Kein Durcheinander
Australier, Canadier, Hindus, die Neu-Seeländer u. A. Großbritannien konnte doch unmöglich zugeben, daß Barbicane es seiner reichsten überseeischen Besitzungen beraubte, wo das sächsische Element schon mehr und mehr an die Stelle des eingeborenen trat. Offenbar mußte sich der Golf von Mexiko entleeren, um etwa ein großes Reich zu bilden, dessen Besitz die Mexikaner und die Yankees auf Grund der Monroë-Doctrin beanspruchen konnten. Offenbar würde auch das Becken der Sunda-Inseln, der Philippinen und der Celebesgruppe durch seine Trockenlegung ungeheure Territorien frei werden lassen, welche den Engländern und den Spaniern zufallen mußten.
Nutzlose Compensation! – Alles das konnte den durch die schreckliche Ueberfluthung herbeigeführten Verlust nicht aufwiegen.
Ja, wenn durch die Senkungsvorgänge nur etwa die Samojeden oder die sibirischen Lappen, die Feuerländer und Patagonier, oder selbst die Tataren, die Chinesen und so ein paar Argentiner unter den neuen Meeren verschwinden sollten, hätten die civilisirten Staaten zu solchem Opfer Ja und Amen gesagt; es waren aber zu viele Mächte in Mitleidenschaft gezogen, als daß es nicht Proteste gegen diesen Umschwung der Dinge hätte regnen sollen.
Was im Besonderen Europa betrifft, so sollte dieses, trotz der ausbleibenden Veränderung der Verhältnisse in seinen mittleren Theilen, im Westen stark gehoben, im Osten um ebensoviel gesenkt, d. h. zur Hälfte auf der einen Seite erstickt und zur Hälfte auf der anderen ertränkt werden. Das war doch wahrlich nicht annehmbar! Außerdem sollte sich das mittelländische Meer fast vollständig entleeren, was weder die Franzosen noch die Italiener, weder die Spanier noch die Griechen, und weder die Türken noch die Egypter, deren Lage an den Küsten ihnen unbestreitbare Rechte auf dieses Meer verlieh, gutwillig zugeben konnten. Wozu hätte denn der durch seine Lage in der neutralen Linie verschont bleibende Suezcanal fernerhin dienen sollen? Wie hätte man die herrlichen Arbeiten eines Lesseps ausnutzen können, wenn es auf der einen Seite kein Mittelmeer und auf der anderen kein Rothes Meer – oder doch nur sehr wenig davon – gab, außer wenn man sich entschloß, jene vielleicht um tausend Kilometer weiter fortzusetzen?…
Endlich würde England ganz sicherlich niemals zustimmen, Gibraltar, Malta und Cypern sich in wolkenverlorene Bergspitzen verwandeln zu sehen, die dann keine Kriegsschiffe mehr anlaufen könnten. Nein, es würde sich unbedingt nicht für befriedigt erklären durch den Zuwachs an Landgebiet, der ihm aus den früheren Atlantischen Becken anheimfallen konnte. Dennoch war der Major Donellan bereits im Begriffe, nach Europa zurückzudampfen, um die Rechte seines Landes auf die neuen Gebiete noch brühwarm geltend zu machen, im Falle das Unternehmen von Barbicane & Cie. wirklich gelänge.
Schon hieraus ergibt sich, daß Proteste von allen Ecken der Welt einlaufen mußten, selbst von denjenigen Staaten, welche auf den Linien lagen, wo die Niveauveränderung gleich Null sein sollte, denn auch diese wurden an anderen Punkten mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen. Diese Proteste gestalteten sich vielleicht noch stürmischer seit dem Eingange jener Kabelnachricht von Zanzibar, welche, unter Bekanntgabe des Ortes für den Riesenschuß, die eben wiedergegebene, wenig beruhigende »Dringlichste Mittheilung« veranlaßt hatte.
Kurz, der Präsident Barbicane, der Kapitän Nicholl und J. T. Maston wurden von der gesammten Menschheit in den Bann gethan.
Und doch, welche Ernte für die Journale ganz beliebiger Richtung! Welche Nachfrage um Einzelexemplare! Wie viele Wiederdrucke und Ergänzungsabzüge! Es war vielleicht zum allerersten Male, daß man Zeitungen, welche sonst in jeder anderen Frage auseinandergehende Ansichten vertraten, bezüglich desselben Protestes in herzinniger Uebereinstimmung sah, wie z.B. die »Novosti«, die »Novoje-Wremja«, den »Kronstädter Boten«, die »Moskauer Zeitung«, den »Ruskoje-Dielo«, den »Grashdanin«, das »Journal von Karlskrona«, das »Handelsblad«, »Vaderland«, »Fremdenblatt«, die »Neue Badische Landeszeitung«, die »Magdeburger Zeitung«, »Neue freie Presse«, das »Berliner Tageblatt«, das »Extrablatt«, die »Post«, das »Volksblatt«, den »Börsencourier«, die »Sibirische Zeitung«, die »Kreuzzeitung«, die »Vossische Zeitung«, den »Reichsanzeiger », die »Germania«, die »Epoca«, den »Correo«, »Imparcial«, die
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