Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
mein Handy hervor. Ich zögerte eine Weile, bevor ich Toms Nummer wählte und den Hörer gespannt an mein Ohr presste.
Erst kam ein Leerzeichen, doch wurde daraus plötzlich ein Besetzzeichen, woraus ich schloss, dass Tom mich weggedrückt haben musste. Leise stöhnte ich auf und begann schließlich damit, mich umzuziehen. Wo konnte Tom nur sein? Mein ungutes Gefühl wurde immer stärker. Ich verstand nicht einmal, warum ich mich unwohl fühlte. Vielleicht beruhte dieses Gefühl lediglich darauf, dass ich Tom vermisste und seinen achtzehnten Geburtstag nicht mit ihm feiern würde. Dennoch hoffte ich inständig, dass Tom wirklich fischen war oder etwas Abwechslungsreiches unternehmen würde.
Den ganzen Tag über konnte ich mich kaum auf das Drehen konzentrieren. Als ich es schließlich nicht mehr aushielt, bat ich Michael um eine Pause, die er mir sofort gewährte. Vermutlich hatte er meine Unruhe den ganzen Vormittag über bemerkt. Ich eilte in die Umkleidekabine, öffnete mein kleines Schrankfach und zog mein Handy hastig hervor. Ich überlegte kurz und entschied mich dafür, meine Nummer nicht mit zusenden, in der Hoffnung, dass Tom mich dann nicht wegdrücken würde. Nervös wählte ich seine Nummer und lauschte dem Freizeichen, bis ich mein Handy beinahe vor Schreck fallen ließ.
„Ja?", meldete sich Tom.
Ich brachte kein Wort hervor und kam mir selbst lächerlich dabei vor.
„Hallo? Wer ist denn da?", fragte Tom erneut.
Ich konnte nichts sagen und wartete darauf, dass Tom jeden Moment auflegen würde, bis eine laute Ansage im Hintergrund zu hören war: „ Passagiere für den Flug nach New York bitte sofort zum Schalter kommen. Gate 1 ist nun geöffnet "
Ich traute meinen Ohren nicht.
„Okay, wenn du mir nicht sagen willst, wer du bist, muss ich jetzt leider auflegen. Ich muss los", schrie Tom gegen ein lautes Geräusch im Hintergrund an.
Ich raffte mich zusammen und brachte endlich etwas hervor: „Tom, ich bin ..."
Doch er hatte bereits aufgelegt und hörte mich nicht mehr.
Panisch wählte ich seine Nummer ein weiteres Mal, doch ging nur seine Mailbox heran.
„Nein", sagte ich zu mir selbst. „Nein, das kannst du nicht tun, Tom. Das kannst du einfach nicht tun."
Unbewusst ließ ich mich auf die Bank in der Umkleidekabine sinken und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Vielleicht hatte Tom sich auch nur zufällig auf dem Flughafen befunden. Warum hatte er aber so plötzlich losgemusst und sein Handy ausgeschaltet? Er konnte doch nicht einfach wegfliegen und abhauen. Außerdem war das verboten, denn er hatte einen Vertrag unterschrieben und war an genau diesen gebunden. Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
„Ja?", fragte ich mehr wütend als traurig.
Die Tür öffnete sich und Sean trat herein.
„Dan, Michael flippt schon aus. Du sollst bitte wieder kommen!", erklärte er.
„Na schön", zischte ich durch zusammengekniffene Zähne hindurch, stand auf und gestikulierte übertrieben, während ich die Schranktür brutal zuknallte und Sean nach draußen folgte.
„Mensch, Dan, wo warst du denn schon wieder?", fragte Michael verärgert.
„Ich denke, wir haben ein viel größeres Problem, als meine kurzzeitige Abwesenheit", erwiderte ich.
„Und das wäre?", Michael drehte an seinem Ehering.
„Tom ist auf dem Weg nach New York", brachte ich monoton hervor.
Stille trat ein.
„Ja, sagt ihr denn nichts dazu?", fragte ich und blickte mich hektisch um.
Es dauerte eine Weile, bis die Stille sich legte und dafür ein großes Gemurmel losging. Erst nach weiteren, verstrichenen Minuten verstummte auch dies wieder, indem Michael sich übertrieben laut räusperte.
„Adam!", schrie er.
„Ja?", hörte man eine tiefe Stimme und ein kleiner Mann kam um die Ecke. Sofort erinnerte ich mich an sein Gesicht. Es war der Kerl, der Tom zum Bury Hill See gefahren hatte.
„Fahr' Dan sofort ... und ich meine sofort ... zum Flughafen!", befahl Michael aufgebracht.
„Ja, aber zu welchem?", fragte ich dazwischen.
„Du sagtest New York?", fragte Michael unsicher.
„Ja", erwiderte ich knapp.
„Dann nach London Heathrow", sagte Michael. „Und beeilt euch!"
Kaum hatte er ausgesprochen, rannte ich aus der Tür und stürmte zum Auto. Gehetzt und hilflos fragte ich laut: „Welches denn?", während ich zwischen den vielen gleich aussehenden Autos umherlief.
„Das da!" Adam deutete auf einen kleinen, schwarzen Wagen.
„Schnell, nun kommen Sie schon!", schrie ich gehetzt und rannte
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