Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
strebend, brüteten sie über ein anderes Unternehmen ähnlicher Art. An Geld dazu fehlte es ihnen nicht. Noch besaßen sie von dem letzten Unternehmen her gegen zweihunderttausend Dollars als Ueberrest von den fünfeinhalb Millionen, welche die damalige Subscription in der Alten und der Neuen Welt geliefert hatte. Außerdem hatten sie noch dadurch, daß sie sich in den ganzen Vereinigten Staaten in ihrem Aluminiumgeschoß selbst ausstellten, eine erkleckliche Einnahme erzielt und so viel Ruhm eingeerntet, wie ihn menschlicher Ergeiz nur je erstreben kann.
    Impey Barbicane und Kapitän Nichol hätten sich also befriedigt genug fühlen können, doch an ihnen nagte die marternde Langweile, und nur um aus diesem Zustande der Unthätigkeit zu kommen, hatten sie ohne Zweifel die arktischen Gebiete angekauft.
    Wenn sie diese Erwerbung jetzt sogar um den Preis von über achthunderttausend Dollars machen konnten, so erklärt sich das dadurch, daß Mrs. Evangelina Scorbitt die ihnen fehlende Summe zulegte. Dank dieser edelsinnigen und freigebigen Frau war Europa von Amerika besiegt worden.
    Diese Sache hing folgendermaßen zusammen:
    Wenn der Vorsitzende Barbicane und der Kapitän Nichol mit unvergleichlichem Ruhme heimkehrten, so gab es doch noch einen Mann, der daran einen reichlichen Antheil hatte; der Leser erräth wohl, daß wir J. T. Waston, den eifrigen Schriftführer des Gun-Club, meinen. Diesem gewandten Rechner verdankte man ja die mathematischen Unterlagen, welche überhaupt erst das Wagniß des oben erwähnten Experimentes ermöglichten. Hatte er seine beiden Collegen bei ihrer außerirdischen Fahrt nicht begleitet, so unterließ er dies gewiß nicht aus Furcht – potz Wetter nein! Der würdige Artillerist mit dem mangelnden rechten Arme hatte aber, infolge eines jener im Kriege so allgewöhnlichen Vorkommnisse, eine Schädeldecke aus Guttapercha. Zeigte er diese nun den Seleniten, so hätte er denselben eine sehr klägliche Vorstellung von den Bewohnern der Erde – und der Mond ist doch immer nur der untergeordnete Satellit der letzteren – eingeimpft.
    Zum eigenen tiefsten Leidwesen hatte J. T. Maston also auf die Mitfahrt verzichten müssen; deshalb war er aber nicht müßig geblieben. Nachdem er zur Construction eines ungeheuren Teleskops verschritten, das später auf dem Gipfel von Long’s Peak, dem höchsten Punkte der Felsengebirge, Aufstellung fand, hatte er sich selbst hierher begeben, und als die Meldung eintraf, daß das Geschoß seine majestätische Bahn am Himmel beschreibe, hatte er seinen Beobachtungsposten nicht wieder verlassen. Dort, vor dem Ocular des riesigen Instrumentes, bemühte er sich seinen Freunden zu folgen, deren Luftwagen durch den Weltraum flog.
    Man hätte sie, die waghalsigen Reisenden, wohl als für diese Erde auf ewig Verlorene betrachten können; man konnte fürchten, daß das jetzt in dem neuen Anziehungskreise des Mondes schwebende Geschoß in alle Ewigkeit als dessen Untersatellit ihn werde umkreisen müssen. Doch nein; eine Ablenkung – ein Werk der Vorsehung hätte man darunter vermuthen können – hatte die Richtung des Projectils verändert und dieses, nachdem es den Mond umkreist, statt ihn selbst zu erreichen, war, mit sich beschleunigender Geschwindigkeit davongeführt, nach unserem Sphäroïden mit einer Endgeschwindigkeit zurückgekehrt, welche, als dasselbe in die Tiefen des Meeres stürzte, siebenundfünfzigtausendsechshundert Lieues in der Stunde betrug.
    Zum Glücke hatte die flüssige Masse des Stillen Oceans den Sturz gemildert, der von der amerikanischen Fregatte »Susquehanna« aus beobachtet wurde. Die Nachricht davon wurde sofort J. T. Maston übermittelt. Der Schriftführer des Gun-Club enteilte unverzüglich dem Observatorium von Long’s Peak, um das Rettungswerk zu leiten. In der Gegend, wo das Projectil verschwunden war, wurden Sondirungen vorgenommen, und der opferwillige J. T. Maston zögerte nicht, sich selbst in Taucherkleidung zu stecken, um seine Freunde aufzufinden.
    Im Grunde wäre es ganz unnöthig gewesen, sich so viele Mühe zu geben. Das Aluminiumgeschoß, welches eine, sein Eigengewicht übertreffende Wassermenge verdrängte, war nach einem tüchtigen Sturzbade wieder zur Meeresfläche emporgestiegen, und als Präsident Barbicane, Kapitän Nicholl und Michel Ardan an der Oberfläche des Oceans aufgefunden wurden, da vertrieben sie sich in ihrem schwimmenden Gefängniß die Zeit mit – einer Partie Domino.
    Um auf J. T. Maston

Weitere Kostenlose Bücher