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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wasserweg vorzogen, hätten doch nicht hingereicht, die nöthigen Massen von Metall, Kohle und Meli-Melonit zu transportiren. Es blieb vollkommen unbegreiflich, wie sich die Abreise hatte so incognito vollziehen können. Dennoch war das der Fall. Nach sorgfältigster Erkundigung wußte man übrigens, daß weder an metallurgische Werke noch an chemische Fabriken der Alten wie der Neuen Welt irgendwelche Bestellungen ertheilt worden waren. Das erschien unerklärlich – zugegeben! Jedenfalls wird es später noch an den Tag kommen.
    Befanden sich nun der Präsident Barbicane und der Kapitän Nicholl in Folge ihres räthselhaften Verschwindens vorläufig so gut wie außer Gefahr, so hatte doch ihr College, der richtig hinter Schloß und Riegel sitzende J. T. Maston, die Wuthausbrüche des Volkes zu fürchten. Bah, das kümmerte ihn blutwenig! Ein bewunderungswürdiger Trotzkopf, dieser Rechenmeister! Er war aus Eisen wie sein Vorderarm; er wich vor nichts zurück!
    Im Grunde der Zelle, die er im Gefängnisse von Baltimore einnahm, versenkte sich der Schriftführer des Gun-Club mehr und mehr in Betrachtungen über seine weit entfernten Collegen, denen er nicht hatte folgen können. Er zauberte sich das Bild des Präsidenten Barbicane und des Capitän Nicholl vor Augen, wie diese ihr riesenhaftes Werk an dem unbekannten Punkte des Erdballs, wo Niemand sie daran stören würde, mit Genugthuung vorbereiteten. Er sah sie bei der Herstellung des gewaltigen Feuerschlundes, bei der Bereitung des Meli-Melonits, beim Gießen jenes Projectils, welches die Sonne bald unter die Zahl ihrer kleinen Planeten aufnehmen sollte. Dem neuen Gestirne war der Name Scorbetta bestimmt, ein Beweis von der Galanterie und der Achtung gegen die reiche Capitalistin im New-Park. Und J. T. Maston zählte die, seiner Meinung nach zu kurzen Tage, welche ihn dem für den Schuß festgesetzten Datum näher brachten.
    Es war jetzt bereits Anfang April. Noch zweiundeinhalb Monat und das Tagesgestirn mußte nach Erreichung des Wendekreises des Krebses sich wieder dem des Steinbocks zuwenden; drei Monate später mußte es dann die Linie des Aequators mit der Herbst-Tag- und Nachtgleiche überschreiten – und dann würde es zu Ende sein mit den Jahreszeiten, welche seit Aeonen von Jahren so regelmäßig und so »dumm« hienieden stets abwechselten. Zum letzten Male im Jahre 189. sollte unser Sphäroid die Ungleichheit der Tage und Nächte aufweisen, dann sollte immer dieselbe Anzahl von Stunden – wo immer auf der Erde – zwischen Auf-und Untergang der Sonne liegen.
    Wahrhaftig, das war eine herrliche, übermenschliche, eine göttliche Aufgabe! J. T. Maston vergaß vollständig die arktischen Gebiete, sowie die Ausbeutung der Kohlenlager derselben, und sah nichts als die kosmographischen Folgen des geplanten Werkes. Das Hauptziel der neuen Gesellschaft verschwamm völlig unter den Umgestaltungen, welche das Aussehen der Welt treffen sollten.
    Indessen die Welt mochte ihr Aussehen nicht verändert wissen. War es nicht noch immer ein jugendliches, wie es ein Gott ihr in den ersten Schöpfungstagen verliehen?
    J. T. Maston, der allein und ohne Vertheidigungsmittel in seiner Zelle hinbrütete, widerstand doch nach wie vor jedem Drucke, den man auf ihn auszuüben versuchte. Tagtäglich stellten sich Mitglieder der Sachverständigen-Commission bei ihm ein, ohne etwas zu erzielen. Da kam John Prestice auf den Gedanken, einen Einfluß zu erproben, der vielleicht einen besseren Erfolg versprach, als der ihrige – den der Mrs. Evangelina Scorbitt.
     

    Das Niveau der flüssigen Massen muß sich fast an jedem Punkte des Erdballs verändern. (S. 123.)
     
    Jedermann wußte ja, welcher Hingebung die ehrenwerthe Witwe fähig war, wenn es sich um die Verantwortlichkeit J. T. Maston’s handelte, und welches unbegrenzte Interesse sie dem berühmten Rechner entgegenbrachte.
    Nach einer Berathung der Commissäre wurde denn auch der Mrs. Evangelina Scorbitt die Berechtigung ertheilt, den Gefangenen zu besuchen, so viel sie wollte.
     

    J. T. Maston im Hintergrunde seiner Zelle. (S. 127.)
     
    War sie, sie, selbst, nicht ebenso wie die übrigen Bewohner des Erdballs durch den fürchterlichen Rückprall der Monstre-Kanone aufs höchste bedroht? Oder sollte ihr prächtiges Haus im New-Park bei der schließlichen Katastrophe mehr verschont bleiben als die Hütte des einfachsten Waldläufers oder der Wigwam des Indianers? Stand nicht ihr irdisches Leben gleichmäßig auf dem

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