Er nickte und ließ sich neben mir auf dem Bett nieder, so dass wir nun dicht nebeneinander saßen und mit dem Rücken gegen die Wand am Kopfende des Bettes lehnten. Wir deckten uns zu und stellten das Tablett vor uns ab. Ich griff durstig nach einem Glas Orangensaft und trank das Glas fast auf Anhieb leer.
„Wer war der Junge auf dem Foto denn nun?", versuchte ich es erneut, nachdem ich mein Glas wieder abgestellt hatte.
Ich bezweifelte, dass Tom ein weiteres Mal wütend werden würde.
„Ein guter Freund", antwortete er knapp und es klang beinahe so, als wollte er sich für irgendetwas rechtfertigen.
„Aha. Und dieser Freund hat was gemacht? Oder warum hast du gestern so komisch reagiert?", während ich dies fragte, begann ich das Frühstücksei zu essen.
„Nein, dieser Freund hat nichts gemacht."
„Sag mal, muss man dir alles aus der Nase ziehen?", fragte ich und schnitt ein Brötchen auf, um es daraufhin mit Marmelade zu beschmieren. Auch Tom griff nun nach einem Brötchen und trank einen Schluck aus seinem mit Milch gefüllten Glas.
„Dieser Freund ist weggezogen", antwortete Tom ruhig. „Nach Irland." Seine Stimme war leise und glich fast einem Flüstern.
„Das tut mir leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten", gab ich unmittelbar zurück und spürte, wie sich ein schlechtes Gewissen in mir ausdehnte. „Was für ein Freund war er denn?"
Es dauerte ziemlich lange, bis Tom antwortete. Die Antwort war jedoch keine, die ich erwartet hätte.
„Er war mein Freund",
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