Kein Durcheinander
zurückzukommen, so hatte der Antheil, der ihm bei jenem außerordentlichen Unternehmen zukam, ihn mit Ruhm bedeckt.
Gewiß war dieser J. T. Maston mit seinem falschen Schädeldache und dem verstümmelten, in einen metallenen Haken endigenden rechten Arme nicht eben eine Schönheit zu nennen; er war auch nicht mehr jung, denn bereits hatten ihm achtundfünfzig Jahrestage geschlagen oder feierlich entgegengeläutet zur Zeit, wo unsere Geschichte beginnt. Die Originalität seines Charakters aber, die Lebhaftigkeit seiner Auffassung, das Feuer, welches seinen Blick belebte, wie der Eifer, mit dem er an Alles herantrat, hatten ihn den Augen der Mrs. Evangelina Scorbitt als Ideal erscheinen lassen. Sein sorgfältig unter der Guttapercha-Calotte geschütztes Gehirn war ja unversehrt, und daneben galt er noch immer mit Recht für einen der geschicktesten Rechenmeister seiner Zeit.
Mrs. Evangelina Scorbitt dagegen fand – wenn ihr auch die kleinste selbst ausgeführte Berechnung eine Migräne zuzog – mindestens Gefallen an den Mathematikern, wenn sie auch diesen nicht für die Mathematik empfand. Sie betrachtete diese Herren als Wesen von besonderer und höherer Art. Man denke auch: Köpfe, in denen die
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umherrollen wie die Haselnüsse im Sacke; Gehirne, welche mit algebraischen Zeichen nur so spielen; Hände, welche mit dreifachen Integralen umspringen wie Jongleure mit ihren Gläsern und Flaschen; Intelligenzen, welche eine beliebige Sache durch Formeln wie etwa
ʃʃʃϕ, (
xyz) dx dy dz
darstellen.
Ja! Solche Gelehrte erschienen ihr der höchsten Bewunderung würdig und geschaffen, um eine Frau in gleichem Verhältnisse der Masse und in umgekehrtem Verhältnisse des Quadrates der Entfernung anzuziehen. Gerade J. T. Maston war aber corpulent genug, eine solche unwiderstehliche Anziehungskraft auszuüben, und was die Entfernung betraf, so mußte diese eine völlig verschwindende werden, wenn sie einander jemals angehören konnten.
Wir müssen gestehen, daß dieser Gedanke den Schriftführer des Gun-Club, der nie das Glück in so engen Verbindungen gesucht hatte, einigermaßen beunruhigte Auch Mrs. Evangelina Scorbitt erfreute sich nicht mehr der ersten Jugend – ja kaum der zweiten – mit ihren vierundvierzig Jahren, den glatt anliegenden Scheiteln, welche wie ein früher schon farbiges und später frisch aufgefärbtes Gewebe aussahen; bei dem mit sehr langen Zähnen, von denen sie noch keinen eingebüßt, ausgestatteten Munde; mit der hageren, jeder Rundung entbehrenden Taille und dem etwas unbeholfenen Auftreten, – kurz, sie bot mehr die Erscheinung einer alten Jungfer, obwohl die würdige Dame, freilich kaum einige Jahre, verheiratet gewesen war. Im Uebrigen aber war sie eine vortreffliche Persönlichkeit, der an irdischem Glück nichts gefehlt hätte, wenn sie sich in den Salons von Baltimore nur hätte als Mrs. J. T. Maston zeigen können.
Das Vermögen dieser Wittib war sehr bedeutend. Nicht, daß sie so reich gewesen wäre wie die Gould, die Makay, die Vanderbilt oder die Gordon Benett, deren Vermögen eine Milliarde übersteigt und die einem Rothschild hätten ein Almosen anbieten können; nicht, daß sie dreihundert Millionen besessen hätte, wie Mrs. Moses Carper, zweihundert Millionen wie Mrs. Stewart, oder neunzig Millionen wie Mrs. Crocker – drei Witwen, die sich sehen lassen können! – noch daß sie so reich gewesen wäre wie Mrs. Hammersley, Mrs. Helly Green, Mrs. Massit, Mrs. Marschall, Mrs. Para Stevens, Mrs. Mintury und noch einige Andere; jedenfalls hätte sie aber das Recht gehabt, an dem denkwürdigen Festessen des Fünfte Avenue-Hotels in New-York theilzunehmen, an dem nur mindestens fünffache Millionäre zugelassen wurden. In der That verfügte Mrs. Evangelina Scorbitt über die nette Summe von vier wohlgezählten Millionen Dollars (M. 16,000.000; fl. 8,000.000), ererbt von John P. Scorbitt, der dieselben durch zweifachen Handel mit Modewaaren und gepöckeltem Schweinefleisch eingeheimst hatte. Die edelmüthige Witwe hätte sich nun glücklich geschätzt, dieses Vermögen zu Gunsten J. T. Maston’s, dem sie ja einen noch weit unerschöpflicheren Schatz an Zärtlichkeit entgegenbrachte, verwenden zu können.
Entsprechend einer Anfrage J. T. Maston’s hatte Mrs. Evangelina Scorbitt denn auch freudig zugestimmt, für die Zwecke der »
North Polar Practical Association
«, trotz ihrer Unkenntniß der eigentlichen Ziele derselben, einige Hunderttausend Dollars zuzuschießen.
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