Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
sagte er erneut.
„Das sagtest du bereits", erwiderte ich und biss in das süße Brötchen.
„War er ja auch", meinte Tom.
„Ja."
„Du verstehst das nicht", sagte er dann etwas lauter und trank sein Glas leer.
„Wie denn auch, wenn du nicht mit mir redest?", entgegnete ich ruhig. „Vielleicht verstehe ich es ja, wenn du's mir erklärst."
Man sah Tom an, dass er nachdachte, während er mit seinen Finger die Körner von einer seiner Brötchenhälften pulte und jeden einzelnen davon in seinen Mund steckte, um gedankenverloren darauf herumzukauen. Erst nach einigen Minuten regte er sich wieder und lenkte schließlich vom Thema ab: „Hast du eigentlich was zum Anziehen für die Hochzeit morgen?"
Jetzt war ich baff. Ich versuchte ein ernstes Gespräch mit ihm zu führen und er begann plötzlich von der Hochzeit seines Bruders zu sprechen.
Dennoch ließ ich mir meine Verwunderung nicht anmerken und ging auf den Themawechsel ein. Er würde schon mit mir reden, wenn er es wollte.
„Ach, ist die schon morgen?", fragte ich und griff nach der zweiten Hälfte meines Brötchens.
„Ja, wir fahren morgen sehr früh los. Deshalb hab' ich mich gefragt, ob du überhaupt was zum Anziehen hast", erwiderte er.
„Ja, hab' ich. Hab' mir einen Anzug eingepackt. Wo findet die Hochzeit denn statt? Wie alt ist dein Bruder eigentlich? Wir müssen trotzdem noch einkaufen gehen. Ich hab' nämlich noch überhaupt kein Geschenk."
Plötzlich sprang Tom wie von einer Tarantel gestochen auf und warf beinahe das ganze Tablett um.
„Okay!", er schnaubte aufgeregt, wie jemand, dem nach einer ewigen Grübelei endlich etwas eingefallen war. „Dann wird heute ein anstrengender, aber auch spaßiger Tag. Pass auf! Wir gehen shoppen, dann gehen wir was essen und abends gehen wir Nachtangeln. Hast du Lust?"
Der noch eben traurige Tom war mit einem Mal wie ausgewechselt.
„Ähm, einverstanden", brachte ich knapp hervor.
Er nickte noch und stürmte aus dem Zimmer. Ich konnte zwar nicht nachvollziehen, wie eine Laune so schnell umspringen konnte, doch vermutete ich, dass er sich jetzt im Badezimmer fertig machen würde. Denn in der Zeit, in der ich ihn kannte, hatte ich schnell herausgefunden, wie eitel er war. Aus diesem Grund konnte ich noch eine Weile im Bett bleiben und in aller Ruhe mein Frühstück beenden.
Ich freute mich auf den kommenden Tag und war froh darüber, dass Toms Laune sich gebessert hatte, auch wenn ich mir andererseits Sorgen um ihn machte. Ich hätte zu gern gewusst, was ihm auf der Seele lag.
Als ich fertig war, stellte ich das Tablett neben das Bett und streckte mich einmal kräftig, bevor ich mich wieder hinlegte und die Augen schloss. Wenn ich daran dachte, dass Tom nur in Boxershorts neben mir unter einer Bettdecke gelegen und die nackte Haut unserer Beine sich berührt hatte, bekam mich eine gewaltige Gänsehaut.
Als ich merkte, dass ich kurz davor war, wieder einzudösen, rüttelte ich mich wach und warf einen Blick auf meine Armbanduhr, die ich auf dem Nachtschrank abgelegt hatte.
Tom war seit etwa einer Stunde verschwunden und somit beschloss ich, mich ebenfalls anzuziehen. Ich stand auf, packte meine frischen Kleidungsstücke zusammen und machte mich auf den Weg zum Badezimmer.
Die Tür dorthin war geschlossen und ich war mir nicht sicher, ob ich trotzdem hineingehen sollte. Die beste Lösung schien mir also, einfach anzuklopfen.
Da sich daraufhin keine Reaktion zeigte, öffnete ich die Tür und wollte das Bad gerade betreten, als ich erschrak und vor Schreck all meine Sachen fallen ließ.
Tom stand zwar mit dem Rücken zu mir, doch war er splitterfasernackt und mir wurde klar, warum er das Klopfen nicht gehört hatte. Das Radio war auf voller Lautstärke eingestellt und die Türen dieses Hauses waren so massiv, dass ich dies von draußen nicht gehört hatte.
Wie in Zeitlupe bückte ich mich, hob meine fallengelassenen Sachen wieder auf und wollte gleich darauf wieder heimlich verschwinden. Als ich mich jedoch wieder aufrichtete, knackte mein Kniegelenk in genau dem Moment, in welchem das Lied im Radio zuende war. Dafür, dass Tom das Klopfen nicht gehört hatte, hatte er das Knacken meines Knies umso schneller wahrgenommen. Sofort drehte er sich um und erblickte mich. Mein Gesicht musste in diesem Moment einer Tomate gleichen. Ich hätte heulen können, so peinlich war mir diese Situation. Nervös wartete ich auf eine Reaktion seinerseits, wartete auf irgendetwas, doch es kam nichts. Am
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